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Channel: Kunst – Mit Vergnügen Berlin
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ARTVERGNÜGEN #35 – Gallery Weekend Review, Julius von Bismarck bei Alexander Levy, Photography Playground by Olympus

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Das Artvergnügen entfaltet sich dieses Mal frei nach dem Motto “Work hard. Play Hard.” und guckt in Katerstimmung zurück auf das Gallery Weekend, um bei Julius von Bismarck zurück zur Arbeit zu gehen und danach beim Olympus Photography Playground wieder den Feierabend zu genießen.

Gallery Weekend – Der Morgen danach
Ok, ok zugegeben: Deutschland tut sich ja immer ein bisschen schwer mit Weltniveau. Hollywoodstars, die bei Wetten dass... ins Wachkoma fallen, oder ungebaute Flughäfen sind da nur Beispiele am Rande. So wirklich international zu beeindrucken klappt irgendwie nicht. Bis jetzt. Denn wer hätte das gedacht: Das Gallery Weekend hat sich ordentlich gemausert und Berlin drei Tage lang in eine Kunstparty mit bestens gelauntem und bestens angezogenem Publikum versetzt. Es wurde gestaunt, gebloggt, gekauft und getrunken was das Zeug hält. Geschwärmt wurde vor allem von Roswitha Hecke’s 70 er Schwarzweißphotographien, “sex workers” Irene bei Sassa Trültzsch, der Schönheit von Thilo Heinzmann’s ungebundenen Pigmenten bei Guido W. Baudach und den kleinen Tierskulpturen bei Esther Schipper, die auch (oder gerade) bei großen Jungs den Spieltrieb weckten. Der Kunstmarathon wurde entweder mit Rad oder frisch polierten BMW-Shuttles bezwungen.

Foto

Ich will ehrlich sein: mein Gallery Weekend fand leider ausschließlich in den eigenen vier Galeriewänden statt, aber so viel sei verraten – wir Galeristen verstehen es hervorragend, Privates und Berufliches zu mischen und so wurde nach Besichtigungsschluss im Kraftwerk bis zum Morgengrauen getanzt. Alles fürs Geschäft natürlich. Ein paar schöne visuelle Eindrücke vom Gallery Weekend findet ihr hier.

Julius von Bismarck – Zurück zur Arbeit
“Was er arbeitet ist so weit weg von jedem Mainstream, dass dieser alle Mühe hat dem noch hinterher zu hecheln.” Dieter Moor

An Julius von Bismarck ist alles auffällig: sein Name, seine (sehr) bärtige Erscheinung, seine Arbeitswut, seine Erfindungen, aber vor allem seine Kunst. Denn die ist so, wie man Kunst eine wirklich lange Zeit nicht mehr gesehen hat: klug. Die Feuilletons bezeichnen ihn gern als Brainiac der jungen Kunstwelt, egal ob er die Alpen und die Freiheitsstatue auspeitscht (dafür sogar verhaftet wird) oder Stadttauben mit Lebensmittelfarbe zu Paradiesvögeln aufwertet, dahinter stecken immer eine Menge Ideen und einer der vielversprechendsten Künstler der Gegenwart.

“Hier wird gearbeitet und nicht rumgehangen, gefaulenzt” sagt Julius von Bismarck, Jahrgang 1983, seinem Atelier. Erfinder, Patentbesitzer und Künstler ist er. Werbeagenturen rissen sich um seine Erfindung des Image Fulgurators, eine Kamera, die Lichtblitze auf Motive schießt. Für den Fotografierten nicht wahrnehmbar, für die Kamera hingegen schon. So schaffte er es, auf ein Abbild von Mao eine Friedenstaube zu schießen und auf den Papst die klare Message “NO”. Vor aller Augen und doch unsichtbar. Die ultimative Macht über die Bilder.

Julius von BismarcK - Unfall am Mittelpunkt Deutschlands (Alexander Levy)

In den Räumen von Alexander Levy zeigt er jetzt mit Unfall am Mittelpunkt Deutschlands drei neue Werkkomplexe, in denen er erneut die Natur mit Kultur konfrontiert. Wir sehen Bilder eines Baums, genauer gesagt einer Linde, gepflanzt im Februar 1991 in der thüringischen Provinz Niederdorla. Ein Auto ist an diesen Baum geprallt – Totalschaden, aber niemand ist verletzt. Oder vielleicht doch? Diese Linde ist schließlich nicht irgendeine. Sie ist der geographische Mittelpunkt Deutschlands, das Herz der Bundesrepublik – die Macht kommt mit ins Spiel. Zufall oder Werk eines Künstlers? Der Zuschauer darf skeptisch sein. Das setzt sich auch in Abbildungen eines Waldes fort: von Bismarck hat unter allen Bäumen auch einen falschen Baum versteckt. Ein Spiel mit der Wahrnehmung, denn jetzt stellen wir den gesamten Wald in Frage, welcher Baum ist echt, welcher unecht?  Nur ein Baum schafft es, den gesamten Eindruck zu verändern. Eine Beobachtung, die mehr über uns als über das Gesehene verrät.

Von Bismarck reflektiert keine Trends und keine Popkultur, er möchte ganz in seiner Kunst verschwinden, weit weg von allem weltlichen Getose. Die Ergebnisse treffen dennoch immer genau den Zeitgeist und das Schöne ist: er fängt gerade erst an.

Julius von Bismarck “Unfall am Mittelpunkt Deutschlands” bis zum 15. Juni
Alexander Levy / Rudi-Dutsche-Straße 26 / Di – Sa 11 – 18 Uhr / Eintritt frei

Playground

Olympus OM-D: Photography Playground – Endlich Feierabend!
In den alten Opernwerkstätten in Mitte findet sich derzeit ein Spielplatz für Erwachsene mit wirklich feinem Spielzeug: Olympus leiht für die Besichtigung von “Raum und Kunst” die Kameras Olympus OM-D, mit denen in der Ausstellung ganz eigene Ideen umgesetzt werden dürfen. Die Bühne hierfür bieten Installationen mit Licht und Material von Julian Charriere, Tim John, Jeongmoon Choi und vielen weiteren, wahnsinnig interessanten und vielseitigen Künstlern.

Der Beobachter in Interaktion mit der Kunst, das verspricht viel Spaß und gute Schnappschüsse. Spielen ist also ausdrücklich erlaubt, aber nicht vergessen: nicht die guten Hosen dafür anziehen (es gibt nämlich auch was zum Klettern!).

Alle Bilder, die mit den geliehenen Kameras während der Ausstellung geschossen werden, nehmen automatisch an einem Contest teil, bei dem man “attraktive Preise” gewinnen kann. Ich mache mir bei dem Sponsor bestimmt keine unbegründete Hoffnung, dass es sich dabei um Kameras handeln wird.

Olympus Photography Playground bis zum 24. Mai
Opernwerkstätten / Zinnowitzer Straße 9 / 11 – 19 Uhr / Eintritt frei


ARTVERGNÜGEN #36 – mit Performancekunst in der Stadt, Musik in der Wolke, Möglichkeiten einer Insel und Anish Kapoor

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„Süßer Mai, du Quell des Lebens, bist süßer Blumen so voll“ – lobpries schon Songwriter Clemens von Brentano den Wonnemonat. Mai – das sind 31 Tage floraler und emotionaler Explosion. Berlin scheint unübertrefflich in seiner Schönheit. Die Hüllen fallen, im Park wird getanzt, gegessen, gelebt. Und auch die Kunst möchte sich zeigen.

Monat der Performancekunst 
in der Stadt
Im „Monat der Performancekunst“, kurz: MPA-B, wird jener Selbstdarstellung eine Bühne gegeben. Leider leider habt ihr die Live Trance Jazz Improvisation Performance bereits verpasst. Neben diverser fortlaufender, sowie einmaliger Aktionen könnte aber der StratoFyzika-Workshop, in dem Methoden zur produktiven Zusammenarbeit von Musikern, Schauspielern und visuellen Künstler erarbeitet werden, was für euch sein. 
Das vollständige Programm des MPA –B gibt‘s hier.

Hinterlässt euch das rastlos performative aber ratlos, nehmt euch als Hilfestellung die Ausstellung „On Off Moments“ im Grimmmuseum vor. Und wenn euch Temperaturen über 25 Grad einfach nur auf den ursprünglichsten aller menschlichen Instinkte reduziert, die pure Fleischeslust nämlich: am 31. Mai schließt die der MPA-B mit einem, von Performances umrahmten, BBQ. Ab 20.00h bei Shift, Köpenicker Straße 70.

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Kultur:Stadt „Musik in der Wolke“ in der Akademie der Künste und im Stadtraum
Schon seit März diskutiert die Veranstaltungsserie „Kultur:Stadt“ der Akademie der Künste wie Kunst und Kultur unser Stadtbild prägen. Bis Ende des Monats ist das Augenmerk gerichtet auf das Ohr, auf die Rolle von Klang in der Wahrnehmung des urbanen Raumes. Für „Musik in der Wolke“ haben internationale Musiker und Autoren ortspezifische Kompositionen kreiert, die nicht unbedingt sicht- aber hörbare Erlebnisräume entstehen lassen. Diese öffnen sich euch über die begleitende App u.a. bei „on air“, in den Prinzessinnengärten, im DOCK 11 EDEN***** sowie im Mellowpark. Ein auch physischer Hörraum erschließt sich euch bei der Akademie der Künste am Hanseatenweg, verschiedene Klanginstallationen verwandeln beispielsweise Solarenergie in Musik. Der Soundtrack einer lauen Frühlingsnacht.
Eine Übersicht aller Stationen und Programmpunkte findet ihr auf dieser Website.

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The Possibility of an Island bei Import Projects
Das Art Vergnügen 36 entsteht in Istanbul, wo ich die letzten vier Wochen verbringen durfte. Zweifellos gibt es hier ausreichend und mehr Möglichkeiten zur Ablenkung. Wenn ich’s mir aber erstmal in meinem allerallerliebsten Cafe gemütlich gemacht habe, fällt die Konzentration nicht schwer: ich kann den Gesprächen am Nebentisch nämlich meist nicht folgen. Ärgerlich und doch auch erholsam. Isolation durch Sprache. In jenen Momenten befinde ich mich auf meiner eigenen kleinen Insel. Die Einladung zur Eröffnung von „The Possibility of an Island“ fällt bei mir daher auf fruchtbaren Boden. Letzte Woche eröffnete Import Projects eine Gruppenausstellung, die das Konzept der Insel als mentalen Zustand, als Zone zwischen Imagination und Realität, Ich und Umfeld, begreift. Aber ist eine Isolierung im 21.Jahrhundert überhaupt noch möglich? Diverse Künstler 
versuchen sich an Antworten.

Bis 20. Juli
Import Projects: Keithstraße 10, Berlin.
Do – Sa, 12.00 – 18.00 h und nach Vereinbarung

Anish Kapoor im Martin-Gropuis-Bau
Anish Kapoor ist ein Effekthascher. 2009 klaffte in London’s Royal Academy die Nachbildung einer blank polierten, überdimensionalen Vagina vor mir. Im Nebenraum lenkte mich ein, in ständiger Selbstreproduktion befindlicher, Steg aus Wachs zum ebenfalls Wachs schießenden Kanonenrohr. Dieses, indem es tat was es tat, nämlich „Shooting into the Corner“, wurde zum Erschaffer einer Skulptur. Kapoor’s Installationen sind aber im Grunde genommen keine Skulpturen mehr, sie sind Monumente. Nicht selten dominiert die Farbe Rot und oftmals erweitern sie den Raum durch Spiegelung (z.B. „Cloud Gate“). Pralle Skulpturen in Koons’scher Anmutung sind das, in die man so gern mit einer Nadel stechen möchte. Zu den olympischen Spielen in London 2012 erbaute er sich selbst ein Monument: seine Helix windet sich seitdem, architektonisch so futuristisch wie ihr Name ArcelorMittal Orbit, im olympischen Park in den Himmel. Das Schönste dran ist in dem Fall wohl der Ausblick von drinnen. Trotzdem sollte man nicht verpassen, wenigstens einmal vor einem Kapoor gestanden zu haben. 
Er hascht nämlich wirklich erfolgreich nach dem Effekt.

Im Gropius-Bau zeigt er 70 neue und bestehende Arbeiten.

