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Channel: Kunst – Mit Vergnügen Berlin
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Sonntag, 02.12. Fika Söndag – FluxBau

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Göteborg und Stockholm haben ein Allheilmittel gegen die besonders hektischen Momente im Leben. Wenn für die Abgabe der Masterarbeit nur noch Stunden bleiben und der Drucker bei den letzten Seiten kaputt geht – Fika. Wenn die Bahn nicht fährt und das Auto kaputt ist – Fika. Wenn die passenden Weihnachtsgeschenke noch nicht gefunden sind, aber die Läden gleich schließen – Fika.
 
Dieses kleine Wort heißt so viel wie eine Pause machen, Kaffee trinken und Freunde treffen und hilft immer. Und weil die Stockholmer und Göteborger uns Berliner so mögen, laden sie herzlich zur FIKA in den FluxBau ein. Es gibt Kaffee und Zimtschnecken, Musik und eine Buchpremiere. Das Buch beinhaltet Fotoarbeiten vieler Blogger, die beide Städte im Laufe diesen Jahres erkundet haben.
 
Die schönen Stockholmer Zwillingsschwestern und Newcomer von Saint Lou Lou, die mit nur einem Song bereits das ganze Internet ins Staunen gebracht haben, werden live spielen. Nordic by Nature legen davor und danach auf und zum Tatort ist man wieder zu Hause. Und sollte es unterwegs irgendwie hektisch werden, dann wissen wir ja was zu tun ist. Fika.

Die Gästeliste ist leider dicht aber wenn ihr etwas schwedisches in die Kommentare schreibt und “gefällt mir” drückt gewinnt ihr vielleicht noch den ein oder anderen Platz.

Fluxbau: Pfuelstraße 5 | Beginn: 16:00 Uhr


ARTVERGNÜGEN #23 – Verführung Freiheit im Deutschen Historischen Museum & Galerie carlier | gebauer

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Der Wahnsinn ist mal wieder ausgebrochen. Alle Jahre wieder und jedes Jahr noch schriller: Blinken ist das neue Leuchten, Best-of-Trance die neue Panflöte. Weihnachtsmärkte meinen inzwischen sie seien Jahrmärkte. Ach herrje und oh du fröhliche.

Verführung Freiheit im Deutschen Historischen Museum
An diesem grellen Spektakel vorbei entschwinde ich schneller als schnell in die pompösen Hallen des Deutschen Historischen Museums, wo ich von einem festlichen Kinderchor über den roten Teppich, in den hinteren Flügel des Gebäudekomplexes geleitet werde. Dem Ausstellungsplakat mit dem manikürten Handschuh konnte ich nicht länger widerstehen. Welch’ Kalkül, geht es in der aktuellen Ausstellung schließlich um Verführung. Aber nicht etwa um die erotische, sondern jene der neuen Freiheit nach 1945. In zwölf Kapiteln nehmen Künstler aus 28 Ländern Stellung zu damals wie heute aktuellen Themen wie Identität, Territorium und Macht vor dem Hintergrund der Aufklärung. „Die Ausstellung zeigt, wie die Kunst die vielstimmige Diskussion um die Idee der Menschenrechte unabhängig von Zeit und Raum mitbestimmt hat.“, sagt Co-Kuratorin Monika Flacke.

Und während ich noch über die im Schaukasten ausgelegten Handschuhe nachdenke, über die weibliche Doppelrolle als Hausfrau und Verführerin (Aurora Reinhard, Flowers / Blumen, 2006) stoße ich auf Maria Lassnigs nackte Heldin. Sie, die Künstlerin im Selbstporträt, hat die Augen weit aufgerissen. Der Lauf einer Pistole ist auf ihre Schläfe gerichtet, der Lauf einer anderen auf mich. Wen soll sie auslöschen, das Publikum oder sich? Wer soll überleben: „Du oder ich“ (2005). Eine Frage der Selbsterfahrung, der Selbstgrenzerfahrung.

„Eine Idee, die in die Welt gegangen ist, wird nie wieder verschwinden.“ Dieser eine Satz aus der Beschreibung des Ausstellungskapitel „Die Welt im Kopf“bleibt in meiner Erinnerung haften. Auch die Fotografie „In the House of My Father” (1996-97) von Donald Rodney beißt sich in meinem Kopf fest. Donald Rodney litt an Sichelzellenanämie, Blutarmut, welche letztlich das Organsystem zerstören kann. Während des Krankheitsverlaufs musste sich Rodney mehrfach Operationen unterziehen. Dabei entnommene Hautreste hat er zu einem Miniaturhaus geformt, das so klein ist, dass es unmöglich wäre darin zu wohnen. Die Unmöglichkeit zu Leben. Eine dysfunktionale Struktur ist auch Tamas St. Aubys „Portable Trench for Three Persons“ (1969), ein mobiler Schützengraben, der nicht den geringsten Schutz bieten kann und somit nutzlos ist.

Auf Finsternis folgt bekanntlich Licht und im Idealfall sogar Heiterkeit. Skurril und ganz schön dämlich ist Július Kollers „U.F.O.-naut J.K.“-Serie, Selbstporträts einer „universell kulturellen futurologischen Operation“. Von 1970 – 1996 fotografiert sich Koller mit diversen Objekten vor dem Gesicht: Bungalows, Teller, Brezeln. Eine tiefere Bedeutung erschließt sich mir nicht. Lustig, gerade darum. Zum Abschied winken Marcel Broodthaerds Plastikpalmen; eine Anspielung auf die so ersehnte Exotik, deren obskurer Kompromiss der Wintergarten ist („Ein Wintergarten“, 1974/75).

„Verführung Freiheit“ ist eine dieser Ausstellungen, die mich während der Berichterstattung noch mehr ergreift als während der Betrachtung selbst. Freiheit kann eben auch zunächst überfordern.

Deutsches Historisches Museum: Unter den Linden
Mo – So, 10.00 – 18.00 h
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro



Und nun nimmt euch Saskia mit zur Galerie carlier | gebauer

Bei der Malerei von Peter Stauss wird man wach. In etwa die Dosis eines dreifachen Espressos erreicht den Geist allein beim Anblick der wilden Farbkompositionen, die sich dem Auge hier bieten. Der spannende Wechsel von Zwei- in Dreidimensionalität hält das Blut im Kopf und den Blick gebannt auf der Leinwand. Zwischendurch erscheint es unverkennbar, dass dieser Künstler auch einmal Bildhauer war. Man erkennt Menschen, Hunde und Affen in einem Durcheinander, das am Ende doch gar keines ist und versucht Geschichten zu den Bildern zu finden. Die Tiere scheinen uns in ihrer Vermenschlichung zu persiflieren mit ihren Mützen auf dem Kopf und ihren Gesichtern, die kurz an den treffenden Vergleich von Peter Fox und seinen Stadtaffen denken lässt. Farbfelder sind durcheinander gewürfelt, führen aus dem Bild hinaus und kitzeln den Bereich im Kopf, in dem irgendwo auch das Wort Yeah abgespeichert ist. Hier macht die Kunst, was sie machen soll: Spaß.

In weiteren Räumen zeigt der aus Singapur stammende Künstler Ming Wong nach Stationen wie Liverpool, Seoul, New York und Tokyo mit „Jag skulle vara som du / I should be like you“ erstmals eine Ausstellung in der Galerie carlier | gebauer . In seinen Videoinstallationen sehen wir neu inszenierte Fragmente aus dem Film „Persona“ des schwedischen Kultregisseurs Ingmar Bergman. Die Intimität der projizierten Nahaufnahmen von Augen, Mündern und Händen und den von Schauspielern nachgespielten Filmmomenten lässt sich gut aushalten. So manches Mal jagte mich Videokunst durch das Ausreizen von nicht entziehbaren Bildern in die Flucht. Ming Wong gebe ich berechtigterweise eine Chance und werde nicht enttäuscht. Auch ohne den „Persona“ gesehen zu haben, begreife ich die modifizierten Szenen und nehme mir trotzdem fest vor, dieses Stück Filmgeschichte nachzuholen.

Galerie carlier | gebauer: Markgrafenstraße 67
Di – Sa: 11.00 – 18.00 Uhr
Peter Stauss / Ming Wong bis zum 22. Dezember

Donnerstag, 06.12. Stattmarkt – Stattbad Berlin

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In den gekachelten Hallen des Stattbad Wedding findet vom 01. – 16. der Stattmarkt statt. Der Stattmarkt 2012 ist Kunstausstellung und Kunstmarkt in einem und zeigt so viele Künstler mit ihren Arbeiten wie noch nie zuvor im Stattbad.

In Projekträumen, die einzeln kuratiert sind liegt der Schwerpunkt auf den verschiedenen Formen von Urban Art. Mit dabei sind Berliner Legenden wie ALIAS, ANTON UNAI und PROST, aber auch das Leipziger Duo DOPPELDENK, dessen Kunst auf traditionelle visuelle Medien und Ikonografien Bezug nimmt oder der italienische Künstler BR1, der durch seine Umgestaltung von Werbeplakaten den öffentlichen Raum zurückerobern möchte. Erst komplett wird die Ausstellung durch die Insider-Aufnahmen des Berliner Künstlers, Bloggers und Fotografen JUST, dessen atemberaubende Fotos die Aktionen kühner Streetart- Künstler dokumentieren.

Alle teilnehmenden Künstler:
JUST, ALIAS, ANTON UNAI, VERMIBUS, MAROK, DOPPELDENK, MARKUS MAI & MORITZ ARNOLD, $ASKIA, SP38, YZ, BR1, BLO, PROST, KEN, EMESS, STEPHEN HIAM, GIACOMO SPAZIO, ELIOT, BASE23, DAVID JOHANNSON, SONI RIOT, DUNCAN PASSMORE, YUKIKO, JOHANNES CONRAD & BEATA NIEDHART

Stattbad Wedding: Gerichtstr. 65 | S+U Wedding und S-Humboldthain | Eintritt: 5€ / 3€
Öffnungszeiten:
6. – 9. Dezember 12:00-19:00 Uhr
13. – 16. Dezember 12:00-19:00 Uhr

Geschrieben von Franziska Becher.

Sonntag, 09.12. Weihnachtsrodeo Designmarkt – Stadtbad Oderberger

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Nachdem seit zwei Wochen unisono in allen Berliner Medien darüber gerätselt wird, welches die schönsten Weihnachtsmärkte in Berlin sind, wollen wir Euch unseren Tip nicht vorenthalten. Der schönste Weihnachtsmarkt ist natürlich der „Weihnachtsrodeo“ Designweihnachtsmarkt, er geht nur zwei Tage und findet an diesem Wochenende im Stadtbad Oderberger statt.

Das Motto der Macher des Weihnachtsrodeo lautet: Geschenke finden statt suchen. Und so haben sie Wert darauf gelegt, ein abwechslungsreiches Angebot an unkonventionellen und originellen Geschenkideen auszuwählen. Bis zu 80 Aussteller aus den Bereichen Fashion, Produktdesign, Schmuck, Kunst und Genussprodukte finden Platz in der ehemaligen Volksbadeanstalt, an beiden Tagen hat man jeweils von 12 – 20 Uhr Zeit Geschenke zu shoppen. Zwischendurch kann man sich mit Kuchen und Glühwein stärken.

In unserem Adventskalender liegt ein Päckchen Sugru. Damit lassen sich Lieblingsgegenstände reparieren. Kenner bezeichnen es als beste Erfindung seit Gaffa. Wir helfen Sugru beim Launch in Deutschland und sind mit der bunten Knete heute im Stadtbad. Ihr findet unseren Stand in der Haupthalle im Bogengang hinten rechts direkt beim DJ. Der oder die Erste, die sich “Mit Vergnügen” dort meldet, bekommt ein Päckchen geschenkt.

Stadtbad: Oderberger Straße 57/59 | Eintritt: 3 € / 1 € ermäßigt / Kinder bis 12 Jahre und Rentner frei | Öffnungszeiten:
 8. & 9. Dezember 12.00 – 20-00 Uhr

Geschrieben von Franziska Becher.

ARTVERGNÜGEN #24 – Return of the Object bei Invaliden1, Joel Sternfeld in der c/o, Nina Pohl by Sprüth Magers

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Das letzte ARTVERGNÜGEN des Jahres. Und das Ende fast eines ganzen Jahres ARTVERGNÜGEN. Wow. Zur Feier aller Anlässe bescheren wir euch ein fotografisches Farbspektakel, Papageien und eine Reflektion zum Thema Geschenke, Fetisch und Besitz. Die Tour beginnt mit einer Ausstellung, die pünktlich wie die jingle bells letzte Woche eröffnete, geht weiter zu Joel Sternfeld in die c/o und last stop Nina Pohl. Ich freue mich auf das nächste Kunstjahr mit Ballons und euch.

The Return of the Object bei Invaliden1
Spekulativer Realismus propagiert die Rückbesinnung auf das Wirkliche, das Objekt. Die aktuell laufende Gruppenausstellung “The Return of the Object” widmet sich jener philosophischen Denkschule. Ich fragte erst mich,  dann Kuratorin Stefanie Hessler, was diese und Weihnachten gemein haben, reduzierte dabei beide auf ihren größten gemeinsamen Teiler. Und Steffi antwortete mit geistiger Brillanz.

Besitz
Der Besitz materieller Güter und Objekte wird attraktiver während einer finanziellen Krise die durch Abstraktion und den Verlust spekulativer Werte geprägt ist, die nicht an physische Dinge gekoppelt sind. Bei vielen dystopischen Vorhersagen für Europa und den materiellen Reichtum der Europäer lohnt es sich umso mehr, über Besitz nachzudenken.

Geschenk
Da alle Entitäten als Objekte gesehen und genau gleich behandelt werden, ohne Hierarchien oder Kategorien, könnte man darüber nachdenken, ob alle Geschenke materiellen Charakters sein müssen. Das Geben rührt vom verschwenderischen Potlatsch her und der “Beschenkte” ist nie frei sondern immer eingebunden in eine auf das Schenken folgende Verpflichtung und Abhängigkeit.

Gier
Besonders Sanna Maranders Arbeit “Solid Objects” handelt von der Kraft, die Objekte auf- und ausüben und dem Willen zu besitzen. In Virgina Woolfs gleichnamiger Kurzgeschichte beschreibt die Autorin einen erfolgreichen jungen Mann, der beginnt Dinge auf der Straße aufzuheben und zu sammeln. Mit der Zeit gibt er sich ganz seiner Obsession hin und verliert seinen Job und alle sozialen Kontakte. Die Geschichte ist natürlich moralisch gemeint, aber betrachtet auch humorvoll die upper class zu der Zeit und kann auch heute auf Konsum, Besitz und die Konstruktion von Sammlungen übertragen werden.

Fetisch
Der Fetisch von Objekten und deren Anziehungskraft auf uns gewinnt in Sarah Ortmeyers Arbeit “SAD EIS (SAD EIS SERIES)” einen Twist, denn die Eiskugeln sind in industriellen Grautönen bemalt und wirken eher melancholisch als fröhlich. Priscila Fernandes präsentiert ein Objekt das dem platonischen Ideal des goldenen Schnitts entspricht, wendet sich im Video aber immerzu vom Betrachter weg und erlaubt es nicht, die Existenz des Objekts zu überprüfen oder es zu festzuhalten. Und Fredrik Vaerslev kreiert durch Rückzug und Abwesenheit des Pinselstrichs des Künstlers ein fetischistisches Moment und hinterfragt den Wert des (Kunst)Objekts und von Material.

Vergnügen
Objekte, Fetisch und Besitz können sehr vergnügungsvoll sein und ich würde mich freuen, wenn die Ausstellung auch das eine oder andere Schmunzeln hervorruft – Humor ist das größte mir bekannte Vergnügen. Als nächstes plane ich ein Symposium zu dem Thema, durch welches die Fragen um die Rückkehr des Objekts theoretischer diskutiert werden. Gleichzeitig möchte ich die Diskussion aus der Kunstperspektive weiterführen und so kann es gut sein, dass während der Seminare auch Ausstellungen und Arbeiten besprochen werden oder Performances stattfinden.

Stefanie Hessler arbeitet als freie Kuratorin in Schweden und Deutschland, bespielte aber auch schon chilenische Galerien.  Aktuell leitet sie in Stockholm das Studio von Carsten Höller. Einen Einblick in Steffi’s überhaupt nicht kleine Welt gibt euch smallworldsproject.

The Return of the Object bis 19.Januar bei Invaliden1 Galerie
Schönleinstraße 25
Di – Sa, 11 – 18 h

Joel Sternfeld bei c/o Berlin 
“Die Erfahrung hat mich immer wieder von neuem gelehrt, dass man nie wissen kann, was sich unter einer Oberfläche oder hinter einer Fassade verbirgt. Bei der Einschätzung eines Ortes, dem Betrachten von Fotografien einer Landschaft ist unser Verständnis zwangsläufig Fehldeutungen unterworfen”. (Joel Sternfeld)

In On This Site (1992-1996) ist kein Motiv nur das was es ist. Das Holzhaus ist das Relikt einstiger provinzieller Blüte. Das Holzhaus ist aber auch Schauplatz eines brutalen Mordes. Der Balkon ist nicht einfach nur ein Balkon, sondern markiert den Ort, an welchem Martin Luther King einem Anschlag zum Opfer fiel. Sternfeld erschuf auf seinen Reisen durch die Staaten Porträts von Landschaften und Menschen die er über erklärende Texte in ihren sozial-gesellschaftlichen Kontext bettet bis die Banalität der Tragödie weicht. American Beauty als Fotografie, “Tristess in satten Farben” (Spiegel Online).

Farbe war in den 70ern platter Werbe- oder Editorialfotografie vorbehalten. Schwarz-weiß, die Sprache der Kunstfotografie, galt als Qualitätsmerkmal. Und dann kam die New Color Photography Bewegung, der neben Joel Sternfeld auch William Eggleston und Saul Leiter angehörten. Plötzlich durfte auch Kunstfotografie laut sein, bunt, poppig. Mit der Stilistik wandelten sich auch die Motive. Sternfeld machte dabei seine Kritik, die Täuschung durch Fotografie, zum eigenen Werkzeug. Auch wenn die Serie American Prospects (ab 1978) wie alltägliche Momentaufnahmen wirken – penibel gestutzte Vorgärten, ein Tag im Freibad, Vater und Kind ­ wurden diese bis in’s kleinste Detail komponiert. Immer wieder demonstriert Sternfeld dass Fotografie nicht eine objektive Abbildung sondern stets das Werk eines Autors. Seine Bilder sind ein Schnitt durch die amerikanische Gesellschaft. Seine stilistischen Mittel – Komposition, Überbelichtung, Haltung – simplifizieren dabei eine vermutete gesellschaftliche Diversität.

Saskia und ich hätten gerne good cop / bad cop gespielt, aber keine wollte bei dieser fantastischen Retrospektive die Böse sein. 4 erhobene Daumen, 12 Points. Auf gar keinen Fall verpassen!

Joel Sternfeld Retrospektive bis 13. Januar bei c/o Berlin
Oranienburger Straße 35
Mo-So, 11 – 20 h
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

Nina Pohl bei Sprüth Magers

“What did you learn in photo / art school?”
“Life is like photography we develop from negatives.”

Das Erfolgsrezept von Fotokunst ist sicherlich ihre Streitbarkeit. Die Idee von Fotografie als Vorlage wie bei Gerhard Richter oder Anselm Kiefer ist dabei nicht neu, die Idee von Nina Pohl Gemälde zu fotografieren, Ausschnitte stark zu vergrößern und sie dann wieder zusammenzufügen hingegen schon. Hinzu kommen Körper und Objekte wie fliegende Papageien, die in diesem Kontext zu einer Entgrenzung des Wahrnehmbaren führen, das Objekt so nah, dass man es wieder verliert. Eine beeindruckende Serie in fast noch beeindruckenderen Räumen.

Nina Pohl “New Paintings” bis zum 12. Januar
Sprüth Magers
Oranienburger Straße 18
Di – Sa 11 – 18 h
Eintritt frei

ARTVERGNÜGEN #25 – One on One in den Kunstwerken, Best of 2012 im Monopol, Anthropozän-Projekt im Haus der Kulturen der Welt

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“Zwischen den Jahren” ist eine Transition Zone aus Gefühlen und Geschehnissen. Rückblicke, Ausblicke, dazwischen Augenblicke. In der elterlichen Obhut fühlt sich einiges, vor allem aber die Kunst, besonders fern und abstrakt an. Die Sinne werden mit dem Anblick von Wiesen und Feldern und einer “Kreuzfahrt ins Glück”(ZDF) auf Fastenkur gesetzt. Mama links, Papa rechts. Sollte das jemals langweilig werden zieht man Bilanz. So tut dies auch der Monopol, der sich als treuer Informant nicht zwischen den Jahren versteckt. Silke Hohmann formuliert als Vorsatz für 2013 augenzwinkernd „Zehn Verhaltensregeln für die Kunst“, ihre Kollegen lassen im Weiteren das vergangene Jahr Revue passieren.

2012, darin sind sich Freunde wie Familie einig, war irgendwie komisch. Nicht schlecht, nur turbulent. Irgendwie amüsant und das auch in der Kunst. Im Folgenden die Highlights in Zitaten:

Platz 3: “Sie tun, was sie tun wollen. Wir akzeptieren das, weil sie unsere Lehrer sind.”
Platz 2: “Die lassen hier kein Klischee aus – demnächst schneiden wir uns noch ein Ohr ab”.
Platz 1: “Die Frage ist nicht, ob wir Hunden oder Erdbeeren die Erlaubnis zum Wählen erteilen, sondern wie eine Erdbeere ihre politische Intention vorbringen kann.”
(Quelle: “Das Kunstjahr in Zitaten”, zusammengestellt von Monopol)

Ich lese weiter und Zack! reißt’s mich aus dem Sessel. Es ist noch nicht zu spät für alles. Im Halbschatten des Kunstblockbusters documenta wird im Ranking der Ausstellungen 2012 auch die aktuelle der KunstWerke, “One on One”, reich mit Medaillen behangen.

One on One – KW Institute for Contemporary Art
Schlag auf Schlag. Bang! Peng! – von wegen. Eher noch als mit einem Boxkampf ist das hier zu vergleichen mit einem Pferderennen, genauer genommen mit dem Moment vor dem Startschuss. Hufe scharrend reihe ich mich in die Menschenschlange vor einer der weißen Boxen ein, die als Mini-White Cubes in das KW gebaut wurden. Nach fünf bis zehn Minuten öffnet sich die Tür. Das “One on One” – Schild fällt von der Türklinke. Der Weg ist frei. Für mich allein.

Die Pause dazwischen sei wichtiger als das Wort an sich, heißt es oft. Auch bei „One on One“ spielt sich Entscheidendes dazwischen – in der Wartezeit ab. Man spekuliert mit den Anderen, was wohl hinter der Tür passiert. Gerade noch unterhielt man sich darüber, ob der kleine Sohn nun regelkonform allein die Box betreten wird, endet beim Austausch über die Unhygiene öffentlicher Toiletten und wähnt sich in Vertrautheit, ja sogar Vertrauen. Aber auch jene Verbündete verlässt wenig später den Cube mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck. Bestimmt hat auch sie davor nicht zugegriffen beim Milky Way. Was? Nein, das verrate ich euch jetzt auch nicht. Ohnehin wurde schon zu viel geschrieben über diese Ausstellung, die doch auch vom Überraschungsmoment zehren sollte.

Gezeigt werden Arbeiten von Massimo Bartolini, Nina Beier, Joe Coleman, Trisha Donnelly, Geoffrey Farmer, Hans-Peter Feldmann, FORT, Günter K., Annika Kahrs, Robert Kusmirowski, Alicja Kwade, Renata Lucas, Yoko Ono, Blinky Palermo, Anri Sala, Jeremy Shaw und Tobias Zielony.

Das KW versucht sich mit “One on One” erneut in der performten Institutionskritik. Geboten werden soll ein Moment der Intimität des einzelnen Besuchers mit dem jeweiligen Objekt, manchmal auch dem Künstler. Ich weiß, draußen scharren sie mit den Hufen, doch der Moment soll nur mir gehören, mir und dem Werk. Keiner schiebt sich zwischen mich und die Installation, das Video, das Bild. Und die Zeit nehme ich mir, auch wenn oftmals nur, weil ich mir nun schon die Mühe des Wartens gemacht habe.

Die Uhr rotiert (Alicia Kwades, “Light Presence”, 2012). Mit jeder Sekunde dreht sie sich ein Stück weiter um ihre Achse, tickt im Gleichtakt mit dem Schlag meines Herzens. Fünf vor Fünf. Ich muss los.