18. Mai bis 24. November
Eröffnung am 19.Mai
Martin-Gropius-Bau
: Niederkirchnerstraße 7/ Ecke Stresemannstraße 110
Mi- Mo, 10.00 – 19.00 h

Eintritt 11 Euro, ermäßigt 8 Euro

Berlin.Status (2) im Künstlerhaus Bethanien

Berlin und deine Künstler, wie geht‘s euch? Bei Berlin.Status (2) antworten unter anderem Despina Stokou, Herausgeberin des Kunstführer bpigs, Kuratorin und Pressebeauftragte für das Grimmmuseum und selbst schaffende Künstlerin, deren Collagen noch bis 22.Juni in der Krobath Galerie zu sehen sind. Auf keinen Fall fehlen darf der, vom Art Vergnügen-Redaktionsteam hoch geschätzte, Julius von Bismarck. 
Auch mit von der Partie ist Mariechen Danz, die Frau hinter der übersexy Stimme aus Bodi Bill‘s Track „Depart“, die neben zahlreicher Anderer auch bei der „Leistungsschau“ Based in Berlin (2011) die Kunst der Hauptstadt repräsentieren durfte.

24.Mai bis 16.Juni
Eröffnung am 23.Mai, 19.00 – 22.00 h.
Künstlerhaus Bethanien: Kottbusser Straße 10
Di – So, 14.00 – 19.00 h
Eintritt frei

DER _ _ _ _ _ (bitte fügt das Adjektiv selbst hinzu) ORT IN BERLIN

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Wenn man nach dem _ _ _ _ _ _ Ort in Berlin suchen müsste, dann würde man vermutlich in den Osten fahren. Aus Prinzip. Nach Lichtenberg, Marzahn – so zumindest gibt es die böse, vorurteilsbehaftete Gehirnhälfte vor. Man würde also am Alexanderplatz in die Bahn steigen und bis nach Friedrichsfelde fahren.  Was man dann allerdings feststellen wird: kaum ein Ort ist so … ääh, besonders wie der Ort, den man direkt am Alexanderplatz vorfindet. Denn dort, im Herzen der Stadt, gibt es einen Platz, an dem Kim Jong Un am liebsten Urlaub machen würde. Das Berlin Carré.

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FC Magnet Bar, bitte was? Bierbrunnen heißt die wirkliche Fußballkneipe für Insider, in der man die Bundesligasaison in einer gemütlichen Atmosphäre grauer Fließen genießen kann, während der Besucherstrom am Fenster vorbeizieht. Kann man nicht verfehlen.

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Zu schön um wahr zu sein. Es gibt noch freie Flächen. Perfekt für einen Pop Up Store.

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Abendbrot mit Aida. Vielleicht demnächst ja hier.

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Unten ohne. Manche nennen das auch Kunst.

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Wozu stundenlang Richtung See fahren, wenn das Urlaubsparadies inklusive Deutschlandbahn für die Kleinen direkt vor der eigenen Haustür auf einen wartet? Und diese Vegetation! Fast wie im Paradies.


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Das schönste am Berlin Carré ist die überraschende Vielseitigkeit. Nur einen Katzensprung vom Entenparadies entfernt, erwartet einen die hauseigene grüne Oase zum Entspannen vom wilden Treiben, während die Kinder um die Ecke begeistert die elfte Runde mit der Deutschlandbahn fahren.

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Wenn Mc Donald’s zum schönsten Ort wird – DER Treffpunkt für groß und klein, Familie Ulmen-Fernandes, Jürgen Vogel & alle ihre Freunde des gesunden Snacks zwischendurch.

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Einfach die Seele baumeln lassen. Im Berlin Carré ist es noch möglich.

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Im Berlin Carré finden natürlich auch regelmässig Veranstaltungen statt. Schaut hier. Kennt ihr noch andere besondere Ort? Wir wollen es wissen.

ARTVERGNÜGEN #37 – vom DMY Festival, der Ars Electronica, KUNSTBLITZ und zehn Künstlern in einem Büro

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Avanti, avanti! Eine Woche steht unter dem Zeichen der Bewegung: zur Design Week darf durch  Berlins Designetablissements getourt werden. Polen macht einen Abstecher zum DMY Festival. Die Ars Electronica lässt Schmetterlingedurchs VW Forum fliegen. Die KUNSTBLITZ Pop-Up Galerie eröffnet mit künstlerischen Souvenirs aus aller Welt. Und was entsteht, wenn man zehn Künstler von der Leine lässt, seht ihr in einem Büro in der Friedrichstraße. Das verspricht, eine gute Woche zu werden.

DMY Festival auf dem Flughafen Tempelhof und Nightshift – Lange Nacht der Designstudios
Im SUPERGRAU-Shop hätten wir gerade die Party des Abends verpasst, musste ich mir vor ziemlich genau einem Jahr beim herzhaften Biss in einen schlechten Falafel anhören. Klassisches Beispiel für vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Bis jetzt weiß niemand, wo in der zweiten Langen Nacht der Designstudios der prickelndste Cremant serviert wird. Aber auch in diesem Jahr buhlen die Ateliers und Büros diverser Designdisziplinen wieder mit unersättlichem Einsatz um ein volles Haus: Freidrinks,  Performances, BBQs, XXL-Carrerabahnen und Praktikantencastings. Die Nightshift, eine  Erfindung der Designernetzwerke CREATE BERLIN und DMY, geht dieses Jahr in die zweite Runde. Bei SUPERGRAU hat man auf jeden Fall die Garantie für gutes Möbeldesign. Außerdem öffnet die ebenso sympathische wie talentierte Joa Herrenknecht ihr Friedrichshainer Gemeinschaftsatelier. Und zur Finalisierung der geografischen Triangel: Kreuzberg. STAUB SHOP. Winzig wie ein Staubkorn, wird’s hier immer besonders gemütlich. Last but not least: Wednesday Paperworks. Endlich gibt’s all die liebevollen Produkte, die man nicht zwingend braucht aber unbedingt will, auf einen Blick.

Danach seid ihr aufgewärmt für das DMY Festival, das am Vorabend startet und bis Sonntag geöffnet ist. Mein Rat: kommt mit nicht zu limitiertem Zeitbudget. Auf euch wartet einmal die Ausstellung mit cleveren Konzepten bekannter Universitäten und Hochschulen, dazwischen brillante Produktdesigns, Prototypen, Material- und Formspielereien aufstrebender und etablierter Designer. “Berlin as a Design Principle” wird im Refugium gezeigt. Während Hobby- und Vollzeitdesigner auf die Preisverleihung des Berliner Souvenir-Wettbewerbs sowie des DMY Awards hinfiebern, werden die bereits feststehenden Gewinner des Designpreis’ der Bundesrepublik Deutschland Seite an Seite mit den Nominierten in einer angrenzenden Halle gezeigt. Und irgendwo dazwischen liegt Polen, Partnerland des diesjährigen Festivals. Über polnisches Design weiß ich nichts, weswegen ich besonders gespannt bin auf die Auswahl vermeintlich repräsentativer Designer, Designs, Themen und Prozesse.

Nightshift – Lange Nacht der Designstudios
06.Juni, 19.00 – 23.00 h

Die Stationen in einer übersichtlichen Google Map.

DMY International Design Festival Berlin, 05. – 09. Juni
Eröffnung:  Mi, 05.Juni ab 19.00 h

Flughafen Tempelhof: Columbiadamm 10
Do – Sa, 10.00 – 20.00 h / So 10.00 – 18.00 h / Mi 19.00 – 00.00 h
Eintritt: Party 10 Euro, ermäßigt 8 Euro  / Tageskarte 16 Euro, ermäßigt 12 Euro (exkl. Designpreis-Ausstellung) / Festivalpass 60 Euro (alle Ausstellungen)

Ihr könnt die Planung aber auch in Expertenhände geben: von der DMY ausgehend werden zweistündige Touren per ebike zu den besten Designspots der Stadt angeboten.

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ARS ELECTRONICA „Wie eine zweite Natur“ im VW Forum
Autokonzerne haben’s dieser Tage nicht leicht: erst bedroht von der Inflation, dann von schmelzenden Gletschern. Der Fahrzeugverkauf mag zwar noch Kerngeschäft sein, der Weg zum Geldbeutel führt aber zunehmend über Herz und Gewissen. Moral ist inzwischen ein Prestigeprodukt; Carsharing der neue SUV. Audi und BMW stoßen öffentlichkeitswirksame Gespräche und achtsam kuratierte Begleitprogramme zur Zukunft unserer Städte an. Volkswagen unterstützt seit zwei Jahren das MoMA sowie MoMA PS1 New York. In Berlin kooperiert der Konzern nun zum vierten Mal mit der österreichischen Medienkunstplattform Ars Electronica. Von Branding-Maßnahmen kann man halten was man will, ich allerdings befürworte (eingeschränkt) derartige Partnerschaften. Konzerne sollten doch bitte zum Erhalt der Kultur und Künste beitragen, und letztere dürfen ihrerseits durchaus jene Hilfestellungen annehmen, insofern die Aktionen  zugänglich gemacht werden, die Rechte des Künstlers gewahrt bleiben und angemessene Honorare bezahlt werden. Ob das bei der Ars/VW- Koop der Fall ist kann ich nicht beurteilen, was ich aber sagen kann ist, dass die Ars in den letzten Jahren wirklich  intelligente  Ausstellungen zu sozial relevanten Themen im VW Forum kuratiert hat. Was beide Partner verbindet, ist die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert von Technologien: eine Auseinandersetzung, deren Blick über Social Media hinweg reicht. Nach einer Exploration der Poesie der Bewegung (“Poetry of Motion”, 2010), dem privaten Ich von Maschinen (“What Machines dream of”, 2011) und des öffentlichen Raums als Labor innovativer Strategien (“Impetus & Movement”, 2012), liegen ab Mittwoch Natur und Technologie unter der Lupe. “Wie eine zweite Natur” überführt die erhitzten Debatten der Kulturindustrie nach dem Original und seinem Wert in die Naturwissenschaft. Interaktive Installationen und kinetische Skulpturen versuchen einen Hinweis darauf zu geben, ob Technologie in der Lage sein kann, eine zweite Natur zu kreieren. Wie wird es uns zukünftig überhaupt noch möglich sein, Natürliches und Künstliches zu erkennen und erleben? Im letzten Jahr konnte man die Welt durch die Augen seiner Begleitung sehen (“Inter-Discommunication Machine”, 1993 von Kazuhiko Hachiya) und sich audiovisuell aus dem Gleichgewicht bringen lassen (“Save yourself!!!”, 2007, Watanabe/ Ando/ Yoshida). Ähnlich spielerisch werden die durchaus ernsten Fragestellung wohl auch in dieser Ausgabe angegangen.

Wie eine zweite Natur bis 28. Juli
Eröffnung: Mi, 05. Juni ab 19.00 h
Volkswagen Automobil Forum: Unter den Linden 21
Mo-So, 10.00 – 20.00 h
Eintritt frei

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DORI VARGA’S KUNSTBLITZ – Eröffnung
Meist bleibt in meiner Reisetasche kein Platz für Souvenirs. Dori Varga, Cosmopolitin mit   ungarischer, deutscher, amerikanischer und schwedischer Handynummer, löst das Dilema  professionell: ihre Mitbringsel sind quasi Künstler, denen sie auf ihrem Reisemarathon begegnet. In Dori’s KUNSTBLITZ werden uns diese ab sofort für zwei Monate mit Ausstellungen, Filmen, Parties und Workshops unterhalten. Es ist nicht auszuschließen, dass ihr auf diesem Kanal bald mehr über den Blitz erfahrt.

DORIS VARGAS KUNSTBLITZ bis Ende Juli
Eröffnung: Do, 06. Juni, 19.00 Uhr
KUNSTBLITZ: Wiener Straße 36

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Schneeweiß und Winter laden ein ins Office152no.2
Carmi Grau und mir war beim Kennenlernen sofort klar: ein gemeinsames Projekt muss auf die Beine gestellt werden;  am Besten mit der vergnügten Kollegin Peggy Weiß. Schwarz-Weiß-Grau. Denise Winter und Felix Schneeweiß sahen das genau so: “Schneeweiß & Winter laden ein“ zur Gemeinschaftsausstellung Office152no.2. Zu sehen ist das Ergebnis eines zweiwöchigen Arbeitslagers von zehn Künstlern, die sich großteils zuvor nicht kannten, und gefordert waren, eine gemeinsame Ausstellung zu konzipieren und realisieren.