„One on One“ bis 20. Januar im KW
Auguststraße 69
Di  So, 12 – 19 h
Do 12 – 21 h
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro

Donnerstag, 10. Januar, Das Anthropozän-ProjektHaus der Kulturen der Welt
Was bedeutet es für unser Selbstverständnis und unsere Zukunft, wenn die Natur menschengemacht ist? Noch bis 2014 werden in Roundtables, Ausstellungen, Thementagen und Filmprojekten  grundlegende Fragen des Menschenzeitalters erforscht, diskutiert, visualisiert und performt.

Das Programm gibt’s bei issuu.

Das Anthropozän-Projekt bis 2014 im Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10

Donnerstag, 10.01. Vernissage: STEPHANE LEONARD – Staub Shop

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Es wird bunt. Ab Freitag wird das Staub Studio zur Staub Galerie mit bunten Bildern und Rahmen von Stephane Leonard. Die Ausstellung mit dem Namen Crazy Diamond enthält Bilder aus dem Werk Shine.

Musikvideos, Bilder, Musik, Stephane Leonard – Berliner in Bremen, Meisterschüler von Knöller, Ausstellungen überall: Berlin, New York, Hamburg, Bremen, Groningen, Neubrandenburg, Oslo, Bergen, Wien, Zürich, Massachusetts, Bangkok, Riga, Istanbul. Das kann nur bunt werden.

Dem ein oder anderen Musikfreund ist Stephane Leonard auf diversen Videokanälen vor Augen getreten, als Macher von u.a. Bodi Bill oder Me and My Drummer Videos.

Auf der Homepage des Künstlers gibt es ausführliche Infos zu Arbeiten, Ideen und Neuem. U.a. wird die Serie Shine beschrieben. „The drawings are oscillating between abstract scribblings and almost anatomic correct investigations. In combination with the photos and found footage material we are invited to take a deeper and more intense look at where his images might be coming from or go on from here.“

Crazy Diamond. Rihanna wird nicht anwesend sein.

VERNISSAGE 10. Januar – 19h, AUSSTELLUNG 11. Januar bis 07. Februar

ARTVERGNÜGEN #26 – Das transmediale Special und die Highlights des P2P Vorspiel

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Die Erde ist keine Scheibe und Pluto kein Planet. Mit der Degradierung des Letzteren anno 2006 geriet auch der blinde Glaube an die Wissenschaft ins Schwanken. Ein wahrhaft kosmischer Aufhänger für die transmediale 13 BWPWAP – Back When Pluto Was a Planet dient dem Festival (für Kunst und digitale Kultur) als Ausgangspunkt für die Frage nach Veränderungen und Erfindungen, die sich durch technologische Entwicklungen und neue Wissensparadigmen ergeben. Die Herabstufung Plutos wird dabei als Metapher für Verlagerungen in der Gegenwartskultur genutzt. Das Programm der transmediale ist gewohnt anspruchsvoll. Ich versuche euch den Einstieg über die offiziellen Themenstränge Desire, Networks, Desire, Paper zu erleichtern,  exemplarisch begleitet durch je ein ausgewähltes Projekt. Dazu gibt es meine Highlights des reSource 003:P2P Vorspiel und am Ende winken auch noch 2 Tageskarten.

User
Ist der User tot? Die transmediale sagt Nein und glaubt weiterhin an diesen bedeutendsten Akteur der Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts. Dieser User macht sich Materialien zu Eigen. Er verbrennt, verkokelt und collagiert. Bienenwachs, Gasbrenner, Solar-Synthesizer und Tageslichtprojektoren sind seine Werkzeuge. Sein Werk ein audiovisuelles Spektakel. (Double Bill Performance von We Make Sound With Fire / ray vibration und Fluorescene / Philipp Stearns, 31.01. 19.00 h)

Networks
Der postdigitale Diskurs kreist um die Rückbesinnung auf unser physisches Dasein. Netzwerke werden wieder aus den virtuellen Sphären gehoben. Die transmediale lässt die Rohrpost, eine ursprüngliche Form der vernetzten Kommunikation, wieder aufleben. Eure Nachrichten werden Staubsauger-beschleunigt durch eine raumgreifende Konstruktion im Eingangsfoyer geschossen (OCTO P7C-1 von Telekommunisten, ab 29.01.). Und so überbrücken Netzwerke Raum und Zeit, sind Träger von Botschaften bildlicher, textlicher aber auch musikalischer Textur, ermöglichen durch Video- und Soundübertragungen sogar gemeinsame Performances räumlich getrennter Musiker. (Instrumentarium II von Soundkünstler Boris Hegenbart und „Avantarde-Kosmonaut“ Felix Kubin, dessen Album Orphée Mécanique  von der German Academy for Performing Arts als “Work of the Year 2012″  ausgezeichnet wurde. Performance, 30. 01. , 21.00 h)

Desire
In der Zone zwischen digitalem und physischem Raum werden Zugehörigkeiten und Identitäten – alles im Plural – neu verhandelt. In Performances, Screenings und Konferenzen geht es um Geschlechterrollen und Machtverhältnisse, um den Körper und andere Waffen. Programmcodes sind wie Pornografie. Sie folgen einer linearen Logik, sind aber inhaltslos. Bereits bekannte Dinge häufen sich an. Der Fokus liegt immer auf den gleichen expliziten Fakten. Wiederholung und Langeweile geben den Ton an. (Stewart Home & Florian Cramer, 2005. Spam, Porn and Bodily Computation. Konferenz. 01.02., 11.00 h)

Paper
Gutenberg’s Zeit ist abgelaufen – aber auch die seines Mediums? Digitale Möglichkeiten verändern Autorenprofile, Prozesse und Kanäle. Schreiben wird zum kollektiven Akt. Das Ergebnis ist oft ein thematischer Spagat zwischen dem Digitalen und Analogen. Im heutigen Moment schafft es auch der  legendäre Sci-Fi Comic The Incal in den Medienkunstdiskurs. Durch seine audiovisuelle Aufbereitung werden wir heute, 40 Jahre später, in das einst futuristische Jodoverse geführt. (In the Jodoverse and Beyond. Live-Interview mit Alejandro Jodorowsky. Performance von Demdike Stare, Gatekeeper. (Video talk und Performance, 02.02., 20.30 h. Eine Kollaboration mit dem CTM Festival)

Ausstellung „The Miseducation of Anya Major“
1982 zeichnete Ridley Scott in Blade Runner eine Dystopie des Jahres 2019, die in der Form nicht unmöglich, aber doch eher unwahrscheinlich ist. 1984, als sich Huxley’s Zukunft gerade in Vergangenheit wandeltezeichnete Scott in einem Werbespot für den ersten Macintosh das Bild einer ferngesteuerten, leblosen Gesellschaft. Der Big Brother predigt zum Kollektiv. Da erscheint Anya Major, bahnt sich sprintend ihren Weg nach vorn, schwingt einen Vorschlaghammer, lässt los. Eine imposante Explosion, dann geht der Bildschirm und mit ihm der Big Brother in Flammen auf. Die Heldin des Spots gibt der transmediale-Ausstellung “The Miseducation of Anya Major“ ihren Namen. Die Ausstellung ist ein Appell gegen eine Homogenisierung unseres Wissen und seiner medialen Vermittlung. Welche Rolle kann Kunst in diesem kreativen Prozess spielen? Welche Tools stehen uns für diese Selbstaneignung zur Verfügung? “The Miseducation of Anya Major“ gliedert sich in drei Teile: „Tools of Distorted Creativity“, „Imagining With Machine Processes“ und „Evil Media Distribution Center“.  Als besonderes Highlight der Ausstellung gilt Sonia Sheridans Arbeit. Die beinahe vergessene Künstlerin der Generative Art der 70-er Jahre, widmete sich der Frage, wie das in Technologie vorformatierte Verständnis von Kreativität bzw. Anwendungen als User künstlerisch erweitert werden können. Gezeigt wird ein Querschnitt durch ihr Schaffen in  diversen Objekten, Drucken und Dokumenten. Gezeigt wird ein Querschnitt durch ihr Schaffen in  diversen Objekten, Drucken und Dokumenten.

Für einen Planeten in die Kommentare könnte ihr 1×2 Tageskarten gewinnen.

transmediale.13 im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten Eröffnung: 29. Januar, 17.30, bis 03. Februar 2013
Mehr Informationen zu den Ticketoptionen

Das „reSource 003:P2P Vorspiel“ wärmt uns am kommenden Wochenende für die Festivals Club Transmediale (“The Golden Age”) und transmediale auf. Im Folgenden meine persönliche Favoriten aus dem umfangreichen stadtweiten Programm.

IN THAT WEIRD AGE (Ausstellung des CTM.13-Festivals) – KUNSTRAUM BETHANIEN
Die Fragen nach Originalität und Kreativität sowie die Rolle von Kunst und Sound im Alltag. Jedes Jahr auf’s Neue der Event des Abends. Mit Arbeiten von Constant Dullaart (NL), Curatingyoutube.net/ Sakrowksi (DE), Doppeldenk (DE), Nam June Paik (KR), Network Awesome (INT) uvm.

Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Mariannenplatz 2
Eröffnung 25.01., 19.00-24.00 h
26.-27.1 und 4. -24.02, täglich 12.00-19.00 h / 28. 01.– 03.02., täglich 12.00 – 22.00 h
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ILLUMINATIONS OF WEDDING - SUPERMARKT
Eine dreitägige Eventreihe aus Panel, Ausstellung und Performances. Thematisch dreht es sich um die Rolle von Kunst und Technologie auf unsere Stadtgesellschaft. Beteiligt sind unter anderem das lokale Graffiti Research Lab und AUTO64 mit einem Fassadenmapping.

Supermarkt, Brunnenstraße 64, Wedding 
25.01., 18.00 – 23.00 h 
Live performance um 21.00 h
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SYNAESTESIA /2: SPACE AND PERCEPTION – ART LABORATORY BERLIN
Kunst meets Neurowissenschaft. The Point of Perception fragt wie viel Informationen das menschliche Hirn benötigt um zu begreifen, was das Augen gerade einfängt.

Art Laboratory Berlin, Prinzenallee 34, Wedding
Eröffnung 25.01, 20.00 h, bis 10.03.
Fr – So 14.00 – 18.00 h sowie vom 30.01. -03.02 zur selben Zeit

FORCES BETWEEN PARTICLES - PLATOON KUNSTHALLE
Die interaktive Medieninstallation Forces between particles taucht die Container der Kunsthalle bis in die Nacht in abstrahierte Formen. Bei Digital Fragments, eine immersive mixed-media Installation, könnt ihr durch Gesten im realen eure Spuren im virtuellen Raum hinterlassen.

Platoon Kunsthalle, Schönhauser Allee, Mitte
Eröffnung 26.01., 18.00, bis 02.02. je 16.00-00.00h
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ABSTRAKTE WELTEN REALISIEREN - LEAP
Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der physischen Wahrnehmung des Digitalen. Wie riechen und schmecken Daten? Wie können wir Daten fühlen?

LEAP Lab for Electronic Arts and Performance, Karl-Liebknecht-Straße 13, Mitte
Eröffnung 26.01., 20.00 h / täglich bis 03.02., 12.00-20:00

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Dienstag, 29.01. Ralf Schmerberg “Der Tod nimmt sich einen Tag nach dem anderen”– Mindpirates e.V.

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Aufgrund des hohen Besucherandranges wurde die Ausstellung “Der Tod nimmt sich einen Tag nach dem anderen” von Ralf Schmerberg verlängert. Was mich sehr freut, denn bis jetzt habe ich es nicht geschafft, sein ausgestelltes Berliner Tagebuch anzusehen. Auf mehreren Ebenen werden seine Fotos und Filme aus den letzten 15 Jahren gezeigt: Eine Drag Queen auf der Spree, Kuscheltiere auf einem Sofa in Köpenick, verfaultes Obst auf der Straße und schwitzende, feiernde Menschen – all das findet sich hier ganz natürlich in einer gewaltigen Bilderschau wieder. Wir haben Ralf Schmerberg ein paar kurze Fragen geschickt, auf die er kurz geantwortet hat.

Deine Ausstellung wurde verlängert, wer muss deine Arbeiten unbedingt noch sehen?
Derjenige, der das jetzt gerade liest, ist der beste aller Besucher, den wir gerne begrüßen würden.