Schneeweiß und Winter laden ein bis 06. Juli
Eröffnung: 06. Juni, 18.00 h

Friedrichstraße 152, 2. Stock, 10117 Berlin
Sa / So, 15.00 -18.00 h  und nach Vereinbarung

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Donnerstag, 06.06. Andreas Mühe “Obersalzberg”– Carlier|Gebauer

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by andreas mühe

Im Newsletter haben wir geschrieben, dass wenn es nur noch einen deutschen Fotografen geben dürfte, es bitte Andreas Mühe sein sollte. Dabei haben wir keinesfalls zu hoch angesetzt. Was für Amerika William Egglestone, für Großbritanien Martin Parr ist, dass ist für Deutschland Andreas Mühe. Bei diesen drei Fotografen hat die eigene Herkunft einen festen Bestandteil in der Bildsprache gefunden. Sie arbeiten sich an Geschichten, Mythen und Ideologien ihres Landes ab. Während Parr in Vergnügungsparks und Restaurants seinen Landsmännern spontan auflauert und sie voyeuristisch abblitzt, erarbeitet Mühe vorher detailliert und kalkuliert seine Motive aus. Typisch deutsch.

Die Art wie das Licht gesetzt wird, um die Konturen der Objekte scharf hervor zu arbeiten, wie akkurat die Bilder arrangiert und handwerklich brilliant umgesetzt sind, das ist die Übersetzung deutscher Wertarbeit in die Fotografie. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Berühmt, das Portrait von Angela Merkel, die er in eine seiner großen Landschaften in den untersten Bildrand drängt und dann auch noch von hinten fotografiert hat. Man erkennt sie dennoch sofort, weil Merkel und Mühe in diesem Bild zu sehen sind. Weil ihre Herkunft zu sehen ist. Weil ihre Geschichte zu sehen ist. Unverwechselbar.

Seit 2007 beschäftigt sich Andreas Mühe mit dem Bildzyklus »Obersalzberg«, was den Mittelpunkt seiner aktuellen Ausstellung darstellt. Gewaltige Landschaftsaufnahmen zeigen, was die Nazis in Berchtesgarden täglich gesehen haben, wie sie mit den kitschigen Panoramen ihre Allmachtsfantasien beflügelt haben. Er entschlüsselt Dokumente der Zeit, fotografiert gescheitelte Freunde in Uniformen und stellt dem Foto eine nackte Variante gegenüber. Wir sehen, welche Wirkung Kleidung auf uns hat und wie der »Obersalzberg« zur Modestudie wird. Daran wird deutlich: Andreas Mühe hat nie nur eine Ebene. Denn deutsche Wertarbeit ist das eine, aber das schaffen auch andere Fotografen, wenn sie nur fleißig genug üben. Andreas Mühe ist viel mehr noch ein großer Geschichtenerzähler, der Bildgeschichten erzählt, die voller Poesie sind.

Es sind großformatige Gedichte die selbst zum Teil einer Historie werden. Und auf so jemanden kann man nicht verzichten.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. Juli und ist jede Woche von Dienstag bis Samstag zwischen 11 Uhr und 18 Uhr geöffnet.

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Freitag, 07.06. Depeche Mode Fan Exhibition – Kaufhaus Jandorf

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Wie findest du denn »Teppich Mode«? Das war die Frage, die mir mein Kumpel Marco in der fünften Klasse stellte. Ich hatte keinen Schimmer, was er meinte. Ich stand auf eine der vielen Nicoles in unserer Schule und auf Gitarrenmusik. Marco meinte natürlich die vier mit Igelfrisur und Keyboard aus Großbritannien, die sich das Bravo-Cover abwechselnd mit New Kids On The Block teilten. Ich fand die doof.

Das sollte auch noch so bleiben, als der Sänger von »Teppich Mode« mit Klappstuhl und Krone durch die Landschaft stiefelte. Wie albern das war. Dann, ein paar Jahre später, fand ich es anbiedernd, dass der selbe Sänger nun lange Haare hatte, Heroin nahm und der neue Kurt Cobain sein wollte. Geht’s noch?

Erst 2001 sollte sich das ändern. Meine Arbeitskollegin wurde krank und gab mir ein Ticket für ein Depeche Mode Konzert in der Waldbühne. Sie war Riesenfan, aber bettelte mich förmlich an – als Praktikant hat mein keine Wahl. Wenige Stunden später stand ich in der Waldbühne und sang den Klappstuhlsong mit, wedelte meine Arme nach links und rechts und war bereit, dem inzwischen wieder aufgeräumten Sänger in Zukunft zu Konzerten in andere Städte zu folgen. An diesem Abend wurde ich konvertiert. Ich wurde zum Depeche Mode – Fan. Ich kaufte mir die Liveplatte, die Marco immer hörte und sogar die überflüssigen Single-Boxen.

Gestern startete die Depeche Mode Fan Exhibition. Initiiert von Electronic Beats, dem Musikprogramm der Deutschen Telekom, konnten Fans ihre Fundstücke auf der neuen Plattform Fan4Fan einreichen. Einer der größten Sammler, Dennis Burmeister, ist im Besitz sämtlicher Plakate, T-Shirts und Konzertkarten. Er hat auch das erste Demotape (was nicht einmal die Band hat), verlorene Synthesizer und die berühmte Flüstertüte von »Music from the Masses« in seiner Sammlung. Vieles von dem, was in den kommenden zwei Wochen im Kaufhaus Jandorf gezeigt wird, kommt von ihm. Auf 1.000 Quadratmetern mit mehr als 250 Exponaten kann man eine audiovisuelle Dokumentation von Depeche Mode erleben. Dazu erscheint im Blumenbar/Aufbau Verlag ein umfassender Katalog, in dem Dennis Burmeister mit Sascha Lange seine Sammlung dokumentiert.

In den Objekten spiegelt sich nicht nur die Geschichte von Depeche Mode wieder, es ist auch die Geschichte der Wendegeneration. Denn »Teppich Mode« waren immer da, ob wir wollten oder nicht.

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Die Ausstellung ist bis zum 20.06. zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Samstag, 08.06. Malzwiese 2013 – Malzfabrik

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Nachdem das letzte Wochenende mal wieder ins Wasser gefallen ist, sind die Prognosen für dieses Wochenende durchweg positiv. Endlich wieder ohne Schirm und Gummistiefel rausgehen! Am Samstag empfiehlt es sich die Malzwiese 2013 in Tempelhof anzusteuern. Die Organisatoren freuen sich auf viele Sonnenanbeter, Freunde der guten Unterhaltung, Griller und Chiller, Turteltauben, Frohnaturen, Hippies und einfach Jedermann.

Moderiert vom charmanten Yaneq (Party Arty), wird euch jede Menge Unterhaltung garantiert von Reggae bis Elektro bis zum Berliner Kneipenchor. Noch mehr zu entdecken gibt es daneben, auf dem Marktplatz mit seinen zahlreichen, liebevoll gestalteten Buden für alle Sinne. Von biologischen oder regionalen Leckereien über nachhaltige Produkte aus den Bereichen Kunst, Mode, Kosmetik und Design von Berlinern und aller Welt. Geschichtsinteressierte kommen bei der Malzreise, also historischen Führungen auf den Geschmack und für Kunstliebhaber stehen Ateliers zur Besichtigung und eine Performance an verschiedenen Orten der Malzfabrik mit Musik, Bildender Kunst, Film, Theater und Artistik der Kunst- und Kulturförderung District auf dem Programm. Eine Kleidertauschbörse, Brauvorführungen lokaler Brauereien, Honolulu Cocktailbar, eine Süße Ecke, Secret Gigs und eine Spielwiese für die Kleinsten vertreiben dann den Rest der Zeit. Und wer mehr Bock auf Tanzfläche hat wird sich vergnügt zu DJ Doctor Plesman bewegen. Hier wird sich definitiv niemand langweilen.

Statt eines Eintrittsgeldes wird um eine kleine und freiwillige Spende für ein Berliner Hilfsprojekt gebeten. Die Spenden gehen diesemal an Karuna – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not Int. e. V., die sich vor allem für die Zukunft von Berliner Straßenkindern einsetzen.

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Freitag 14.06. Art Porn Week – Mindpirates e.v.

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Artwork by Lin Zhipeng | No. 223 – Hormone (Project: In Existance)

Ist das noch Kunst oder ist das nur Porno? Die Grenzen verschwimmen. Wo die einen wirklich Kunst sehen, nehmen andere die Ästhetik als Ausrede zum Aufgeilen. So oder so, am Ende sind es Sehnsüchte und mit diesen wird bei der Art Porn Week bei den Mindpirates lustvoll gespielt. »Wir möchten die Besucher einladen, aktive Teilnehmer an der Erfahrung zu werden und sich, statt nur eine Zuschauerposition einzunehmen, einen Schritt weiter zu wagen. Kommt und begleitet uns auf dem Abenteuer, eure inneren Sehnsüchte und Gedanken in einem offenen und rücksichtsvollen Umfeld zu erleben.«

Geladen wurden internationale Künstler, welche die Grenzen zwischen Kunst und Porno ausloten. In Performances, Installationen, Workshops und Filmen wird wild gekratzt, gestöhnt und gefummelt bis die Schwarte kracht.


ARTVERGNÜGEN #38 – The Whole Earth im HKW, Tobias Zielony und Jumana Manna in der Berlinischen Galerie, Artists Caught by [Umeå], Depeche Mode Fan Exhibition

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Tupac war ein “thug”, also einer, der oft ein Leben lang versucht, sich aus der unverschuldeten sozialen Misere zu befreien. Meist ist der Weg recht unbequem und der Ausgang dramatisch. Ein Learning dieser Woche. Gelernt habe ich auch, dass in Nordschweden Robben Seite an Seite mit Straight Edgern ein friedliches Dasein fristen. Ich wurde aufgeklärt, dass eigentlich erst in den 60ern der Planet Erde entdeckt wurde, und dass das Ortsschild von Trona, ein trostloser Fleck am Rand von L.A., auch mit der Formel Na3(CO3)(HCO3)•2H2O überschrieben werden könnte. Die Zeiten sind interdisziplinär und das ARTVERGNÜGEN mal wieder eine wichtige Lektion.

The Whole Earth – “Kalifornien und das Verschwinden des Außen” im Haus der Kulturen der Welt

“Die wohl eindrucksvollste Machtdemonstration der USA auf der Höhe des Kalten Krieges produzierte ein erfolgreiches Bild, die Fotografie des Blauen Planeten.”
(Pressetext “The Whole Earth”) 

Ein einziges Photo sorgte für ganz schön Trubel in der Welt. In den 60ern wurde zum ersten Mal ein Bild des gesamten Planeten Erde publiziert. Diese mächtige Gesamtheit vor Augen löste Sinnkrisen, Zweifel und Selbstüberschätzung aus, und bestehende Überzeugungen ab. Auf einen Schlag schien es keinen blinden Fleck mehr zu geben. Die Hoffnung in die Technologie ersetzte den Glauben an den Nationalstaat und bisher akzeptierte Machtverhältnisse. Kalifornien war das Zentrum des Whole Earth Network. Das begleitende Kompendium dieser Gegenkultur, der Whole Earth Catalogue, wurde von Steve Jobs als Googles analoger Vorläufer bezeichnet. Er wurde zum Manifest einer neuen Ideologie, “eine Allianz zwischen Hippies und Kybernetikern, Natur-Romantikern und Technologie-Verehrern, zwischen Psychedelia und Computerkultur”. Das HKW, erneut vorbildlich seinem Bildungsauftrag nachkommend, zeigt mithilfe historischer Dokumente und Bücher, Musik und Videos die Auswirkungen dieses einen Bildes auf die Gesellschaft in erschlagendem Umfang. Und so finden sich David Bowie nebst Larry David nebst Delphinen nebst Karate Kid nebst The Doors nebst Planet Erde.