Woher kommt der Titel der Ausstellung?
Hans Arp hat mal geschrieben, der Tod nimmt sich ein Jahr nach dem anderen. Da heute alles schneller ist, habe ich aus dem Jahr einen Tag gemacht und so den Titel gefunden.

In welchen Momenten spürst du, dass sich der Tod an den Tagen bedient?
Wenn das Leben am schönsten ist und man den Moment festhalten möchte.

Hast du dann das Bedürfnis mehr schaffen -, mehr machen zu müssen?
Ja und Nein, man ist müde und kriegt nie genug.

Wie hast du dich “blind in Berlin verliebt”? wie du selbst sagst.
Als Gast bei der Loveparade und danach war alles langweiliges Deutschland.

Wie erklärst du einem Fremden die Stadt, welchen Platz zeigst du ihm zu erst?
Ich bin sowieso immer noch begeistert hier zu sein und finde alles toll, das lasse ich meine Gäste spüren und erleben.

Möchtest du hier begraben werden und wenn ja wo?
Nein, ich möchte hier noch nicht mal sterben.

Was machst du wenn der Winter vorbei ist?
Blumen pflanzen.

Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Samstag- 13.00 – 20.00 Uhr Mittwoch und Freitag 17.00 Uhr – Mitternacht.
Die Ausstellung ist noch bis zum 01.März. zu sehen.

Fotos: Etwas bleibt immer zurück
Ditone Print, 200 x 150 cm, 2009
Edition of 3 and 1 Artist Print

Aphrodite
Ditone Print, 205,6 x 150 cm, 2004
Edition of 3 and 1 Artist Print

ARTVERGNÜGEN #29 featuring Julia Benz, One Fine Day und Cato J.Dibelius

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„Tom Tykwer sollte Aufhänger genug sein“, meint Kollegin Saskia. Im heutigen Artvergnügen stelle ich seine Initiative One Fine Day e.V. und begleitende Kunstauktion vor. Dazu packe ich noch einen zehnjährigen Kurator und die Premiere unserer neuen Serie “ARTVERGNÜGEN featuring…” oben drauf und winke dem Konjunktiv zum Abschied hinterher.

ARTVERGNÜGEN featuring: Julia Benz
Ich schreibe Julia an einem frühen Morgen. Ob sie nicht Lust hätte unsere Porträt-Serie zu eröffnen. Keine 10 Minuten später: ihre Antwort. Julia kommt gerade von ihrer morgendlichen Runde mit Hund Ponyo zurück– “danach verbringe ich erstmal recht viel Zeit mit E-Mails beantworten und der Selbstdarstellung im Internet.” Eine Künstlerin, die die “Selbstdarstellung” als Teil ihres Berufs anerkennt und sich derart bodenständig, selbstbewusst auf dem Parkett des Kunstmarktes bewegt, ist mir äußerst sympathisch.

Julias Arbeitsplatz befindet sich im STU/DI/O, einem Atelier in der Anklamer Straße, das sie sich mit weiteren Fotografen, Designern, Illustratoren und Malern teilt. Schön zu sehen, dass auch der Prenzlauer Berg noch Platz für experimentelle Kreation bereithält. Das STU/DI/O tritt kollektiv auf. Mit ST.ART haben die Mieter eine Art Ateliermagazin geschaffen, in dem sie ihre Arbeiten präsentieren und externe kreative Köpfe porträtieren.

Und was motiviert sie selbst zu ihren Gemälden? Was bereitet ihr Vergnügen? Getroffen habe ich Julia zum ersten Mal beim Magazin-Launch im Dezember. Sie und ihre Bilder gaben damals ein harmonisches Paar ab. Ihre Malereien versprühen das gleiche Selbstbewusstsein wie sie selbst. Ihre Arbeiten “Notalf”, “Erzähl mir deine Geschichte, vielleicht hör ich zu”, “Enteenteenteente” und “Perlenvorhang vor die Säue” zeugen von einer humorvollen Art der Weltbetrachtung. Die banalen Schrulligkeit des Lebens bekommen in Leuchtfarben eine ihnen sonst verwehrte Aufmerksamkeit.

Julia, woher nimmst du deine Inspiration?
Ich setze vor allem die belanglosen Dinge des alltäglichen Lebens in Szene. Fotos dienen dabei als kompositorischer Ausgangspunkt; sie fließen in meine Bilder ein. Hauptsächlich male ich Menschen, die sich scheinbar in einer Art Leerlauf- oder Ersatzhandlung befinden, die mir zum Beispiel in der Straßenbahn gegenüber sitzen. Es wird gestarrt, gelesen, telefoniert, Musik gehört und gedöst. Diese Personen sind dann Motive und für mich inhaltlich interessanter als überschöne Wesen aus den Medien. Ich will in meiner Arbeit keine spektakulären Szenen zeigen, Kritik ausüben, oder gesellschaftliche Missstände verdeutlichen. Ganz besonders interessiert mich, was mit den Bildern während des Malens passiert. Am Anfang habe ich keine Vorstellung davon, wie es einmal aussehen wird. Der Malprozess ist vielmehr eine Reaktion, die zum Teil bewusst, oft auch spontan auftritt.

Was gefällt dir an der Kunst?
Mir gefällt, dass sie alles darf und nichts muss. Wenn ich mich nicht frei fühle, dann kann ich nicht arbeiten. Ich muss mir im Kopf einen Zustand aufbauen können, der mir erlaubt, jetzt nicht auf die Uhr schauen zu müssen und alle Termine und Dinge, die man so nebenher erledigen muss, zu vergessen. Das ist manchmal echt schwer und es kann Wochen dauern, bis ich es schaffe in diesen Prozess des Malens, wo ich einfach “nur” male, hineinzukommen.

Wusstest du schon immer, dass du Kunst machen möchtest?
Nein, eigentlich hat es sogar erstaunlich lange gedauert, bis ich wusste, was ich wirklich will. Damals war ich 23 und mitten im Lehramtsstudium (Kunst, Textilgestaltung und Mathematik). Das mit der Kunst habe ich mir nicht mal ansatzweise zugetraut. Ich war auch echt schlecht. Das Blatt hat sich gewendet als ich im Hauptstudium Malerei belegen musste. Nach dem Seminar kam die Professorin auf mich zu uns sagte “Frau Benz, sie müssen malen!” Aufgrund der positiven Resonanz der Professoren beschloss ich mich der Malerei zu widmen.

Ich glaube meine Kunstlehrer hatten keinen Schimmer von Mathe und umgekehrt …
Ich finde diese Kombination großartig, da sie einen wundervollen Gegensatz beinhaltet: in der Kunst darf alles passieren und es gibt so gut wie keine Grenzen. Besonders wenn über Kunst diskutiert wird. In der Mathematik sind die Inhalte klar, logisch und es gibt immer nur eine Lösung. Außerdem stehe ich total auf Geometrie, ich mag die Formen und da wird ja auch irgendwie gezeichnet.

Und allzu weit entfernt hast du dich vom Lehramt ja auch nicht.
Stimmt. Ich arbeite als Dozentin an der Alanushochschule in Bonn und gebe Aktzeichenkurse; jeden Dienstag Abend von 18.00-19.30 im STU/DI/O. Jeder kann vorbei kommen, auch ohne Anmeldung.

Lust haben darauf bestimmt viele, die Scham steht aber im Weg.
Nackte Haut kann ja zum Glück nicht beißen. Der Kurs ist sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Aktzeichnen ist im Grunde eine sehr klassische Form der Zeichenpraxis, jedoch lasse ich mir bei meinen Kursen immer etwas Neues einfallen. Eines meiner männlichen Aktmodelle posierte auch schon mal 20 Minuten in einer Luchadora Maske (Anm.: die Maske der mexikanischen Wrestler). Zuerst schauten mich die Kursteilnehmer lachend und verstört an, aber dann legten sie auch gleich los.

Verrate uns abschließend bitte noch deine liebsten Orte für Kunst in Berlin.
Mein Atelier und der Hamburger Bahnhof. Im Atelier verbringe ich die meiste Zeit meines Alltags, dort habe ich tolle Menschen um mich herum, die sich schon fast wie Familie anfühlen. Außerdem kann ich dort alles machen und mich bei Bedarf ausbreiten und einfach loslegen. Der Hamburger Bahnhof zeigt tolle Ausstellungen und ich mag die Architektur total gerne. Leider bin ich viel zu selten dort, aber neben den vielen Ausstellungseröffnungen und -partys, die ich regelmäßig besuche, ist so ein bisschen “trockene” moderne Kunst in diesem Ambiente was echt tolles und eigentlich gar nicht so trocken.

Danke Julia!

Julia Benz wird repräsentiert von der Kölner Galerie Die Kunstagentin.
Aktuell plant sie eine Einzelausstellung für Anfang April. Julia’s Web- und die STU/DI/O Facebook-Page halten euch informiert.
Bilder: Florian Wenningkamp
Bilder sind im Rahmen des Lookbook Shootings für Zookie entstanden.

Julien-Berthier-Love-love

Daddy YOU can’t make a cactus…this has been done! im Grimmuseum
Kinder stellen jene banalen Fragen, die zu stellen wir uns nicht die Blöße geben wollen. Sie betrachten die Welt unvoreingenommen und kommentieren unverblümt. Wie aber sieht ein Kind die Welt, das, gerade so in der Lage einen Wauwau von der Muh zu unterscheiden, plötzlich vor einem tätowierten Schwein steht? Wie beeinflusst die frühkindliche Konfrontation mit Kunst, Realität und Fiktion das persönliche Urteil darüber, was gut ist? Und wie intuitiv kann das Urteil eines Sprösslings sein, der in die Kunstszene hineingeboren wurde?

 Michael Zheng, „Shine“, 2011 – Mann mit dem Lächeln in Regenbogenfarben

Cato J.Dibelius hat mit zehn Jahren seine erste Ausstellung kuratiert. Er zeigt, was ihm gefällt: humorvolle Arbeiten, in denen die ursprüngliche Funktion von Objekten außer Kraft gesetzt wird. Bei der Auswahl konnte er auf ein unendliches mentales Repertoire zurückgreifen: nach circa 400 Ausstellungsbesuchen kennt er mehr Künstler und Werke beim Namen als der durchschnittliche Bürger. Ich erblasse vor Neid. Cato’s Auswahl hat Farbe in meinen grauen Sonntag gebracht: Popcorn, ein Regenbogen aus Zähnen, ein Schiff, das hochkant durch den Hafen schippert. Dafür danke ich ihm. Künstler möchte er nicht werden. Wahrscheinlich käme ihm ohnehin jedes Werk wie eine plumpe Kopie einer Arbeit vor, die er schon mal irgendwo gesehen hat. Ich hoffe trotzdem, dass es nicht seine letzte Ausstellung ist.

Daddy YOU can’t make a cactus…this has been done! bis 17. Febuar 2013
Grimmuseum: Fichtestraße 2
Öffnungszeiten: Mi-So, 14.00- 19.00 h
Eintritt frei

25 Künstler für One Fine Day
“Zum Ersten….zum Zweiten ……uuuuuuuuuund zum Dritten.” Anbei die Fakten zum bevorstehenden Benefizevent.

Was: Kunstauktion zugunsten des Vereins One Fine Day e.V.
Heiße Ware: Douglas Gordon, Anselm Reyle, Jonathan Meese, Anton Corbijn, Gert & Uwe Tobias
Mindestgebot: zwischen 500 Euro für ein Gemälde von Laurence Egloff und 20.000 Euro für einen farbigen Holzschnitt von Gert & Uwe Tobias (siehe ARTVERGNÜGEN 19).
Über One Fine Day e.V.: One Fine Day e.V., eine Initiative von Tom Tykwer und Marie Steinmann, initiiert und berät in Kooperation mit der britischen NGO “Anno’s Africa” seit 2008 Kunstworkshops für Kinder und junge Erwachsene in Ostafrika.
Motivation: Emanzipation durch Kreativität. Es soll ein Gegengewicht geschaffen werden zur traditionell supressiven Entwicklungshilfe. Die Vermittlung von Kunstpraktiken und -methoden wird als Chance für eine Emanzipation der Menschen vor Ort und zur Hilfe zur Selbsthilfe gesehen.