Die am Freitag startende zweitägige Konferenz fragt vertiefend nach dem Erbe der kalifornischen Gegenkultur. Es wird über die Bewegung von der Counterculture zur Cyberculture (Fred Turner) gesprochen. Die Kuratoren Anselm Franke und Diedrich Diederichsen begegnen sich im Gespräch über “Die ganze Erde und kalifornische Kippfiguren”, die Kybernetik der Naturphilosophie, der Esoterik und der Ökologie (u.a. mit Lang Bang Larsen). Hier wird auch noch einmal explizit der Bogen zum Konzept des Anthropozän geschlagen, dem mehrjährigen Forschungsschwerpunkts des HKW.

Bis 01. Juli
Haus der Kulturen der Welt: John-Foster-Dulles Allee 10
Mi-Mo, 11 – 19.00 h
Eintritt Ausstellung 5€/3€, Mo frei

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Tobias Zielony. “Jenny Jenny” in der Berlinischen Galerie 
Ich durfte am Montag schon einen Blick  auf Tobias Zielonys Serie Trona (2008) werfen. Gezeigt werden Fotografien Jugendlicher in der gleichnamigen gefallenen Industriestadt am Rand von L.A.. Trona steht als Platzhalter für diverse ländliche amerikanische Siedlungen, die nach dem Einbruch vorherrschender Strukturen plötzlich sich selbst überlassen werden; mit unguten Folgen. Existenzen in der Peripherie sind sein Thema, auch in seiner hier gezeigten neuesten Serie Jenny Jenny (2011-2013). Ab Donnerstag läuft seine erste große Einzelausstellung in Berlin. Kommt vorbei! Der kann was.

Bis 30. September
Berlinische Galerie: Alte Jakobstraße 124-128
Mi-Mo, 10.00 – 18.00 h
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Eröffnung am 20. Juni um 19.00 h

Jumana Manna in der 12×12 Videolounge
Wer auch was kann ist Jumana Manna. Drei Arbeiten der amerikanischen Videokünstlerin laufen im Programm der 12×12 Videolounge und ich bleibe für alle drei, in voller Länge. Das hat was zu bedeuten. Bei The Umpire Whispers und Blessed Blessed Oblivion steht der Raum knietief in Testosteron. Es blasen sich Muskeln in Close-up und slow motion auf, die Kurven eines BMW werden hingebungsvoll auf Hochglanz gestreichelt, im Hintergrund brummt ein mafiöses Gangster/ “thug”-system. Mister Bombastic denke ich. Mister Bombastic ertönt. Spannend wie ein Krimi, sexuell wie ein Porno, jede Einstellung Fotomaterial.

Bis 01. Juli
Berlinische Galerie: Alte Jakobstraße 124-128
Mi-Mo, 10.00 – 18.00 h
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro

„Artists Caught by [Umeå]” Kreativwettbewerb
Kein Geld für den Sommerurlaub? Mit dem richtigen Werkzeug und Kreativität, gepaart mit einer Portion Glück , leuchtet ihr bald in diesem unfassbar gesund aussehenden Schwedenbraun, gebettet auf 3000 Euro Taschengeld. Umeå, Hardcore- und Straight-Edge-Hochburg der 90er Jahre, Geburtsort von Bands wie (International) Noise Conspiracy, trägt für ein Jahr die Krone der europäischen Kulturhauptstadt. Zu jenem Anlass wurde ein Kreativwettbewerb ausgerufen, der eure Interpretationen der Kultur und des Lebens in Umeå und seiner nordschwedischen Umgebung erbittet. Einsendeschluss für Foto, Filme und Designs ist der 30. Juni. Die Arbeiten der Semi-Finalisten werden zudem in einer Ausstellung gezeigt. Und weil die Schweden so nett sind, findet ihr auf der Website zum Wettbewerb diverse Inspirationen sowie alle Details zu Einreichung und Ablauf. Lycka till!

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Depeche Mode Exhibition Verlängerung
Die Depeche Mode Ausstellung im Kaufhaus Jandorf wurde ja schon von Matze angepriesen. Daniel Miller, der Entdecker der Band, war auch vor Ort und ist ebenfalls ganz aus dem Häuschen. Bisher haben 15.000 Menschen die Treppen des alten Kaufhauses bestiegen und haben sich unter anderem das erste Demotape angehört. Die Ausstellung wurde nun bis zum 23. Juni verlängert. Hin!

Brunnenstraße 19 – 21
10119 Berlin
täglich, 12.00 – 21.00

ARTVERGNÜGEN #39 – Kader Attia in den Kunstwerken, das Amerika Haus im Wandel der Zeit, Rundgang der UdK und Jodie Carey im Tieranatomischen Theater

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Das Leben kann nicht immer heiter Sonnenschein sein. Diese Lektion lehrt uns der diesjährige Sommer. Und die Kunst hat die Dinge ja sowieso noch nie schön geredet: Gewalt, Bomben, Knochen, Blut und Alkohol… Deswegen Feuer frei für die Studenten der UdK, die Installation von Jodie Carey, documenta-Künstler Kader Attia und das C/O.

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Kader Attia in den Kunstwerken
Wohnhaft in Frankreich und Algerien wuchs der kleine Kader gleichermaßen im westlich-christlichen wie auch arabisch-muslimischen System auf. Wichtig für ihn als Künstler, der persönliche Erfahrungen öffentlich in Form gießt. Mit “REPAIR. 5 ACTS“ öffnet Attia ein Archiv, welches die Eingriffe der Kolonialmächte in die Kultur des Mittleren Ostens und Nordafrikas zeigt. Reparatur versteht er dabei nicht als Akt des notwendigen Fixierens sondern eher als aufgezwungene, oftmals rein ästhetische Korrektur. Wichtig für Attia ist dabei vor allem die Frage, was es auszubessern gibt und wer darüber entscheidet. Ingo Arend (taz) schreibt von “Versteckter Gewalt”, von welcher uns der Prachtleierschwanz, ein Vogel, der Zivilgeräusche des Menschen, wie das Klicken eines Kameraauslösers oder eine Kettensäge, imitiert, in “Mimesis as Resistance” ein Lied zwitschert. Die Tragödie dabei: Der Vogel eignete sich die Symptome jenes Systems an, welches ihn aus seinem Lebensumfeld drängt. Die Wucht der Ausstellung entsteht also nicht nur aus der Brutalität jener Reparaturen, sondern auch durch ihre theatralische Inszenierung. Grandios und bittersweet.

“REPAIR. 5 ACTS”  bis 25. August
KW: Auguststraße 69
Mi-Mo, 12 – 19.00 h, Do 12 – 21.00 h
Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.

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Ausgestellt wird seit dem KW-Relaunch übrigens ausschließlich in der unteren Etage. Trotzdem lohnt sich der Weg nach oben: Erstens befinden sich dort die Toilettenräume, zweitens zwei Videoarbeiten und drittens hat der bulgarische Künstler Nedko Solakov scheinbar folgend einer zufälligen Eingebung, ein paar Worte zur Geschichte des Hauses an die Wand gekrakelt.

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Bourgeoisie, Swing und Molotow-Cocktails: Das Amerika Haus im Wandel der Zeit in der Open Air Galerie des neuen C/O Berlin
Zwischen Bahnhof Zoo und UdK liegt neuerdings und bald auch öffentlich begehbar das neue C/O Berlin. Die Eröffnung der Räumlichkeit ist fürs Frühjahr 2014 geplant. Um uns vorab mit der Umgebung vertraut zu machen, wurden historische Fotografien des Hauses im Wandel der Zeit zusammengetragen. Und der architektonische Stammbaum ist lang: Erbaut auf heiterem Areal, einst stand hier das Kabarett und Tanzlokal „Villa d’Este“, wurde es später zur Zeit des Vietnamkrieges als Symbol des amerikanischen Imperialismus mit Eiern und Molotow-Cocktails beworfen. Lange Zeit und im Speziellen nach 9/11 verwandelte sich das Haus in einen Hochsicherheitstrakt. Bis die Türen erneut geöffnet werden,  reisen wir zurück in schwarz-weiße Zeiten.

13. Juli bis 15. September
Eröffnung Freitag, 12.Juli, 19.00 h
C/O Berlin: Amerika Haus, Hardenbergstraße 22-24,
zugänglich 24/7
Eintritt frei

Bildcredit: 
”Amerika Haus Ende 1950er Jahre, Fotograf unbekannt” © Bildindex der Kunst und Architektur Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg

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Rundgang der UdK
Beschwipst von Sekt und Historie geht’s weiter zum UdK Headquarter in der Hardenbergstraße. Ihr kennt es, das alljährliche Volksfest im zauberhaften Säulengarten und in seinen angrenzenden Ateliers und Klassenräumen. Stürzt euch auch dieses Mal ohne große Überlegung ins Gewirr, nehmt hier und da im Vorbeigehen einen Drink mit und stoßt immer mal wieder auf grandiose, amüsante, sinnlose und intelligente Diplom-, Bachelor-, Master- und Meisterarbeiten an. Hauptbühne ist, allein schon aufgrund seines Umfangs, sicherlich der Campus in der Hardenbergstraße. Nicht zu ignorieren sind aber auch die benachbarten Fakultäten. 
Hier ein paar Highlights:

Medienkunst trifft auf Musik
 Intermediales Konzert der Klasse Medienkunst und des Künstlerorchesters der UdK, mit Werken von Takemitsu, Norton, Mozart, Krasà. 
Konzert: Samstag, 13. Juli, 16.00 h. 
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-9, Berlin-Wilmersdorf. 
Video- und Audio-Installationen: Medienhaus, Grunewaldstraße 2-5, Berlin-Schöneberg.

Sound Studies Akustische Entdeckungen an verschiedenen Orten: Am Einsteinufer sind 112 Klangkunstwerke zu hören, die unter der Leitung von Prof. Hans Peter Kuhn entstanden sind. Robert Henke, Daisuke Ishida und Thomas Koch entwickelten mit ihren Studierenden Arbeiten für die neue Wellenfeldsynthese der UdK Berlin (Einsteinufer, Raum 103). Im UNI.K – Studio für Klangkunst und Klangforschung in der Fasanenstraße (Raum 214) werden von Prof. Dr. Martin Supper betreute Werke gezeigt und in der Bundesallee erklingt die Klanginstallation „Der Gang der Dinge“.

KunstKaufen!

 Eine Versteigerung zugunsten des künstlerischen Nachwuchs’ der Udk. Hardenbergstraße 33, Raum 101, Fr 13-22.00 h, Sa 11-22.00h, So 11-20.00 h

Kostümbild: Der bloße Körper Forschung zu Nacktheit und Verhüllung inszenierter Körper.
Alte TU-Mensa, neben dem UdK-Gebäude, Hardenbergstraße 33, Berlin-Charlottenburg. 
Freitag, 2.7. 14-20.00 h und Samstag, 13.7. 14-19.00 h

Hybrid Plattform: Hybrid Talks „Usability“ Was genau ist eigentlich mit dieser so viel diskutierten “Usability” gemeint? Referenten verschiedener Disziplinen beleuchten Aspekte zum Thema Nutzerfreundlichkeit von Produkten und Software.
Samstag, 13. Juli, 15.00 h, Raum 102, Hardenbergstraße 33, Berlin-Charlottenburg.

Alles, was ihr wissen müsst inklusive aller notwendiger Links, findet ihr auf der Facebook Eventpage. 




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Ungesehene Orte: Jodie Carey im Tieranatomischen Theater
Die Organisation Neue Berliner Räume ist so toll, weil sie einerseits Kunst an Orte  bringt, die bisher für diesen Zweck nicht genutzt wurden, und andererseits würde man ohne diesen Anlass oft nicht mal von der Existenz jenes Raumes erfahren. Das Tieranatomische Theater Berlin ist so ein Fall. Vielleicht kennt’s der Hobbyveterinär. Jodie Carey ist keine davon. Sie, die bereits 2013 mit “A room never meant to be” im Programm von NBR zu sehen war, ist eine junge Frau, die durchaus abseits des Ordinären mit unüblichem Zubehör hantiert: Cafe, Tee, Blut, Zigarettenasche sind ihre Rohstoffe. Den Theaterboden berieselt sie nun mit zermalmten Knochen. Die Wahl ihrer Materialien – alltägliches und symbolisches – und Locations unterstreichen, dass die Dynamik von Erinnern und Vergänglichkeit das zentrale Thema in Carey’s Arbeiten ist. 

Mit “Shroud” wird das tieranatomische Theater zum ersten Mal für den Kunstzweck genutzt. Erbaut wurde es von Carl Gotthard Langhans, zeitgleich Architekt des Brandenburger Tors, folgend eines Auftrags von König Friedrich Wilhelm II in 1789/90 im klassizistischen Stil und ist inzwischen das älteste noch bestehende akademische Gebäude Berlins.

“Shroud” vom 13.- 27.Juli
Eröffnung 13.Juli, 19.00 h
Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin:
Philippstraße 12/13, Haus 3



 

Montag, 15.07. Kunst am Spreeknie – Schöneweide

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Foto by Jan Sobottka http://www.catonbed.de/x_2012.html

Schöneweide entwickelt sich mehr und mehr zu einem Fleck in Berlin, den ihr besuchen solltet. Immer öfter werden uns Mails zu Partys, Ausstellungen und Leckereien in Schöneweide geschickt. In den letzten Jahren andauernd ignoriert, klappt man das Paket Schöneweide immer weiter auf und findet immer wieder neue, schöne Überraschungen. Seit Freitag findet nun auch die Kunst am Spreeknie hier zum sechsten Mal statt. Schöneweide, wir werden noch von dir hören.

In 10 Tagen mausert sich der inzwischen genannte “Kulturstandort” zu einem kleinem Art-Festival und versammelt 400 Künstler und Kreative (von überall) an 3 Standorten. Ausstellungen, offenen Ateliers, Konzerte, Performances, Street-Art, Fashion, Lesungen und Kunstführungen wollen euch in dieser Zeit den Weg weisen und Euch dazu bringen, ein wenig genauer hinzuschauen und euren schönen Hintern mal wieder raus zu befördern. Die Non-Profit Veranstaltung richtet seinen Fokus dieses Jahr auf diese 3 Standorte und wir empfehlen, unbedingt mal vorbei zu schauen:

12. – 21. Juli 2013, Rathenau-Hallen
UmspannZENTRALE, BLN HEAT 2.0, XTRO, G59 plus 1, Alles ganz bunt… Hauptsache grau, Stadt, Land – und Mensch, Atelierhaus 79

19. – 21. Juli 2013, moving poets Berlin – MoBe
IM OSTEN VIEL BLAUES, Blaue Kunst und (Ost)-Blues: internationale Künstler, Musiker und Bluesgrößen

20. + 21. Juli 2013, Funkhaus Berlin
Fine arts, Concerts, Video art, Films, Performances, Handicrafts, Hafen Reederei Riedel: Ausstellung

20. + 21. Juli Solarschiff-Shuttle der Reederei Riedel

Der Eintritt ist kostenlos. Das gesamte Programm findet ihr hier.

Foto von www.catonbed.de

Unser neuer Lieblings-Reality-Soap-Blog: 40 days of dating

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Irgendwo in New York City leben Jessica und Timothy. Sie kennen einander, sind beide Designer und dazu vor allem: Single. Beziehungen gehen die beiden sehr unterschiedlich an, Timothy datet viel und hat Angst vor Bindung. Jessica hingegen stürzt sich mit romantischen Vorstellungen schnell in Beziehungen. Beide haben nun die Nase voll und probieren etwas: Sie versuchen, einander zu daten. Jeden Tag. 40 Tage lang.

Sometimes I think the “normal” people are just people you don’t know well enough yet.

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Jessica und Timothy werden sich 40 Tage lang sehen, daten, miteinander kommunizieren und die damit verbundenen Gefühle durchleben: Hingabe und Bindung, Freude und Frustration, Zeit und Gemeinsamkeit. Die Frage, die sie sich stellen, ist: Können wir unsere Ängste überwinden? Und die Fragen, die wir uns stellen, sind: Was ist, wenn sie sich verlieben? Können sie Freunde bleiben? Wie hält man so ein Experiment aus?

A part of me fears that if we were to really date, one of us might wind up getting hurt.

Verfolgen lässt sich das Ganze im Blog der beiden, in dem sie jeden Tag Illustrationen & Fotos posten sowie unabhängig voneinander Fragen beantworten. Und nach einer Woche schon ist es ist die beste Reality Soap, die ich mir vorstellen kann, ständig stolpere ich über kleine Beobachtungen, die mir selbst einen Spiegel vorhalten bzw. mir den Spiegel eigentlich eher mit Karacho über den Kopf ziehen. Jede Frage, die die beiden einander stellen, wird auch dem Leser gestellt, dem außen stehenden Beobachter, uns allen. Fragen wie: Was habt ihr heute gemacht? Ist etwas Interessantes passiert? Hast du etwas Neues über dein Gegenüber gelernt? Hast du etwas Neues über dich selbst gelernt? Wie fühlst du dich mit der Beziehung und dem Projekt? Möchtest du etwas anders machen?

Aber kein Experiment ohne Regeln. Die beiden haben sich nicht nur vorgenommen, einander jeden der 40 Tage zu sehen, sondern auch mindestens drei Dates die Woche zu haben sowie jede Woche einen Paartherapeuten zu besuchen. Außerdem werden sie mit niemand anderem schlafen oder sich mit anderen potenziellen Kandidaten verabreden, sie werden einen Wochenendtrip miteinander machen und alles jeden Tag dokumentieren. Große Regeln, große Sache. Und wir sind sehr gespannt, wie es ausgeht.

ARTVERGNÜGEN #40 – featuring Stephane Leonard

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Stephane Leonard ist Maler, Zeichner, Sound- und Videokünstler. Im Laufe eines Nachmittags wechseln wir gemeinsam Orte. Wir besuchen Plätze seines Schaffens, seiner Inspiration und reden dabei über seine Arbeit. Einsteigen bitte

Schauplatz 1: Studio naivsuper+/ Pogo Books (Claudio Pfeifer und Stephane Leonard) in Rummelsburg

Zur Vorbereitung unseres Treffens klicke ich mich durch Stephanes 165 Seiten starkes Portfolio. Zwischen Zeichnungen und Videoarbeiten entdecke ich in seinem vermeintlich diffusen Gesamtwerk wiederkehrende Muster und Themen. Von einem roten Faden zu sprechen würde unterstellen, Stephane folge einer Strategie. Tut er aber nicht, zumindest nicht bewusst.

„Ich habe immer gedacht, meine Arbeiten hingen nicht miteinander zusammen. Erst als ich mein erstes Portfolio erstellt habe, habe ich Parallelen erkannt. Meine Arbeit geht in Wellen und Kreisen und irgendwann überschneiden sich diese Kreise.“

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Stephane spricht nicht nur von natürlichen Formen. Sie durchziehen inhaltlich seine Arbeiten, auch schon vor knapp zehn Jahren, als er seine aktive Laufbahn mit einem Kunststudium an der HfK Bremen startete; die Zeit als Graffitisprayer ist hier nicht mit eingerechnet. Seine Traumsequenzen ähnelnden Videos wie zu Bodi Bill‘s What?! und Brand New Carpet gäben als Stills begehrenswerte Postermotive her. Als ich weiter blättere, erkenne ich in einer Zeichnung die Szenen eines Videos wieder. Dass ihm Skizzen als Skripte dienen, ist nicht ungewöhnlich, wohl aber, dass sowohl das bewegte als auch das stille Bild als eigenständige Arbeiten bestehen. In seinen neuen Großformaten schweift er in die Übernatur.

“Ich finde es nicht wirklich spannend, wenn es zu konkret wird. Bei Einsatz von Licht und Nebel in meinen Videos geht es nicht um den Effekt, sondern darum, nicht zu deutlich zu zeigen, was eigentlich gesagt wird. Ich möchte keine Behauptungen aufstellen. Ich versuche nicht, was zu erklären oder mich allzu offensiv zu beschweren.“

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Mich interessiert auch seine Anatomieserie, die aus kindlich-simplifizierten Zeichnungen von Körpern und Hirnen besteht, zu der ihn „100 Diagrams That Changed the World“, „Data Flow“ (1+2) und „Cartographies of Time“ inspiriert haben.

“Es geht darum, dass wir diesen Körper haben und versuchen uns diesen zu erklären. Als die Menschen damals damit angefangen haben, Dinge wissenschaftlich zu erklären, wurden diese in anatomischen Illustrationen in farbige Bereiche unterteilt. Ich lege also nur irgendeinen Bereich auf dem Blatt farbig fest und behaupte, dieser Bereich hätte eine konkrete Zuständigkeit. Das Ganze paart sich mit meinem Interesse für Diagramme und der Art, wie wir versuchen universelle Informationen mit Bildern zu beschreiben.“

Stephane hat einen Sessel an die Fensterfront im Fabriketagenatelier gezogen. Davor geht die Sonne über der Rummelsburger Bucht unter. Bis zum Sonnenuntergang können wir heute aber nicht warten. In Woltersdorf hat Stephane ebenfalls ein Atelier und zugleich sein Zuhause. Wenn ich dann mit dem Rad zurückfahre, solle ich mich vor den Wildschweinen hüten, warnt er mich schon mal vor.

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Schauplatz 2: Stephanes Auto, zwischen Rummelsburg und Woltersdorf

Im April ist Stephane mit seiner Freundin rausgezogen, dorthin, wo sich Fuchs und Wildschwein „Gute Nacht“ sagen. Der nächste Schritt sei dann ein Haus in Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern oder in Portugal. Freunde wären dort seine Nachbarn, eine Scheune würde ihm als Atelier dienen. Letzteren Lebenstraum hat er bereits realisiert. Doch dazu später mehr. Und warum entschied er sich für den Wegzug von der vermeintlichen Inspirationsquelle Berlin? Stephane braucht Freiraum zum Arbeiten.

“In vielen Videospielen konnte man damals nur nach Links und Rechts gehen, musste Münzen einsammeln, konnte sich aber nicht richtig entfalten. Der einzige Bereich, wo ich mich nicht beschränkt fühlte und fühle, ist die Kunst. Das ist ein bisschen romantisierend, aber gleichzeitig auch, was es schwierig macht: Man wacht morgens auf und weiß nicht genau, was man zu tun hat.“

Zu mehr Struktur verhelfen ihm Kooperationen, beispielsweise mit Musikern des befreundeten Labels Sinnbus Records oder seine Studiogemeinschaft mit Claudio von Pogo Books. Außerdem gibt ihm die bevorstehende Ausstellung einen Rahmen vor. Und eben sein Zuhause.

Schauplatz 3: Zuhause und Atelier in Woltersdorf

Durch ein Gartentor betreten wir das Grundstück. Es umfasst ein Haupthäuschen – innen holzverkleidet, außen mit Spitzdach – dazu ein separates Gartenhaus, welches er für befreundete Gäste aus der Stadt ausbauen möchte, einen Pool, eine Garage und ein Zelt. Zwischen den Bäumen hängt eine Hängematte. Wie ein Sommerlier spricht Stephane vom Reifeprozess:

“Die Sachen müssen eine Weile hängen, ehe ich entscheide, ob sie so bleiben können. Auch Gerhard Richter hat zwei Ateliers: Er lässt die finalisierten Bilder von einem in das andere Atelier bringen, wo sie circa sechs Wochen reifen müssen, ohne dass daran was gemacht wird. Und erst dann wird das Bild für fertig erklärt.”

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Die lokale Trennung von Stephanes Studios in Rummelsburg und Woltersdorf bestimmt vor allem das jeweilige Medium: In Rummelsburg entstehen die feineren Arbeiten, primär Zeichnungen wie die der Serie SHINE, welche er im Winter im STAUB Shop zeigte, und Videoarbeiten, in Woltersdorf die großformatigen Leinwände. Im Zelt findet das Grobe statt. Am Boden sind Acyllackspuren, es riecht ungesund. In der Garage lehnen die Bilder zum Trocknen. Jene, die es in das kleine Arbeitszimmer im Haus geschafft haben, werde ich vermutlich so in der bevorstehenden Ausstellung zu “YOU ARE MY FREEDOM / I AM YOUR PRISON” wiedersehen.