Asstellungseröffnung:  6. Februar, 11 h
Vorbesichtigung: jeweils 11.00h –18.00 h und 10. 02, 10.00 h–16.00h.
Außerdem werden Arbeiten kenianischer Kunststudenten ausgestelllt, die in der Vergangenheit durch One Fine Day unterstützt wurden.
Registrierung hier und in der Galerie Contemporary Fine Arts.
Die Auktion beginnt am 10.Feburuar um 17.00 h
Contemporary Fine Arts: Am Kupfergraben 10

ARTVERGNÜGEN #30 – One Fine Day, The Feverish Library, Douglas Gordon, Changing Perceptions, Letters from Aleppo

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Gourmet-Kollegin Aida brachte mich kürzlich mit einem, vermeintlich harmlosen, Post zum Grübeln über die Sinnhaftigkeit des Art Vergnügens in seiner jetzigen Form. Was mühe ich mich nicht manchmal ab, die richtigen Worte zu finden. Wie dumm! – Kunst kann so einfach sein.


Quelle: Emojis

Bis die feindlichen Emojis meinen Job übernehmen, verrate ich euch den Unterhaltungswert von Kunstauktionen, lasse mich vom Buchfieber anstecken und von einem Horrorstreifen bei Blain|Southern und im Stattbad aus der Fassung bringen.

Rückblick One Fine Day e.V. Kunstauktion, 10.Februar @ CFA

»Telefongegendensaalgegendensaalgegensiealle…machenwir200mehrwassindschon200mehr…10.000gegendastelefon….
bietensiemehr?nein?wiewollensiedasnurihrenkindernerklären…1000010000fürdenherrnhierimsaal…
10000zumerstenzumzweitenundzumdritten«

Wenn der Finger nicht gerade mit ein paar Millionen behaftet ist, ist so eine Kunstauktion eine ausgelassene Veranstaltung. Am Eingang laufe ich Gastgeber Tom Tykwer in die Arme. Oben entflammt Herbert Grönemeyer für Norbert Schwontkowskis’s „Leuchten“ (2011). Nicolette Krebitz sucht noch eine Collage für’s Wohnzimmer. Hat Benno Führmann einen Telefonbieter an der Strippe? Andrea Sawatzki und Gatte beobachten das Volkstheater. Nach einer rührenden Ansprache der am Projekt beteiligten Parteien sitzt das Geld locker. „For how much did it go?”, fragt Karen Birkin, Chefin von Anno’s Africa, nervös über meine Schulter. Kein Grund zur Sorge; mit dem Erlös sollte sich was ausrichten lassen. Gert und Uwe Tobias’ Druck war mit 36.000 Euro der Kassenschlager. Den ökonomischen Gegenwert von Aberglaube setzt Anselm Reyle’s goldenes „Hufeisen“ (2013) auf 10.000 Euro fest. Hier eine Verdreifachung des Mindestgebots, im Fall von Jonathan Meese’s „Jail or Zeus/ Uwe Bohm“ (1998) eine Verdoppelung. Fundraising dieser Art ist ein für Deutschland unübliches, wie man hier aber erlebt, äußerst lukratives, Format. Chapeau allen spendenden Künstlern und Glückwunsch den – meisten – Käufern.

The Feverish Library (continued) bei Capitain Petzel
Dass Wissen nicht durch Indoktrination entsteht ist nicht nur die Meinung von One Fine Day. Kunst wie auch Bücher haben eine vielschichtigere Kraft. In „Soll mir lieber Goya den Schaf rauben, als irgendein Arschloch“ hüpft Lars Eidinger (Tränen gelacht in der Schaubühne) von einem Bücherstapel zum nächsten und zitiert in einem erhitzten Monolog den argentinischen Autor Jose Louis Borges. Nichts für Ungut Herr Eidinger, aber Anouk Kruithofs Bibliothek übertrifft Ihre um ein Vielfaches. 3500 Exemplare, überwiegend in der DDR verlegt und osteuropäischen Ursprungs, hat die Künstlerin bei Capitain Petzel zu einer feinst sortierten Mauer gestapelt; macht sich an der Wand so gut wie ein Gemälde. Das Buch als Artefakt. Mit der heutigen Rolle des Printmediums befassen sich im, immer gern besuchten, Glaskubus 28 KünstlerInnen. Einige von waren bereits Teil der Feverish Library der verbrüderten Petzel Gallery New York (2012). Andere, vor allem Berliner Ursprungs, wie Natalie Czech oder Oliver Laric, bereichern bei uns den Sequel.

Das Fiebrige, wird mir erklärt, steckt hier nicht in der Dichte. Vielmehr trage jedes einzelne Werk eine pulsierende Kraft in sich. Ganz heiß wird’s Hervé Humbert beim Anblick der rehartigen Nathalie Portman. Für “Natalie” (2007) durchforstete er vier Tage lang Google nach Bildern der wunderschönen Actrice. “Man will ihrer habhaft werden und bekommt doch immer nur eine Spiegelung. Und je mehr Bilder man sich einverleibt, desto begehrenswerter und zugleich ungreifbarer und unbegreiflicher wird die dargestellte Person” (Humpert). Da liegt sie nun, seine Bibel der Begierde, auf einem altargleichen, verspiegelten Sockel. Freud hätte sein Vergnügen an diesem Wahn gehabt und bekommt bei Capitain Petzel direkt den Platz nebenan. Gleich drei Werke formen eine Art psychoanalytisches Bermudadreieck: Clegg & Guttmanns “Sha‘at‘nez oder die verschobene Bibliothek, re-contextualized – A Social Sculpture” (2004/2005) ist eine raumgreifende Reproduktion des Freud Museums in Wien. Robert Longo hat eben jene Bibliothek fotografiert. Olaf Nicolai wagte sich an eine erstmalige arabische Übersetzung des Textes „Trauer und Melancholie (2009/2012)” und hinterfragt damit die dortige Relevanz der Psychoanalyse. Zu sehen sind die bilingualen Publikationen sowie der Videomitschnitt einer lokalen Radioshow, über welche die Schrift verbreitet wurde. Sag mal weinst du, oder ist das der Regen? – sang schon Rio Reiser. Von der Trauer ist’s nicht weit zum Niederschlag – die Franzosen verwenden direkt das gleiche Wort “pleurer” für “weinen” sowie für “regnen”. Und damit stehen wir, gerade noch vor Freud, jetzt bei Nathalie Czechs Arbeit. “Il pleut by Guillaume Apollinaire” (2012), Teil ihrer Werkgruppe “Hidden Poems”, ist eine sprachhandwerkliche Meisterleistung. Die Poesie von in Poesie versteckter Poesie. Ausgewählten Kollegen gab die Künstlerin einen Satz vor und die Aufgabe mit auf den Weg, die Worte in ihrer vorgegebenen Struktur, wie Regen vom Himmel fallend, in den Text zu integrieren. Es überlagern sich Narrationen und Lesarten und man fragt sich, welche Ebene zuerst da war. Gerade in der Digitalkultur ist die Frage nach der Autorenschaft eine chronische. Czech stellt sie poetischer als je zuvor.

The Feverish Library (continued) ist eine ausgezeichnet kuratierte Ausstellung. Ihr nehmt also besser sofort die Beine in die Hand – am Samstag werden die Bücher nämlich zugeklappt. Am 19.Februar werden, inmitten aller schöner Worte, Olaf Nicolai und Kunstkritiker Thomas Wagner das für ihre Arbeit einflussreichste Werk aus dem Ungers Archiv vorstellen. Dieser Frage geht das Archiv für Architekturwissenschaft mit seiner Veranstaltungsreihe X LIBRIS EX ARTIFEX EX LOCO nach.

The Feverish Library (continued) bis 23.Februar
Capitain Petzel: Karl-Marx-Allee 45, Mitte
Di- Sa, 11.00 – 18.00

CHANGING PERCEPTIONS – selected_13.1 im Aufbauhaus
Visuelles statt verbales erwartet euch bei der Vernissage von „Changing Perceptions“, die Abschlussausstellung der Kommunikationsdesigner der design akademie berlin. Die Studenten spielen mit unserer Wahrnehmung indem sie uns zwischen analogen Materialitäten und digitalen Bildern, zwischen veralteten Begriffen und exotischen Produkten hindurchleiten. Eine experimentelle Reise durch Raum und Zeit.

Eröffnung 10. Februar 19 Uhr, dann bis 23. Februar
Aufbau Haus Moritzplatz, 1.OG
täglich von 14.00 – 18.00

Douglas Gordon bei Blain|Southern
Der One Fine Day-Auktion schenkte Douglas Gordon eine Zeichnung. Eigentlich aber ist das Video sein Medium und Existentialismus sein Thema. Mit den Videos in „Sharpening Fantasy“, allesamt in Tangier aufgezeichnet, spielt er mit der Macht der Ungewissheit. Tangier ist schwer zu greifen: nicht wirklich europäisch, aber auch nicht rein orientalisch. Die Schwammigkeit ist dem Westen nicht ganz wohl. Tangier steht für eine Angst davor, was über Afrika zu uns schwappen könnte.

„I hear the knives beeing sharpened, means, any second, now someone is gonna stab me in the back.“ Wir sehen die Hände eines alten Schmiedes, der pantomimisch ein Messer schleift. Das Geräusch einer abgezogenen Klinge geht ins Mark, lässt uns eine Waffe fürchten, die das Video so nicht zeigt. Tangier Psycho. 2012 wurde Gordon, ich berichtete, mit dem Käthe-Kollwitz-Preis ausgezeichnet.
Eine gute Einführung wurde für ARTE CREATIVE gedreht.

“Sharpening Fantasy” bis 28. April
Blain|Southern: Potsdamer Straße 77 – 87, Tiergarten
Di – Sa, 11.00- 18.00 h

“Letters from Aleppo” im Stattbad Wedding
Bilder des Eröffnungsabends zeigen betroffene Gesichter. Hinter den Bildern bröckelt die Wand. Seit vielen Jahren dokumentiert JUST fotografisch die weltweite Street Art-Szene. Letztes Jahr entschied er mit seiner Kamera in den syrischen Bürgerkrieg zu ziehen. “Seitdem ich mich dazu entschieden habe, nach Aleppo zu fahren,” schreibt er in einem Brief, “habe ich ein mulmiges Gefühl – irgendetwas zwischen Spannung und Angst. Meine Erwartungen an diese Reise waren diffus (…) Ich bin Fotograf, und den Wunsch, einmal in eine Krisenregion zu fahren, habe ich schon seit Jahren. Dass es gerade jetzt Syrien geworden ist, war eine Verkettung von Zufällen.”

Syrische Rebellen und die Armee lieferten sich gestern erneut Gefechte um den seit Januar stillgelegten internationalen Flughafen von Aleppo. 70.000 Menschen starben hier seit Beginn der Aufstände im Frühjahr 2011.

Im Stattbad zeigt JUST Bilder aus New York, Berlin Tel Aviv und Polen, in einer multimedialen Inszenierung seine persönliche Wahrnehmung Aleppos in Briefen, Fotos und Soundaufnahmen.

“Letters from Aleppo” bis 02.März
Stattbad Wedding: Gerichtstraße 65, Wedding
Di – Sa, 17.00 – 20.00 h
Eintritt 3 Euro

ARTVERGNÜGEN #31 – Bye Bye c/o Mitte und Martin Kippenberger im Hamburger Bahnhof

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Foto: Matze Hielscher

Von wegen im Westen nichts Neues! Die c/o Berlin zieht nach Charlottenburg und verlässt damit eines der schönsten Gebäude Berlins – natürlich nicht ohne gebührenden Abschied. Wir haben ein paar Freunde nach Erinnerungsstücken gefragt und welche von Kai Müller, Christoph Voy und Bella Lieberberg bekommen. Im Hamburger Bahnhof wird es gut gelaunt bis exzessiv bei Martin Kippenberger.

c/o Berlin Closing Postfuhramt
 All Palaces Are Contemporary Palaces

Auch das noch, denke ich. Als hätte die Berliner Seele dieser Tage mit der Verscherbelung seiner selbst nicht schon genug zu leiden, ruft es mir mit Bye Bye Mitte…” an jeder Straßenecke den traurigsten Umzug des Jahres ins Gedächtnis. Die c/o Berlin verlässt das Postfuhramt in der Oranienburger Straße. Die Container stehen schon im Hof, die ersten Decken werden abgerissen. Eine Lichtskulptur auf dem Dach leuchtet All Palaces Are Contemporary Palaces in die Nacht.