„Zunächst wollte ich die Rahmen neu bespannen, doch dann hab ich mich entschieden, sie mir zu Eigen zu machen, die Aufdrucke zu behalten, aber verschwinden zu lassen. Mit jedem Pinselstrich habe ich die Informationen zwar verdeckt, aber hinter Lackschichten aufgehoben. Die Informationen stehen stellvertretend für all die Dinge die wir nicht wissen, nicht sehen, nicht verstehen. Ich will, dass du weißt, dass das Bild mehr als nur Farbe ist, diese dich zwar zum Hinschauen verführen soll, es aber am Ende nur ein Lichtreflex ist. Das Bild ist eine Täuschung, eine Fatamorgana, aber ist es deshalb weniger real? Das Werk arbeitet mit deiner Vorstellung.”

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Stephane, welcher Künstler ist dir eigentlich ein Vorbild?
Robert Motherwell, Cy Twombly und Paco Knöller, mein Meistervater an der UdK. Knöller hat damals in der Klasse von Beuys studiert. Beuys ist also sozusagen mein künstlerischer Großvater.

Und wo möchtest du deine Arbeit unbedingt mal gezeigt sehen?
Auf der Biennale in Venedig und bei der documenta. Das ist dann so eine Art Adelsschlag. Und außerdem wünsche ich mir, irgendwann im Museum Brandhorst in München neben Cy Twombly ausstellen zu dürfen; das dauert wohl noch etwas.

Und zum Abschluss noch deine liebsten Ausstellungsorte in Berlin?
Ich mag ST.AGNES, die neue Kunstkirche von Johann König, aber auch die Contemporary Fine Arts Galerie hat tolle Räume. Außerdem Sprüth Magers und selbstverständlich den Hamburger Bahnhof. Ansonsten freue ich mich auf die hoffentlich baldige Wiedereröffnung der Galerie Frühsorge, eine Galerie für Zeichnung.

Unser Gespräch hallt noch nach, während ich Woltersdorf per Rad durch den Wald verlasse. Wildschweine habe ich übrigens keine gesehen.

Diesen Donnerstag, am 18.Juli, eröffnet um 19.00 h Stephanes Ausstellung YOU ARE MY FREEDOM / I AM YOUR PRISON in der Galerie im Turm. Gelegenheit zur Besichtigung habt ihr dann bis 01.September. Vor der Tür findet außerdem die Vernissage von Tiziana Jill Beck statt.
Hier geht’s zur Facebook-Eventseite.

Galerie im Turm: Frankfurter Tor 1
Di-So, 12 – 19.00 h

ARTVERGNÜGEN #41 – Sommer.Frische.Kunst Festival

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Während es letztes Wochenende ganz Berlin stöhnend an die Seen zog, machte ich mich auf in die österreichische Bergidylle, um die diesjährigen Künstler des Sommer.Frische.Kunst Festivals an ihrem Abschlusswochenende zu treffen. Einen Monat lang arbeiteten sieben Künstler aus Deutschland, Österreich, Südtirol und Russland im schönen Bad Gastein und besetzten einen ganz Ort mit ihrer Kunst.

Tag 1 – Obstler mit der Dorfjugend und warum da eigentlich Stroh liegt

Bad Gastein macht gleich zu Anfang alles richtig: Es legt mir einen süßen Hund vor die Hoteltür. Der Hund heißt Paul, ist ein Dalmatiner und gehört zu Hotelbesitzer Olaf, der mit seinem „Regina” dem Ort ein Schmuckstück von Behausung geschenkt hat. Im Radio läuft FluxFM und die Angestellten haben mehr Tattoos als ich Punkte auf Paul zählen kann. Etwas blass von so viel unerfüllten Östrreich-Klischees bekomme ich Kaffee und etwas Ortskunde hinter die Ohren. Bad Gastein hat früher die Kaiser und Fürsten angezogen, die Sissi ließ sich hier kurieren und Billy Wilder ließ halb Hollywood anreisen. Viele der prachtvollen Hotels und Häuser verfallen inzwischen, Schuld daran ein einzelner Mann, der die meisten Immobilien in seiner Hand hält und abenteuerlichen Legenden nach mit Absicht bröckeln lässt. Im Winter floriert das Tal, es lässt sich bestens Ski laufen und Silvester feiern. Das Sommerfrischekunstfestival soll nun auch im Sommer für Bewegung sorgen.

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Auf also geht es zu den Künstlerateliers, die sich in einem alten Kraftwerk am dezibelstarken Wasserfall befinden. Der Weg dorthin ist steil, mein Schuhwerk schlecht gewählt, aber die Aussicht die reinste Kur für betongetrübte Augen. Ich bin gespannt, was diese Umgebung mit den Künstlern und er Kunst gemacht hat. Die sympathische Miriam Jonas bringt die Berglandschaft in ihrem Atelier gleich einmal unter Glashauben. In Form von grünem Styrodur wirken die pittoresken Berge wie der Traum jeden Modelleisenbahners. In einem anderen Raum lädt sie mit einem Buch, auf dessen Cover “Lebst du richtig?” steht, zum Nachdenken in einem weißgrünen Interior ein.

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Hamburger Lars Hinrichs erklärt ohne Worte, warum da eigentlich Stroh liegt. Er hat sich und eine Schauspielerin in Lederhosen und Dirndl inmitten eines Heubergs drapiert, beide mit verschmierten Kussmündern und friedlich schlafend. So schön anzusehen, dass man verweilen möchte. Und um die beiden vielleicht doch beim Blinzeln zu ertappen. Nikola Röthemeyer verwertete vor Ort gefundene Materialien, wie das Briefpapier des Hotels und alte Zeitschriften, für ihre filigranen Papierarbeiten.

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Mit gerahmten Typographieschönheiten wie „Yoga and Vodkasoda” und „Fill Art with Street” stellt der Südtiroler Nicolò Degiorgis neue Regeln der Arbeit auf, die durch seinen Aufenthalt in Bad Gastein geprägt wurden. Der introvertierte Russe Aslan Gaysumov hingegen setzt sich auch im friedlichen Österreich mit dem Krieg in Tschetschenien auseinander. Ein Wasserkrug im Raum erinnert sowohl an seine Heimat als auch an Österreich.

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Bei der Atfter-Art-Party schwärmen die Künstler einstimmig von ihrer Zeit bei der Kunstresidenz. Nach ein paar Runden Obstler liegen sich Stadtexoten und Dorfjugend schunkelnd in den Armen. Irgendwo holt jemand eine Trompete her und versorgt uns mit Schlagern.

Tag 2 – Sissi, Franzl und Bergkäseknödel

Nach einem Besuch in den Ateliers geht es heute auf Spurensuche der Künstler in Bad Gastein selbst. Am auffälligsten hierbei sind die Arbeiten des Wieners Clemens Wolf, der mehrere hundert Meter Bauzäune vergoldete, die vor den vielen leerstehenden Häusern des Ortes stehen ,um neugierige Besucher abzuhalten.

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Von dem Berliner Künstler Malte Urbschat finden sich Bergkristalle aus Stahl im Ort. Am schönsten ist die Skulptur auf einer Holzplattform im Wald, auf der bevorzugt Yoga bei Postkartenaussicht praktiziert wird. Malte selbst macht kein Yoga. Vielleicht geht er dafür lieber ins Casino, zumindest finde ich Bad Gasteiner Casino seine Skulpturen von „Sissi und Franzl”, nicht reloaded dafür recycelt.

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Von Malte finden wir im Ort aber noch viel mehr Spuren, inzwischen kennt er sich aus und führt er uns kurzerhand selbst durch den Ort.

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Tag 3 – Ein bisschen wie Ferienlager

Abschied von den Künstlern bei Weißwurst und Brezeln. Und überhaupt: Lasst uns doch bitte Freunde bleiben. Der Aufenthalt in Bad Gastein wirkt nach. Man möchte es allen erzählen und wiederkommen. Allein schon wegen Paul. Bis 2014, schönes Bad Gastein!

sommer.frische.kunst. in Bad Gastein / Österreich noch bis zum 23. September 2013
www.sommerfrischekunst.com

Für die Fotos bedanken wir uns bei Sandra Beyer.

Freitag, 09.08. We Create Berlin – Volkswagen Automobil Forum

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Bild: Klub7 via klub7.de

Berlin und seine Kreativen, Berlin und seine Projekte, Berlin und seine Start-Ups. Was für die einen ein unsägliches Klischee ist, ist für die anderen genau DAS, was diese Stadt ausmacht. Überall tummeln sich Designer, Künstler, Freischaffende und solche, die es werden wollen. Dass dahinter (oft) mehr steckt, als sich mit dem MacBook ins Café zu setzen und Latte Macchiato zu trinken, zeigt ab heute die Ausstellung “VW x We Create Berlin”.

Das Berliner Netzwerk “Create Berlin” rief für die Ausstellung alle Kreativen dazu auf, ihre Arbeiten einzusenden. Im Volkswagen Automobil Forum werden nun 20 ausgewählte Künstler aus allen möglichen Bereichen präsentiert. Von Produktdesignern, Illustratoren und Grafikdesignern bis zu Fotografen, Architekten, Mode- und Multimedia-Designern ist alles dabei. Neben der Ausstellung könnt ihr Euch außerdem Live-Performances und Vorträge ansehen und anhören. Wann, was, wer und wo, erfahrt ihr hier.

Die Ausstellung geht bis zum 15. September 2013, und ist täglich von 10 – 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. 


ARTVERGNÜGEN #42 – Die besten Onlinehändler für Kunst

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making money - andy warhol

Wo man in Berlin günstig Gemälde kaufen könne wurde ich gefragt. „Gedulden bis zum Berliner Kunstherbst“, war meine Antwort. Ich habe noch einmal nachgedacht und schob hinterher: „Oder online“. Einige Galerien und Verlage haben sich im Netz mit einigen unabhängigen Onlinehändlern zusammengetan um einige Arbeiten einiger Künstler zu einigermaßen vernünftigen Preisen verfügbar zu machen. Ich sage euch wo.

Artflash
Von diversen Quellen empfohlen für den Kunstkauf für ein durchschnittliches Portemonnaie: Artflash. Aktuell gibt es dort für rund 280 Euro einen gerahmten Druck des Grafikers Scott King, der sich als Herausgeber des Magazins Crash! mit dem Slogan Prada Meinhof (1999) unvergessen machte. Alle zwei Wochen, immer Freitags, wechselt das Angebot bei Artflash. Immer dann liegen andere unverkaufte Restposten von Editionen, also Kleinstauflagen, in der Auslage – seit Ende Juni auch eigens für Artflash produzierte Arbeiten junger Künstler.

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Reign of Art
Reign of Art ist eine virtuelle Galerie mit überschaubarem Künstlerstamm. Absolventen und neue Talente sollen es sein, ihre Arbeiten dabei von besonderer künstlerischer Qualität – „emerging artists for emerging collectors“, für emerging Preise ab 400 Euro.

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Texte zur Kunst Editionen
Jede Ausgabe des Magazins für Gegenwartskunst wird begleitet von einer eigens beauftragten Edition. Für 250 Euro kann man sich einen Carsten Nicolai, ab 500 Euro einen Immendorf an die Wand hängen. Lesenswert sind auch die begleitenden Ausführungen der Redaktion zum Zustandekommen der Edition. Das Design der Seite erfüllt gerade so seine Zwecke, aber wie auch beim Magazin sollte man über das pragmatische Design hinweg- und genauer hinsehen.

Monopol Editionen
Im Monopol-Shop kann der Klein- eher aber der Mittelsparer fündig werden. 280 Euro für ein Salz- und Pfefferstreuerset von Tobias Rehberger namens Harald & Eckart, Sterneköche Eckart Witzigmann und Harald Wohlfahrt nämlich, über den Tisch gereicht und schon kann man sich als Kunstinvestor brüsten. Mit dem Salz gleich auch Blut geleckt? Die Marina Abramovic-Fotografie Artist as Cleaner zum Beispiel hütet für 10.000 € noch den Laden.