Ich kenne fast niemanden, der nicht eine Menge persönlicher Geschichten mit diesem Haus teilt. Wann meine begann, weiß ich gar nicht mehr. Richtig verknallt war ich in dieses Haus, mit viel opulenter Patina kam es daher. In den Wänden sah man noch Einschusslöcher,  die schiefen Aufgänge erzählten von tausenden Füßen, die hier schon durchmarschierten und bei jedem Besuch dachte ich mir: Dieses Haus! Diese Treppen! Diese Räume! Diese Fliesen!

Als die Nachricht kam, dass die c/o diesen Prachtbau verlassen muss, war das ein ordentlicher Schlag. Die Möglichkeit zu verlieren, jederzeit diese Architektur und Ausstellungen, die keine schlechten Tage kannten, zu besuchen, schien mir unvorstellbar. Das Baby Melancholie nahm mich mit und ließ mich an die Warteschlangen bei der Annie-Leibovitz-Ausstellung denken, der auch die Gastronomen rund um die c/o auf Knien dankten.  An Joel Steinfeld, Anton Corbijn, Karl Lagerfeld, Martin Parr und so viele mehr, die man hier bewundern konnte.

Das Postfuhramt war kein leiser Ort. Immer gab es einen Dialog zwischen dem Haus und seinen Besuchern. Keine minimalistische, klinische Ausleuchtung, die einschüchterte und kein allzu arrogantes Kunstpublikum, das einem den Spaß verderben konnte. Alles, einfach alles war an seinem richtigen Platz.

Die neue Heimat der c/o Berlin wird jetzt das Amerika-Haus von Architekt Bruno Grimmek in der Hardenbergstraße in Charlottenburg. Ein weiter Weg war es bis dahin. Erst sollten es die Monbijou-Ateliers in unmittelbarer Nähe des jetzigen Standorts werden. Die Betreiber der c/o freuen sich auf diesen Neuanfang.

Bye Bye Mitte… Closing Postfuhramt
Party am 9. März um 21 Uhr in der Oranienburger Straße 35/36

Im Freundeskreis haben wir nach Erinnerungsstücken und Abschiedsbriefen gefragt. Bella Lieberberg, Kai Müller und Christoph Voy haben uns ein paar Blumen geschickt.

Von Christoph Voy

Von Kai Müller

Von Bella Lieberberg
“Dieses Foto habe ich heimlich bei der Anni Leibovitz Ausstellung gemacht. Sie ist sehr besonders für mich – gerade ihre Anfänge. Ich war sehr oft in der c/o Galerie, kann mich gar nicht mehr an jede Ausstellung erinnern. Bei der Abschiedsparty kann ich leider nicht dabei sein, aber bei der Eröffnung im Westen. Bye Bye!” (Bella Lieberberg)

 

Martin Kippenberger: sehr gut | very good
“Kunst wird ja sowieso immer erst im Nachhinein betrachtet… Ich würde sagen, 20 Jahre ist der Zeitraum. Was dann die Leute noch von mir erzählen oder nicht erzählen werden entscheidet, ob ich gute Laune verbreitet habe oder nicht. Und ich arbeite daran, dass die Leute sagen können: Kippenberger war gute Laune!”

An diesem Sonntagvormittag heißt es Schlange stehen für gute Laune. Eine halbe Stunde dauert es, bis wir die Tickets für die Ausstellung von Martin Kippenberger in den Händen halten. Einen Mann, über den ich lesen konnte, dass er seinen Bierbauch wie eine Trophäe getragen habe, vom Leben nie genug bekam und die 80er Jahre so intensiv lebte als hätte er immer geahnt, dass ihm nur 44 Jahre bleiben. Vielversprechend.

Das Werk Martin Kippenbergers reicht von Skulpturen, Malerei, Installationen über Plakatgestaltung bis hin zu hunderten Zeichnungen auf dem Briefpapier des Hotels Chelsea in Köln, in dem er zwei Wochen kostenlos wohnen durfte, weil er eine Fußballwette gegen den Chef gewann und von da an selbst zur Geschichte des Hotels wurde. Mit viel intelligentem Witz und Furchtlosigkeit lauern in jedem Raum dieser Ausstellung Lacher. An den Wänden steht Er wollte nach oben aber er kam nur bis zur Mitte. Stimmt nicht ganz. Für jemanden, der so unbedingt rebellieren wollte wie Kippenberger und manchmal gar nicht wusste wogegen eigentlich, hat er es weit geschafft. Nach seinem Tod rissen sich Institutionen wie die Tate Modern um Retrospektiven.

Kippenberger ist kein Künstler im eigentlichen Sinne, nichts Klassisches lässt sich bei ihm finden. Aber es schien nur so aus ihm zu sprudeln, Wortwitz (“Du kommst auch noch in Mode!” Plakat zum Dialog mit der Jugend) und Ironie wie bei den gekreuzigten Fröschen hoch oben an der Wand kitzeln den Besucher. Seine Sucht nach Selbstdarstellung gibt uns ein selbstgezeichnetes Porträt, dass von zu viel von allem erzählt. Von so viel wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich. Die riesigen Räume des Hamburger Bahnhofs sind rappelvoll gefüllt mit Plakaten, selbstgebastelten Bauwagen, Briefen, Skulpturen und auch Musik und fordern viel vom Besucher.

Nach einem Rundgang durch diese Ausstellung fühlt man sich ähnlich wie beim Ende eines so exzessiven Lebens wie dem von Kippenberger: erschöpft, aber glücklich. Eins plus mit Bienchen.

Martin Kippenberger: sehr gut | very good bis 18.August 2013
HAMBURGER BAHNHOF – MUSEUM FÜR GEGENWART
Invalidenstraße 50-51
Mo-Fr 10-18 Uhr (Do bis 20 Uhr), Sa-So 11-18 Uhr

Ausstellung Martin Kippenberger

Ausstellung Martin Kippenberger

Ausstellung Martin Kippenberger

ARTVERGNÜGEN #32 featuring Max Kersting, Tomas Saraceno bei Esther Schipper und Die Lange Nacht der Museen in der Gemäldegalerie

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Aus gegebenem Anlass sah ich mir den Schnee von gestern an, habe mich in animalische Galaxien geflüchtet und den lustigen Überzeichnungskünstler Max Kersting zum digitalen Interview getroffen und schlage den Winterblues damit in die Flucht.

ARTVERGNÜGEN featuring: Max Kersting

Max Kersting ist – genau wie Karl-Heinz Rummenigge und Super-Richie – in Lippstadt geboren und aufgewachsen. Seine Jugend verbrachte er als Blader und beim Psychologen. Nachdem er seinen ersten richtigen Job im Marketing eines Schiebetürenherstellers für Baumärkte an den Nagel gehängt hatte, ging diese Firma einige Monate später insolvent. Max hat außerdem mindestens sechs verschiedene Werbeagenturen von innen gesehen und sich auch als Illustrator und Texter, Party-DJ und Eistee-Produzent einen Namen gemacht. Vor kurzem hat er ein Buch mit dem Titel »Drei unbeschwerte Tage« beim neuen Berliner Verlag Metrolit herausgebracht. In dem Buch finden sich 54 übermalte Flohmarktfotos. Der sehr berühmte Illustrator Christoph Niemann hat folgendes zum Ergebnis gesagt: »Nur mit alten Schnappschüssen, Tipp-Ex und einem Edding bewaffnet, kreiert Max Kersting herrlich absurde Bildpoesie.« Wir haben Max per E-Mail interviewt.

Hey Max! Letzten Sommer hast du mir bei deiner Life-Überzeichnung bei Pavlov’s Dog einen sehr lustigen Mittag beschert– mein nachträglicher Dank dafür. Dein neues Buch hast du neulich mit einer Ausstellung erneut in der Hundehütte gelauncht. Wie steht es denn heute um dein patriotisches Herz: Berlin oder Lippstadt?
Die Frage beantwortet das von mir bemalte T-Shirt. In meinem Online-Shop habe ich es zum Verkauf angeboten. Weil aber fast niemand das T-Shirt gut fand, geschweige denn eins kaufen wollte, habe ich den Status aus Trotz auf SOLD OUT gestellt obwohl die Kiste noch voll ist.

Und was zählst du sonst zu deinen größten Erfolgen?
Kurz nach meinem Abitur hatte ich sturmfreie Bude. Es war Sommer und ich habe mit Freunden Hasch-Brownies gebacken und gegessen. 50% waren bereits heftige Kiffer, 50% komplette Neulinge auf dem Gebiet. Mir wurde ein sanfter geiler Trip versprochen. Es war leider irgendein Scheiß-Hasch und wir alle hatten mit heftigen Todesängsten zu kämpfen. Alle! Selbst die Profis. Den Höllentrip ohne großen Schaden überstanden zu haben, zähle ich eindeutig zu meinem bis dato größten Erfolg.

Wie hältst du es sonst mit deiner Ernährung: bist du auch Vegetarier?
Natürlich.

… und was ist dein Lieblingsgemüse?
Die Zucchini.

Was außer Grünzeug bereitet dir sonst Vergnügen?
Hörbücher. Vor circa fünf Jahren bin ich durch eine echt stressige Zeit gegangen. Ohne Hörbücher hätte ich das nicht geschafft. Erst waren sie nur Therapie, jetzt sind sie pures Vergnügen. Mein aktuelles Lieblingshörbuch ist »Lila, Lila« von Martin Suter, gelesen von Daniel Brühl. Megagerne würde ich auch mal selbst eins einlesen. »Das weiße Buch« von Rafael Horzon zum Beispiel. Muss ich einfach mal auf eigene Faust machen. Ach so, es würde mir natürlich großes Vergnügen bereiten wenn alle Leute »Drei unbeschwerte Tage« kaufen würden.

Folgendes Foto habe ich von dir im Internet gefunden. Was hat es damit auf sich?

Es sollte ein Großprojekt am Skatepark des Erwitter Skatevereins werden. Ich wollte auf alle Rampen aktuelle Bestseller malen. Nachts und voll betrunken war der ganze Verein dafür, nüchtern war der ganze Verein dann wieder gegen die Idee. Damit ich aus Wut nicht aus dem Verein austrete, durfte ich eine kleine Rampe mit dem Bestseller schlechthin bemalen.

Vor einigen Wochen ist dein Buch »Drei unbeschwerte Tage“ erschienen. Was ist dein Lieblingsbild daraus?

Und gibt es eines, das du mittlerweile schon nicht mehr leiden kannst?

…also ich finde das lustig. Wie kamst du eigentlich auf die Idee der Überzeichnungen?
Die ausführliche Antwort findet man hier.

Du bist ja außerdem auch Illustrator. Was hat dich dazu motiviert?
Als ich so 12 war habe ich auf der Herbstkirmes in Lippstadt am Musik-Express diesen Festhalt-Affen bewundert. Ich habe ihn immer nachgezeichnet. Alle Schulhefte waren voll mit diesem Affen. Ich habe ihn zum Glück irgendwann mal fotografiert, mittlerweile ist er nämlich verschwunden.

Was ist Kunst für dich?
Letztes Weihnachten habe ich im Keller meiner Eltern die alte Kunstmappe von meinem jüngeren Bruder Lukas gefunden; auch meine lag da rum. Ich habe bis zu dem Zeitpunkt immer gedacht, ich wäre das Talent in der Familie. Aber gegen die Bilder von meinem Bruder sind meine Bilder totaler Müll. Seine sind genial. Seine Bilder sind Kunst!


Titel: Rauchen und Waldbrand

So, Max, ich glaube wir haben genug im Kasten. Hat Spaß gemacht! Danke!
Gerne! Lass uns das Interview bei Gelegenheit fortführen.