Artsy
Artsy ist das Spotify der Kunst: eine umfangreiche Goldgrube erstrebenswerten Kulturgutes mit integriertem Empfehlungsservice. Bei unserer ersten Begegnung fragt mich Artsy nach meinen Künstler- und Genrepräferenzen, aus einem Repertoire von auch, aber nicht nur zum Kauf stehenden Arbeiten. Mit diesem Community-artigen Ansatz – follows und favorites definieren mich – hebt sich Artsy schon mal von allen anderen inspizierten Kunstverkaufsstellen ab. Und weil das so vertraut ist, schaue ich mich weiter um. Der Verkauf selbst ist tatsächlich nur der Funke einer großen Flamme: Zusatzfeatures, von Galerieprofilen bis Studio Visits, werden mich auch zukünftig auf der Seite halten. Artsy ist übrigens Teil des Art Genome Project. Ab Herbst eröffnet sich dort ein neuartiger Weg in die Kunstgeschichte: das Art Genome Project möchte neue Zusammenhänge zwischen Genres und Künstlern aufdecken, indem das bisher verborgene gemeinsame Gen, identifiziert, benannt und kartographiert wird. Ich behalte ein Auge drauf für euch.

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Art Space
Die Amerikaner verstehen es einfach, Konsum zum Vergnügen zu machen. Auch hier werden in redaktionellen Beiträgen und Reportagen Artists to Watch porträtiert und How I Collect gelüftet. Was die haben, möchte man auch und schlendert, mit einem Umweg über Tipps, in welche Werke sich im August zu investieren lohnt, zum Shop. Die satirischen Drucke von David Shrigley und Amy Sillmann zum Beispiel machen Missmut und Trauer (fast) unmöglich. Ein Lächeln gibt’s bei Art Space ab 70 Euro, ein hysterisches Lachen für knapp 1 Millionen für ein Gemälde von Cy Twombly. Lieferung weltweit.  

Und wo kauft ihr eure Wanddeko? Schickt mir eure Tipps, damit es bald eine Fortsetzung geben kann, an verena@mitvergnuegen.com.

Sonntag, 18.08. Ausflug zum »DESIGNgift Sommer« – Villa Schöningen in Potsdam

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»Bisschen weit weg, aber der Garten ist der Wahnsinn.« Die Rede ist von der Villa Schöningen in Potsdam. Unser Freund Seba Perez betreibt das Café der Villa und hat uns einen Besuch ans Herz gelegt. An diesem Wochenende findet passend und zusätzlich lockend der »DESIGNgift Sommer« in Potsdam statt. »Der Markt bietet jungen, aufstrebenden Künstlern, Modemachern und Händlern einen Ort, an dem sie interessierten Design-Liebhabern und spontanen Besuchern ihre Produkte anbieten und mit ihnen ins Gespräch kommen können. Das Spektrum der Produkte reicht von ausgefallenen Accessoires, Schmuck, junger Mode, Büchern und Illustrationen über Taschen, Keramik und bedruckte Stoffe bis hin zu Interieur- und Produktdesign.«

Und wenn man schon mal da ist, dann sollte man sich auch die Ausstellung in der Villa selbst ansehen. Beate Gütschow, Thomas Demand und The Yes Men erforschen das Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion. Dazwischen der Blick nach draussen auf den Jungfernsee und die herrschaftliche Umgebung. Wird gut sein. Kaffee trinken bei Seba nicht vergessen und natürlich einen Sprung in den Wannsee auf dem Weg nach Hause.

Villa Schöningen, Berliner Str.86, 14467 Potsdam geöffnet von 10-18 Uhr.

ARTVERGNÜGEN #43 featuring Jan Kage

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Es ist schwer, sich beim Gespräch mit Jan Kage auf ein einziges Projekt zu konzentrieren. Jan, das ist der Journalist, Galerist und Kurator, das ist aber auch Yaneq, der Rapper und Künstler. Isolierte Betrachtungen von Um- und Zuständen sind nicht seins. Deswegen darf das Art Village, über das wir sprechen, auch nicht isoliert von seinen anderen Engagements angekündigt werden. Yaneq verfügt über ein ausgereiftes Netzwerk an Street und anderen Artists und ist damit der perfekte Kurator für das Kunstdorf auf dem Berlin Festival, welches er in diesem Jahr zum dritten Mal kuratiert.

“Schafe haben wir nicht, wir haben Individuen.
Und das Individuum feiert sich vor allem selbst.” (Jan Kage, alias Yaneq)

Unsere Unterhaltung führt von Fragen der Identitätskonstruktion zu Ansinnungen über die Hinfälligkeit des Christentums. Jan springt von Lidls Frischhaltefolie zur Architektur von Hitler und Speer. Er bedauert den Verlust von Christoph Schlingensief und hinterfragt die Urheberschaft seines Kunst als Diktatur-Dogmas. „Ich bin der Kurator, weil ich nämlich der Party Arty Diktator bin. Kunst ist keine Demokratie, Kunst ist eine Diktatur und ich bin ihr Dikator“. Sein aktionistischer Spagat zwischen Politik, Religion und (Sub-) Kultur ist längst nicht mehr nur eine Phantasie, so sehr manches Statement auch danach klingt: Seit zehn Jahren lässt Yaneq bei seiner Eventreihe “Party Arty” Elektro DJs neben Hip Hoppern performen. Nebenan Action Painting, einen Raum weiter eine Lesung. “Es fiel mir irgendwann auf, dass meine Musikerfreunde nicht in Galerien gehen, weil sie denken, es wäre ein steifer Sektempfang. Dabei arbeiten doch alle gleich: jeder Künstler nutzt zwar einen bestimmten Kanal, aber wir alle bedienen uns doch eines Spirits – und das sage ich mit einem Augenzwinkern, meine es aber durchaus ernst.”

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Ebenso quasi-ernst meint Yaneq die Church of Phonk. Die Kirche ist ein zentrales Element und ideologisches Flaggschiff des diesjährigen Art Village. Jan ist auch klar, dass all die Besucher wegen der musikalischen Acts zum Festival kommen. “Es gibt den Autoscooter, Merchandisestände, Fressbuden. Aber das Art Village ist ein Ort, wo man sich auffrischen kann. Normalerweise sind Festivals in der Pampa. Man ist draußen in der Natur, bekommt matschige Füße. Beim Berlin Festival ersetzen wir das Naturerlebnis durch das Kunsterlebnis, und durch die Kunst kommt ein dicker Faktor Berlin aufs Festival. Denn Berlin ist nicht nur Musik sondern auch Kunst. Hier hängen wir zusammen ab, die Kreise überschneiden sich. Und dieses Gefühl stellen wir beim Festival her.”

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Die Kirche im Dorf vereint die Dogmen, also quasi den roten Faden seines Konzepts. Immer wieder bediene ich, getaufte Christin, mich im Gespräch der Symbolik des Christentums. Jan korrigiert vehement. Wenn er sich aber doch so entschieden gegen den christlichen Glauben auflehnt, wieso möchte er dann unbedingt eine Kirche inmitten des Musikfestivals? “In der Welt, in der wir, die postmodern aufgeklärten, abgebrühten Menschen, nicht mehr an Religion glauben, schaffen Künstler und Musiker den letzten Raum für Transzendenz und Spiritualität. Jeder, der schon mal inmitten ein paar hundert Menschen getanzt hat … wenn dann die Snare losgeht …. die Arme in die Luft gerissen hat, kennt das, dieses Gefühl des spirituellen Erlebnisses.“ So wie die Kunst seien auch Wissenschaften und Religionen eine Ausformulierung ihrer Zeit und ihres Ortes und haben trotzdem identische Regeln gefunden: Du sollst nicht töten. Du sollst nicht stehlen. „Alle kamen sie auf dieselben Regeln, obwohl sie räumlich und zeitlich vollkommen dispers waren. Also müssen die Regeln in uns verankert sein. Die Künste sind eine Art und Weise, sich diesen transzendenten Raums zu bedienen. Wir erschaffen also eine humanistische Kirche der Glückseligkeit. Komm rein und du wirst ein besserer Tänzer!” Wir sollen das Leben feiern, unabhängig der uns umgebenden Umstände. So wie damals, in den 70ern, während der Funk-Bewegung. Damals kam es folgend politischer Kämpfe – Martin Luther King wurde ermordet, die Black Panther Party von der FBI zerschlagen – zum innerstädtischen Zerfall, Drogen zogen ins Ghetto. Gleichzeitig bestand die Hoffnung auf Befreiung. “Es wurde gefeiert und so soll auch bei uns gefeiert werden.”

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Ich sagte vorweg, dass Yaneq große Gedanken spinnt. Ich vage zu sagen gigantomanische. In der Vergangenheit trat er als Hohepriester für die Prozession des Kollektivs Various & Gould auf, damals, als Santa Data, eine der vier modernen Heiligen, zum Bundesnachrichtendienst (BND) getragen wurde. Yaneq wird die tragende Rolle auch in der Church of Phonk übernehmen. Ihm liegt daran, neue Künstler zu unterstützen, wie beispielsweise durch den Young Talent Call der Art Village, ist aber Künstlern treu, mit denen er als Galerist und Künstler kooperiert(e). Und so wurden Various & Gould mit der Gestaltung der Kirchenfenster betraut. Das geometrische Fassadendesign stammt von Graffiti- Künstler Il-Jin Atem Choi. Das Deckenfresco gestaltet Medienkünstler Christoph Krönke, inspiriert von der “sixtinischen Kappelle. Aber denk dir da Vinci auf Acid”. Die Inschriften gestaltet der vom Straßenslang inspirierte Typograph Stohead. Nomad, einer der am längsten aktiven Straßenkünstler Europas, der bereits Seite an Seite mit Banksy in Berlin ausgestellt hat, setzt den Altar in Szene. B-Side, Producer der Jugendhymne „Tabula Rasa“, komponiert den Kirchenorgelloop.

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Maike Gräf arbeitet gerade an einer Skulptur für den sakralen Raum, letztes Jahr schnitt sie vor Ort mit einer Motorensäge einen Eichenstamm in Form. Johannes Buss kleidet den Hohepriester standesgemäß. Und Jan wird predigen. Ihr könnt euch bei der Taufe gesegnetes Wasser über den Kopf träufeln lassen oder alkoholhaltiges in der Dorfkneipe Barkowski, gestaltet von 44 Flavours, den Rachen runterlaufen lassen. Sünden müssen nicht gebeichtet werden. Das ist ein Ding der Christen und von denen will sich die Church of Phonk ja distanzieren. “Wir sind ja für die Befreiung der Seele.” Alternativ investiert ihr euer Festivaltaschengeld auf dem Art Market in junge Kunst. Und Wolf Hogekamp, Grandseigneur der deutschsprachigen Poetry Slam-Szene, der jeden deutschsprachigen Poeten kennt, “der mindestens schon dreimal ein Mikrophon in der Hand gehalten hat”, freut sich über euren Besuch in der Arena der Performer des geschriebenen Wortes, während Quiet in the Corner und andere ihre Körper sprechen lassen.

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Es macht Jan Spaß Erwartungshaltungen zu brechen. Es macht ihm Spaß, durch die Gegenüberstellung der totalitären Flughafen-Architektur des Duos Hitler/Speer und des Art Village eine Reibung herzustellen. “Wir bringen den Phonk in den Ade.” Er zieht es durch, gigantisch, ironisch aber ernst und persönlich. Yaneq wird da sein, “der Pfarrer muss ja ins Dorf”.

Weitere Künstler: Markus Sendlinger, Bosso Fataka, Trailerparkfestival, Poet GFA, KLUB7, 1UP, Marcus Wittmers und all die Poeten des Poetry Slam. Außerdem werden 50 Meltfaces von Matze Hielscher, Jule Müller und Friederike Franze zu sehen sein.

Merkt euch auch schon mal den 03.Oktober für die nächste Party Arty mit Miss Ill, Nomad, Sick Girls und Il-Jin “Atem” Choi vor.

Art Village, am 06. und 07. September auf dem Berlin Festival.
Flughafen Tempelhof
Platz der Luftbrücke, 12101 Berlin

Tickets für das Festival gibt’s hier und damit auch Zutritt zum Art Village.

ARTVERGNÜGEN #44 – Berlin Art Week Special

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Es bleibt uns keine Zeit mehr dem leichten Leben des Sommers hinterherzutrauern, denn die Berlin Art Week steht vom 17. – 22. September vor der Tür! Die Galerien dieser Stadt werfen sich bereits in Schale und warten mit vielen Eröffnungen auf ihr Publikum. Das Spannendste werden aber auch in diesem Jahr wieder die Messen abc und preview sein, auf die wir mal einen genaueren Blick geworfen haben.

abc – art berlin contemporary
Zum fünften Mal öffnet die von Berliner Galerien initiierte Ausstellungsmesse abc ihre Tore und meldet mit 130 geladenen Galerien und Künstlernamen wie Nina Beier, Julius von Bismarck, David Lynch und Tomás Saraceno, ein sehr ambitioniertes und zunehmend internationaleres Programm an.