Tomas Saraceno bei Esther Schipper
Tomas ist der Neue. Bei Esther Schipper erklärt er, warum er tut, was er tut und warum in dieser Form. Den argentinischen Architekten und Künstler interessieren alternative Formen des Zusammenlebens, Biodiverstiät und Hybridität. Weil er zwar fantastisch, aber nicht genial ist, kooperiert er in der Entwicklung seiner raumgreifenden, oftmals immersiv erleb- und besteigbaren Skulpturen wie die Cloud Cities im Hamburger Bahnhof mit Biologen, Radiologen und Astrophysikern. Spätestens seit seiner Zeit im International Space Studies Program bei der NASA weiß er, dass die Astrophysik Spinnwebenstrukturen verwendet, um die Entstehung der Galaxien darzustellen. Alles andere als interdisziplinär agiert die Spinne, dieses asoziale Tier. Für die aktuelle Ausstellung überlistete der kluge Saraceno diese und zwang sie in kollaborative Arbeitsstrukturen. Es entstanden filigrane Skulpturen höchster Fragilität, Komplexität und Anmut. Die toten Meister hängen noch in den Netzen, thronen jetzt imposant in musealen Mausoleen (=Stehlen), sind überwiegend gesichert durch Plexiglas, ausgeleuchtet in einem sonst vollkommen verdunkelten Raum wie sonst wertvollste Diademe. Auf den Lichtstrahlen flirren Staubkörner zu, von und zwischen dem Netz, wodurch der Anschein entsteht, sie seien lebende Skulpturen. Saraceno wird es so schnell zum Klassenliebling schaffen.
Macht anschließend doch auch noch einen Abstecher ins Untergeschoss zur musikalischen Installation Songbook (ES13). Ich kann leider nichts dazu sagen, da ich unwissentlich dran vorbeigezogen bin. Das sollte euch nicht passieren; sagt man.

Social .. Quasi social .. Solitary.. Spiders … On hybrid cosmic webs
noch bis 13.April 2013
Esther Schipper, Schöneberger Ufer 65
Di- Sa 11.00 – 18.00 h
Bilder:  © Andrea Rossetti, Courtesy : der Künstler und Esther Schipper, Berlin


Lange Nacht der Museen | Gemäldegalerie im Kunstforum am Potsdamer Platz
Die Lange Nacht der Museen lockt alle. Zugezogene, die sich einen ersten Überblick verschaffen möchten. Nachbarn aus dem Umland, die Flatrate-Kunstsättigung wollen und natürlich die Massenspektakelunersättlichen. Kurz vor meinem zehnjährigen Jubiläum in Berlin besteige ich die Routenbusse für den ganz persönlichen Realitätscheck. Und es tun sich doch wahrhaftig Schätze auf. Im Naturkundemuseum werden Cocktails unterm Skelett serviert, Lisa schüttelt die Gesteinsüberraschungseier während ich kaum vom Dinosimulator lassen kann. Daneben gibt’s Haariges und Widerwärtiges.


In der Gemäldegalerie schließlich wartet das prunkvolle Urgestein. Hier offenbart sich der Ursprung von Phänomenen und Stilen. Die Leuchtkraft, das Ausmaß, die inhaltliche Wucht sind kaum zu fassen. Leicht vergisst man die Zeit und verliert sich in der Reichhaltigkeit, währned man über Symboliken der christlichen Szenen, historischen Ereignisse und Allegorien spekuliert. Dokumentationen in Ölfarbe, jahrelange Arbeit, mit einem Klick redokumentiert. Aber nein, meine Fotos versagen gnadenlos , da sie nicht in der Lage sind, die Kraft der Bilder zu transportieren. Und so ziehen wir weiter, gehen fast 2 km behangene Wände ab. 1.500 Arbeiten von Meistern aus Italien und Spanien (13.- 16. Jahrhundert), Holland und Deutschland (15.- 16. Jahrhundert) bis zur Erschöpfung. Ich halte nicht durch bis zum Schlussgong. Mach’s noch gut, du lange Nacht. So ohne bist du gar nicht.

Gemäldegalerie. Matthäikirchplatz
Di- So 10.00 – 18.00 h
Do 10.00- 20.00 h
Eintritt 8 Euro


Vernissage der Soloausstellung von Erkin Gören in der Galerie Merkezi
Am Donnerstag eröffnet die Ausstellung des türkischen Künstlers in der Galerie Merkezi. Erkin Gören ist ein interdisziplinär arbeitender Künstler, der auch als selbst produzierender Musiker, bildender Künstler und als (Mit-)Gründer verschiedener kollaborativer Kunstprojekte bekannt ist. 2012 ist er nach Berlin gezogen. Nach fünf kuratierten Ausstellungen (Berlin, Kassel, Saarbrücken) und seiner ersten Soloausstellung diyemedim folgt jetzt seine zweite Soloausstellung in Deutschland.

Dienstag, 19.03. Film «After Hours» / Ausstellung Kultur: Stadt – in der Akademie der Künste

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Die Stadt, unser täglicher Lebensraum, unsere Geißel, unser Mekka und unser Utopia. Im Wort «Stadt» steckt so viel mehr als bloß eine enge Ansammlung von Bauten voll mit verschiedensten Menschen. Nicht umsonst heißt es: Stadtluft macht frei. Und Stadtplanung ist heute nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern eng verknüpft Kunst und Kultur. Denn womit sonst können die Metropolen der Welt heute noch auftrumpfen, wenn nicht damit?

In der Akademie der Künste im Hanseatenweg 10 läuft noch bis zum 26.5 eine Ausstellung, die sich kritisch mit dem Verhältnis zwischen Architektur und sozialer Wirklichkeit auseinandersetzt. Das aber gar nicht trocken: In den Ausstellungsräumen wird jedes Fallbeispiel aus Sicht des Architekten, des Kurators und eines Filmemachers präsentiert. Dabei ist vor allem auch unser neuer Lieblingsstreifen «After Hours» von Steffen Köhn und Philipp Kaminiak, in dem wilde Tiere das Berghain erkunden. Klingt schräg? Ist aber faszinierend und hinreißend schön.

Eine spannende Ausstellung, die nicht Architekturfans ans Herz gelegt werden sollte, sondern allen, die sich mit den rasenden Veränderungen, die unsere geliebthasstes Berlin durchmacht, auseinandersetzen wollen.

Dienstag bis Sonntag: 11 – 19h
Eintritt 8/5 Euro

ARTVERGNÜGEN SPECIAL – im Sonnenstudio mit Frau Grau

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Carmen Maria Traud auch bekannt als Frau Grau spricht nicht gern über ihre Arbeit, steht nicht gerne im Mittelpunkt und wünscht sich nach Kalifornien. Mit Vergnügen macht ihr einen Strich durch die Rechnung: diesen Sonntag ist Frau Grau nämlich Live-Illustratorin unserer Geburtstagsfeier. Ich traf sie um zu hören wie die Vorbereitungen laufen und natürlich um sie euch vorzustellen.

Wir setzen uns in die Küche des Kreuzberger Sonnenstudios. Das Sonnenstudio, ein lichtdurchflutetes Atelier in einem Kreuzberger Fabrikgebäude, teilt sich Frau Grau mit anderen Illustratoren, Grafikern und Programmieren. Gemütlich ist’s.

Du bist die Sylt Inselmalerin 2013. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Es begann mit einer Ausstellung auf Sylt im Atelier Klint. Dort erzählte ich einer Besucherin der Ausstellung, wie gerne ich mal woanders, außerhalb Berlins, malen würde. Sie meinte, das trifft sich gut. Ich soll doch mal bei ihrem Kunstverein vorbeikommen. Das hab ich gemacht und zwei Wochen später war ich Inselmalerin. Jetzt fahre ich da so einmal im Monat hin, mache Fotos und Skizzen, sammle Eindrücke, Farben und Formen, treffe Menschen und deren Geschichten die meine Illustrationen inspirieren.

Auf jeden Fall hätte ich mir die typische Inselmalerin anders vorgestellt.
Deine Postkartenserie mit Schriftzügen wie „WE NEVER WENT FULLSCREEN“ von Softwareherz erscheinen zu ironisch für das traditionelle Nordlicht.

Die Texte dafür schreibt Claude Draude (Softwareherz), die eigentlich Kulturwissenschaftlerin und Soziologin ist und sich mit Mensch-Computer-Interaktion beschäftigt. Als ich erwählt wurde hieß es aber auch, das sei ein mutiger Schritt. Sylt hat eher ein gesetztes Publikum, doch ich habe nicht vor Möwen und Strandkörbe zu malen.

Lana del Rey im Strandkorb. Eine Möwe auf der Schulter. Vielleicht liegen die beiden Welten von Frau Grau gar nicht so weit auseinander. Auf ihrem Tumblr findet sich ein Logo für das Starlett. Ich glaube zunächst es handle sich um einen Spaßentwurf.

Das hast du nicht wirklich für Lana del Rey entworfen, oder?
Doch, klar. Ich arbeite viel für Musiker und wurde angefragt dieses Logo zu entwerfen. Allerdings habe ich mich gedrückt, als es zum Treffen in Berlin kommen sollte. Ich steh’ nicht gern im Mittelpunkt. …Ich arbeite auf jeden Fall recht regelmäßig für Labels. Seit 2008 für Neon Gold Records. Unsere erste gemeinsame Veröffentlichung war für Passion Pit (Sleepyhead), danach folgten weitere 7  Inch. Über Neon Gold kam der Kontakt zu Penguin Prison und darüber zum Deal mit Lana del Rey und Ms Mr.



Wie ist das für dich als Künstlerin für andere Künstler zu arbeiten?

Ich mach das sehr gerne, weil es eine meistens sehr freie und kreative Arbeit ist. Und es ist nie Musik dabei, die ich nicht vertreten kann. Obwohl, manchmal doch, dann mag ich aber den Menschen dahinter, denn ich arbeite in der Zeit recht eng mit der Person zusammen, treffe die Person immer wieder.

Und für wen würdest du gerne mal ein Cover gestalten?
Hm, für The Knife würde ich gerne was machen. Lustigerweise produzieren die hier teilweise im Haus in der Etage unter uns. Aber wenn man sich begegnet wissen sie nicht wer ich bin.

Was mir bei deinen Arbeiten gefällt ist die stilistische Brandbreite: Aquarell bis Fineliner, realistisch abbildend und abstrakt verspielt, menschliche und florale Motive. Gibt es eine Arbeit die dich deines Erachtens am besten widerspiegelt?
Eigentlich nicht. Die Form entsteht immer auch aus den aktuellen Umständen. Außerdem sind vieles Auftragsarbeiten, die ich so vielleicht nicht gemacht hätte, auch wenn ich letztlich dahinter stehe. Im Grunde ist aber sind alles Facetten meines Stils, die ich je nach Auftrag abrufen kann; so kommen manchmal auch neue zustande. Ganz wichtig ist, dass man sich in die Sachen einfühlt und mit voller Überzeugung umsetzt, so dass am Ende alle glücklich sind.


Hast du eine favorisierte Arbeit?
Die, die bei meiner Mutter an der Wand hängen. Das sind wirklich alte Sachen, die ich mit 16 gemalt habe.

Warst du schon früher ein kreatives Kind?
Ich habe eigentlich schon immer gemalt; man sagt(e) mir auch oft, ich schreibe kein Tagebuch, ich würde es malen. Um mich zu einem glücklichen Kind zu machen, haben mir meine Eltern Stifte und Papier hingestellt. Kochbücher wurden ausgemalt. Meine Spezialität war auf Endlosdruckerpapier zu malen.

Und noch eine schneller Runde: Was bedeutet Kunst für dich?
Es klingt abgedroschen, aber die Kunst zieht sich durch mein ganzes Leben, ist ein großer Teil davon. Und ich bin sehr glücklich davon leben zu können – mehr oder weniger.

Was sind deine liebsten Orte für Kunst in Berlin?
Das ist jetzt kein direkter Ort, aber ich mag das Gallery Weekend , wenn alles offen ist und man sich so viel Input gibt, dass  man danach von oben bis unten voll mit Eindrücken ist. Auch skurrile Orte wie Artists Anonymous üben eine gewissen Anziehungskraft auf mich aus.

Wer ist dein Lieblingskünstler?
Frohawk Two-Feathers aus LA. Der macht ganz andere Sachen als ich, wahrscheinlich finde ich ihn deswegen so gut. Wahnsinnig gut sogar.

Was bereitet dir Vergnügen?
Das Leben.

Und wie wirst du es am Sonntag einfangen?
Die Leute kommen und lassen sich porträtieren, nehmen’s mit. Wir haben 100 Blatt Papier besorgt, mehr schaff’ ich nicht in zwei Stunden. Und morgen ist Testlauf hier im Studio. Ich komm ja schließlich nicht unvorbereitet!


Ab April veröffentlicht sie erste Arbeiten ihrer Inselmalerei in der Presse , vom 01.- 15. September gibt’s dann die große Ausstellung in der Westerland Stadtgalerie. Frau Graus Karten werden verkauft bei R.S.V.P. in Berlin-Mitte (Mulackstraße 14), cosi in Rostock oder direkt bei ihr. Am Sonntag wird sie aber erstmal von 17 – 19.00 im Fluxbau eure ausgelassene Stimmung auf Papier für die Ewigkeit dokumentieren. 