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Foto: Amin Akthar

Die Kunst soll nicht nur im Vorbeigehen konsumiert werden: Betont künstlerzentriert möchte die abc in diesem Jahr sein und hat die Galerien gebeten sich auf Einzelpräsentationen zu fokussieren, auch wird es mehr öffentliche Künstlergespräche geben. Soundarbeiten, Performances und Videoscreenings entfalten sich in einem modularen Architekturkonzept. Aber auch der Alltag der Kunst kommt nicht zu kurz: Ehrliche Ansichten zur Ökonomie des Kunstmarktes soll vielfältig besprochen werden. Für 5€ wird es auch wieder sehr empfehlenswerte Führungen von Niche über das Gelände geben.

Gleichzeitig wird die Künstlerbuchmesse Miss Read auf dem Gelände zu Gast sein und lädt neben der Präsentation neuester Publikationen auch zu Diskussionsrunden und Gesprächen mit Publizisten ein.

abc – art berlin contemporary
20. – 22. September 2013, Eröffnung: 19. September 18 Uhr
Station am Gleisdreieck, Luckenwalder Straße 4-6, Kreuzberg
www.artberlincontemporary.com

preview berlin
Dieser verlässlich gute Bruder der abc wird in diesem Jahr mit 77 teilnehmenden Galerien wieder einen spannenden Überblick über internationale Neuheiten im Kunstbereich geben. Neu allerdings ist die Location: Man zieht in die Opernwerkstätten in Berlin-Mitte und somit in einen spannenden architektonischen Spielraum, der mit Sicherheit viel Gutes erwarten lässt. Auch wird dem Künstlernachwuchs vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt: Sechs Absolventen von Kunsthochschulen bekommen die Chance sich dem Kunstpublikum vorzustellen, zwei Messeteilnehmer werden mit einem Förderpreis ausgezeichnet.

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Courtesy Frantic Gallery, Tokyo

Ein persönliches Highlight wird hierbei der Stand der Frantic Gallery aus Tokyo sein, die vier japanische Künstler vorstellen wird. Denn in 2013 schaut alles auf Asien, diesen boomenden Kunstmarkt mit vielen frischen Talenten, die noch fernab jeglicher Routine schaffen und vermarkten können.

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Courtesy Michael Reid, Sydney

Im Sony Center am Potsdamer Platz werden beim Preview Video Screening von den Messeveranstalter kuratierte zeitgenössische Videokunstfilme auf eine 28m2 große Leinwand projeziert.

preview berlin
20. – 22. September 2013, Eröffnung: 19. September 18 Uhr
Opernwerkstätten Berlin, Zinnowitzer Straße 9, Mitte
www.previewberlin.com

Painting Forever!
Neulich ließ ich in einer Druckerei in Mitte Einladungskarten für eine Vernissage drucken, schlicht und elegant sollten sie werden. Bei der Abholung jedoch schrien sie mir in neonpink “Painting Forever!” entgegen und ich schrie zurück “Das sind nicht meine!”. Nach einer kurzen Panikattacke und einem der späten Stunde geschuldeten Wortgefecht von Unsachlichkeiten fand sich meine Druckdatei doch noch, genauso wie der Abholer der neonpinken Karten, der sich auch gleich meiner Neugier stellen musste. “Painting Forever!” also ist ein Zusammenschlus von der Berlinischen Galerie, Deutsche Bank KunstHalle, KW Institute for Contemporary Art und der Nationalgalerie, die gemeinsam den Schwerpunkt Zeitgenössische Malerei in Berlin beleuchten wollen mit der Frage, was Malerei heute eigentlich will und kann.

Dabei sind unter anderem Franz Ackermann, die Berliner Institution Anselm Reyle und Antje Majewski, die mit ihren Werken zeigen können, wie innovativ und impulsgebend ihr gewähltes und mehrfach tot gesagtes Medium der Malerei eigentlich noch ist. Ein spannendes Thema mit einer gut gewählten Mixtur aus etablierten und neuen Künstlern, die uns neben jeder Menge historischen Bezügen hoffentlich mit Neuem überraschen können.

Painting Forever!
18. September – 10. November 2013
Berlinische Galerie, Deutsche Bank KunstHalle, KW Institute for Contemporary Art, Nationalgalerie
www.berlinartweek.de/de/painting-forever

Eintrittspreise Berlin Art Week (einmaliger Eintritt in alle beteiligten Häuser):
6-Tage-Ticket (30,- Euro | erm. 22,- Euro)
2-Tage-Ticket (20,- Euro | erm. 15,- Euro) gilt an zwei aufeinanderfolgenden Tagen
Eröffnung am 17. September um 19 Uhr mit einem Open-Air-Fest auf der Auguststraße in Mitte
www.berlinartweek.de

ARTVERGNÜGEN #45 Unsere 10 Tipps im Oktober

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Kunstherbst und Art Week sind doch keine Synonyme: Während die Art Week auf knapp eine Woche limitiert ist, beginnt der Kunstherbst jetzt eigentlich erst. Geschlossene Räume mit vielen Mensch sind wieder willkommene Wärmespeicher. Statt Weißwein nippt man an dunklem, roten und irgendwie passt Kunst besser zu fallendem Laub als zu knallender Sonne. Um eventuellen Stimmungslöchern den Garaus zu machen, versorgt das ARTVERGNÜGEN euch zukünftig immer am ersten Dienstag des Monats mit mehr Kunst als ihr in eure voll gepackten Leben stecken könnt. Wir meinen’s gut mit euch.

1. Absolventenausstellung der Ostkreuzschule für Fotografie
In das verlängerte Wochenende geleiten euch morgen Abend die Absolventen der Postgraduierten-Klasse der Ostkreuzschule für Fotografie. Ein Name, ein Siegel. Eröffnet wird am Mittwoch, den 2.Oktober um 19:00 Uhr im Kunstquartier Bethanien.

Die Ausstellung läuft bis 7. Oktober, immer von 12:00 – 20:00 Uhr.

2. Videokunst zur Tageswende
Ab sofort gibt es wieder mehr Nacht am Tag. Eine Wohltat ist es da zu wissen, dass mit Ende der Sommerpause das Videoart at Midnight zurück kehrt. Die Stimmung in diesem cineastischen Wohnzimmer ist stets entspannt, man ist dankbar für die Einkehrmöglichkeit am letzten Feierabend der Woche und lässt sich überraschen mit einem bestens kuratierten Video(kunst)programm. Dieses Mal mit Filmen von Candice Breitz.

Zur Tageswende vom 25. auf den 26. Oktober, um 00:00 Uhr im Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße 30.

3. Kunst im Krematorium
Als Stichwort hatte ich mir “Konservatorium” notiert. Wie dumm. Ich meinte natürlich “Krematorium” und in solchem, Berlins einst größtem nämlich, eine Galerie zu eröffnen ist nicht wirklich konservativ.

Galerie Patrick Ebensperger, Plantagenstraße, Berlin-Wedding
Dienstag bis Freitag 12:00-18:30 Uhr
Samstag 12:00-16:00 Uhr

4. Jeppe Hein stellt die Kirche auf den Kopf
Leitmotiv Kreuz: Vom Krematorium zur Kirche. Installationen in der St.Agnes sind Spektakel. Sie ziehen sich hier ausladend durch das sakrale Schiff, spielen mit den Dimensionen und Perspektiven. So auch Jeppe Hein. Dass der Däne einst Olafur Eliasson, Meister der naturalistischen Illusion, assistierte, ist nicht zu übersehen.

Bis 20. Oktober von Donnerstag bis Sonntag, 11:00-18:00 Uhr
Alexandrinenstraße 118-121

5. Malerei von Ahmed Alsoudani
Selektiert als eine der 100 besten Ausstellungen des Herbstes im weltweiten Vergleich (BLOUIN-Special zur Berliner Art Week): Die aktuelle Show des in Baghdad geborenen und in New York aufgewachsenen Ahmed Alsoudani bei vw (VeneKlasen/Werner). Seine Malereien zeigen grausige Kriegsszenen, deren Horror aber zunächst durch fantasievolles Chaos und fröhliche Farbigkeit camoufliert wird.

Bis 2. November bei VW VeneKlasen/Werner in der Rudi-Dutschke-Straße 26.
Dienstag bis Samstag 11:00-18:00 Uhr

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6. Fotografie von Sebastian Stumpf
Kopf in Wand, Kopf in den Sand, Kopf in Haimaul, Künstler in Pfütze. Sebastian Stumpfs Werke sind der stumme Akt selbst sowie die Dokumentation des starren Verharrens. Planking für die Kunst.

Galerie Thomas Fischer, Potsdamer Straße 77-87, Haus H
Noch bis 9. November, immer Dienstag bis Samstag, 11:00-18:00 Uhr

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7. Beuys in der Galerie Bastian
Beuys war mit seinem erweiterten Kunstbegriff – „die Fähigkeiten des Menschen als Kapital“ – in seiner Schaffensphase ein Exot – und droht jetzt vergessen zu werden. „Gebt ihn frei!“ forderte die Monopol (08/2013). 160 Zeichnungen, Aquarelle und Collagen von Deutschlands radikalstem Nachkriegskünstler werden in der Galerie Bastian nach 25 Jahren der Reifephase vom 12. Oktober bis 8. Februar gezeigt.

Am Kupfergraben 10, Berlin-Mitte
Do/Fr, 11:00-17:30 Uhr
Sa, 11:00-16:00 Uhr

8. Die Abstraktion der Hilma af Klint
Ebenfalls vom Vergessen bedroht ist die schwedische Pionierin der Abstraktion, Hilma af Klint. Es gab eine Zeit, in der ihre anthroposophisch inspirierten Malereien und Zeichnungen weltweit gezeigt wurden. Die Künstlerin war aber von derartigen Selbstzweifel befallen, dass sie am Ende ihres Lebens ein 20jähriges Ausstellungsverbot aussprach. Die sind nun zu Ende.

Bis 6. Oktober im Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50-51

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9. Schwarze Gedanken bei Esther Schipper
Noch kein Mal bewies sich der Weg zu Esther Schipper als überflüssig. “Black Thoughts” war eine kontemplative Wohltat nach der Schieberei durch die abc. Ari Benjamin Meyer verarbeitet die musikalische Vorlage von Erik Satie – und zwar nicht seine Kassenschlager – als repetative Performance und Wandtapete. Jedes weitere Wort würde mich in einen Kauderwelsch verwickeln. Macht euch selbst ein Bild und zwar schnell.

Bis 5. Oktober immer Dienstag bis Samstag, 11:00-18:00 Uhr am Schöneberger Ufer 65.

Unmengen düsterer Schwärze und verdammt wenig Vergnügen seid ihr in diesem ARTVERGNÜGEN ausgesetzt. So kann ich euch nicht entlassen. Tanzt, tanzt, tanzt!

10. Unverfälschter Kunstgenuss bei der STROKE Art Fair

Die STROKE Art Fair lehnt die Insignien und den wirtschaftlichen Kalkül des Kunstmarktes ab –“keine Privat-Jets, irritierende Live-Performances und ehrfürchtiges Line-up“. Drei ganze Abende klingen am langen Wochenende zudem mit einer Party aus:

Mittwoch, 2.Oktober, STROKE Opening Party mit Muschi Kreuzberg
Freitag, 4.Oktober, STROKE Urban Party
Samstag, 5.Oktober, STROKE Closing Party mit Fuck Me Now And Love Me Later

Vom 03. bis 06.Oktober in der Alten Münze, Molkenmarkt 2.
Donnerstag bis Samstag 13:00-22:00h Uhr, Sonntag 13:00-18:00 Uhr
Eintritt: 10 Euro. Studententage (Do, Fr): 8 Euro.

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Und: Wir gönnen euch den Genuss. Wir verlosen 2×2 Tickets für die STROKE Art Fair unter all jenen, die uns in die Kommentare schreiben, welche/r ihr/e Lieblingskünstler/in ist.

Titelfoto: Valerio Vittozzi – Soul Hand

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