Mittwoch, 10.04. Pictoplasma Festival – Platoon Kunsthalle

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Pictoplasma ist das weltweit größte Festival zeitgenössischer Charakter-Kultur. In dieser Woche werden in über 20 Galerien der Stadt Künstler-Präsentationen, Vorträge, Workshops, Installationen, Screenings und Performances gezeigt. Ein idealer Ort, um sich zu vernetzen, Sachen zu entdecken und sich von dieser besonderen Kultur inspirieren zu lassen.

WHITE NOISE – Pictoplasma Festival 2013 Opener from Pictoplasma on Vimeo.

Alle Informationen über das Festival gibt es hier. Heute Abend ab 20.00 Uhr findet im Platoon die Eröffnungsparty statt.… Bitte lesen Sie weiter

ARTVERGNÜGEN #33 – Die Macht der Kunst in der KunstHalle der Deutschen Bank, Fully Booked im GESTALTEN Space, Autocenter, Anselm Kiefer: Der Rhein und The Wrinkles of the City

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Die Macht der Kunst in der KunstHalle der Deutschen Bank
„Jeder Mensch ist ein Künstler“, behauptete Beuys 1967 freimütig. Die kilometerlange Menschenreihe vor der KunstHalle der Deutschen Bank am vergangenen Wochenende gibt Joseph schon mal insofern recht, als dass einige Dutzende offensichtlich gern Künstler sein wollen.

Für 24 h hatte die KunstHalle vorgestern geöffnet. Mich begleiten romantische Sex and the City-Fantasien, ich denke an ein Date von Carrie mit ihrem Russen, Nachts um Drei im Museum. Ein neuer Mann für sie und noch eine Kunsthalle für Berlin. Letztere steht unter keinem guten Stern –  aber für solche Esoterik ist der gemeine Bänker wohl eher nicht empfänglich.  Auf jeden Fall ist die KunstHalle der neuen Ausstellungsraum der Deutschen Bank, nachdem die Ehe mit dem Guggenheim in die Brüche ging. Knapp zwei Wochen vor ihrer offziellen Eröffnung am 18. April konnte nun jeder Sonntagsmaler sein Werk zur Ausstellung beitragen. Ich habe vor der Schlange kapituliert, aber die Kollegen von Art Parasites waren schon mal nicht eindeutig unüberzeugt. Abgelehnt werden durfte übrigens in diesem genialen PR-Streich keines. Da aber nicht für alle Platz war, gibt es am 28.April eine Fortsetzung in der Alten Münze. Am 18. April eröffnet die KunstHalle dann offiziell mit einer Ausstellung des pakistanischen Künstlers Imran Quereshi, der amtierende Artist of the Year 2013.

Macht Kunst Teil 2 am 28.April, ab 12.00 Uhr für 24 h.
Alte Münze Berlin: Molkenmarkt 2
KunstHalle: Unter den Linden 13/15


Fully Booked im GESTALTEN Space
Bei Spoonbill & Sugartown, Brooklyn/ NY, einem dieser Buchläden für ominöse Fundstücke, erstand ich im letzten Jahr zwei ganz besondere Exemplare: ab der ersten Seite von„Just Kids“, die Memoiren von Patti Smith, bestand kein Zweifel, dass ich gerade eines der besten Bücher ever in der Hand hielt. Ebenso wenig  zurücklassen konnte ich einen visuellen Essay, der mich durch Cut-outs von der üblichen chronologischen Lesart abbrachte. Worum es geht weiß ich nicht, aber ich wollte ihn. Es braucht heute Kreativität und Mumm seitens der Verlage, um sich gegen die digitale Konkurrenz zu behaupten. Welch‘ wunderbare Form einem solchen Wagnis entspringen kann zeigt Fully Booked, eine Ausstellung für Design und Konzepte neuer Publikationen im GESTALTEN Space.

„It‘s easy to forget that when physical books were invented, news websites ignored them and laughed at them as a niche pursuit for geeks.  Now we are here and the same journalists are declaring the death of the internet, as the hype and excitement surrounding print and paper travels inexorably around the world.“ (aus dem Ausstellungstext)

Auf die Frage, ob sich die digitale Bedrohung im Editorial Design zeige, antwortet Matthias, Herausgeber und Co-Kurator der Ausstellung: „Sicherlich wird es auch in Zukunft eine Abwanderung von Texten und Lesern ins Netz geben , aber gerade deswegen wird Buchgestaltung immer spezieller. Superbillige Fünf-Euro-Bücher oder superteure Obskuritäten für Sammler werden überleben, die Mitte aber wird es schwer haben.“

Ein solches Sammlerobjekte liegt unter einer massiven Glasscheibe: eine dreiteilige lose Werksammlung des Italieners Maurizio Catellan. Von einem japanischen Künstler wurden seine Fotos und Texte nachgemalt, dann wieder eingescannt und neu gedruckt.  Außerdem in Matthias‘ Toplist schaffen es die rudimentären Arbeiten der schwedischen Design-und Werbeagentur Ritator, außerdem ein Fotoessay der Schweizer Prill Vieceli Cremers. „Die Mitte des Volkes“ (2007) ist eine scheinbar objektive Dokumentation über die rechtsgerichtete Schweizer SVP, die, kurioserweise von den Parteianhängern ebenso gemocht wird wie von seinen Hassern und deswegen so genial sei.

Für Fully Booked wurden the state of the art – Publikationen entsprechend ihres Charakters kategorisiert: jede habe eine Agenda, jedes Buch erzähle auf seine Art eine eigene Geschichte – und folgend des Ablaufs einer Erzählung arrangiert. The Storyteller holt den Leser ab. In Sonderserien, großteils Neuauflagen von Klassikern aus dem englischen Verlagshaus Penguin, beginnt die Erzählung bereits auf dem Cover, haptisch und visuell. Und manchmal verbinden sich das Innenlayout und Erzählung überhaupt erst gemeinsam zur Geschichte. The Showmaster kann nicht leise: ich ziehe, schiebe und klappe an und in Sam Ita‘s Pop-Up Bücher. Das hier übertrifft meine euphorischsten Kindheitserinnerungen. Weiter zum Teacher. Der hat aber einen Auftrag zu erfüllen; ich will nicht weiter stören. The Business Man schließlich weiß, wie das Geld in die Tasche kommt, weiß, wie man unangenehme Wahrheiten verblümt. Prestigeobjekt Geschäftsbericht. Einer bittet darum gebacken zu werden, um lesbar zu werden. Und Lichtplayer Zumtobel lässt sich seit Jahren seinen Zahlenstriptease von renommierten Künstlern gestalten. Zuletzt brachte Anish Kapoor, Gestalter schillernder Monumentalskulpturen, die sonst dröge Form der Publikation zum Leuchten:  Farbverläufe und monochrome Farbseiten knallen das hartnäckigste Stimmungstief aus der Seele.

Anschließend reden wir noch über den Show-off Faktor von Büchern. Wir reden über Fräsungen in Büchern als analoges Pendant zum Hyperlink, wie er die Beziehung zum kommerziellen Schaffen im Studium verloren hat und über die spannendste Phase in der Geschichte des Druckens.

Bücher sind Dialogpartner, Bücher sind Positionen, Bücher sind Sammlerstücke. Und ich brauch neue Regale.

Den Großteil der ausgestellten Serien und Einzelwerke sowie der Fully Booked-Katalog werden übrigens über GESTALTEN verkauft. Den ersten Band aus 2008 findet ihr aktuell, gebraucht für 200 Euro, bei Amazon. Zum Offline-Shopping bietet sich übrigens der kommende Donnerstag an: denn dann wird „Penguin‘s brightest star“, die in der Ausstellung umfangreich vertretene Illustratorin, Coralie Bickford-Smith‘s Stellung (Penguin) im Gespräch mit Robert Klanten (Gestalten) zu hören sein.

A New Era for Printed Matter – A talk with Coralie Bickford-Smith am Do, 11.April, 19.00 h
Fully Booked noch bis 21. April
GESTALTEN Space: Sophie-Gips-Höfe, Sophienstraße 21
Mo-So, 12.00 – 20.00 h


Autocenter: Umzug, Eröffnung und Summer Academy
Schon vor langem wurde die einst namengebende Location des Autocenter und jetzt, nach diversen lokalen Umzügen, auch der Bezirk Friedrichshain verlassen. Am 15. März eröffnete der Raum für experimentelle Positionen, der klar betont, nicht als kommerzielle Galerie zu agieren, mit überwältigendem Menschenauflauf in der Leipziger Straße. Neustart mit einer Retrospektive: alle in den letzten 12 Jahren ausgestellten Künstler waren eingeladen, die Wandschränke der ehemaligen Bücherei mit einem Werk zu füllen. Mit dabei auch Anouk Kruithof, deren Bücherwand das wohl meist zitierte Werk der Feverish Library-Ausstellung bei Capitain Petzel war. Noch während meines Besuchs werden die ersten Arbeiten abgeholt. Es wird Platz geschaffen für die nächste Ausstellung: conference 1. Die Künstler stehen fest, ein Thema soll in einem gemeinsamen Kurationsprozess entwickelt werden. Mehr kann ich also nicht sagen. Eröffnung ist am 20.April.

Und solltet ihr euch vor Ort zu kreativer Überleistung inspiriert fühlen bewerbt euch doch für die Autocenter Summer Academy. Vier Wochen, acht Kurse, 120 Gäste. Es steht Unterricht bei Künstlern wie Olaf Nicolai und Jorinde Voigt, Vorlesungen von Thibaut de Ruyter und Ivo Wessel sowie der Austausch mit anderen Künstlern die weiteren Argumente contra Sommerferien.

Mehr Informationen gibt‘s hier.
Bewerbungsschluss: 01. Mai.

Autocenter: Leipziger Strasse 56
Do – Sa, 16.00 – 19.00 h
Eintritt frei

Saskia über: Anselm Kiefer. Der Rhein
Meine Begegnungen mit den Werken von Anselm Kiefer waren immer von einer gewissen Ehrfurcht geprägt. Wuchtig kamen sie daher, schwer und beeindruckend aber auch immer von so viel erzählender Schönheit, dass ich mich kaum abwenden konnte. Dass sich seine und meine Wege eines Tages für die kommende Ausstellung “Der Rhein” kreuzen würden, muss ich mir mit wackeligen Handyfotos immer wieder selbst beweisen.

In dieser Ausstellung werden neue, großformatige Holzschnittarbeiten gezeigt, die so viel weniger wuchtig sind als erwartet: leicht, fließend, kontrastreich und nur einen Hauch chromatisch. Der Fluss vereint mit Gebäuden, Bäumen und geometrischen Figuren. Anselm Kiefer erinnert sich auf den Bildern an Wahrnehmungen des Rheins aus der Kindheit:

“Ich bin aufgewachsen in einem kleinen Dorf auf der anderen Seite des Rheins. Der Fluss war zu Fuß in einer halben Stunde erreichbar. Wandernd durch eine Allee von hohen Bäumen sah man schon von weitem das silbern schimmernde Band des Flusses, das zugleich Ziel, Ende der Wanderschaft und Verheißung auf ein anderes, ein geheimnisvolles Land am anderen Ufer des Flusses war”

Neben den Werken an der Wand wird auch ein 1,90 m großes Buch zu sehen sein, das ebenfalls vom Rhein erzählt und offen aufgestellt in den Räumen der Galerie steht.

Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, den 12. April von 18-20 Uhr in Anwesenheit des Künstlers statt.
Anselm Kiefer “Der Rhein” bis zum 14. September.
Galerie Bastian: Am Kupfergraben 10
Do/Fr 11.00 -17.30 h, Sa 11.00 -16.00 h
Eintritt frei


The Wrinkles of the City in der Stadt
In letzter Minute flatterte – oder soll ich sagen faltete? – noch ein Hinweis auf THE WRINKLES OF THE CITY – BERLIN in meine Inbox. Ab heute, 09.April, lohnt es sich beim Blick in die Sonne die sonst grauen Wände zu streifen: an 15 Bauwerken der Stadt, unter anderem am Postbahnhof, am Bunker der Sammlung Boros, am alten Bauamt an der Leipziger Straße, an der Bar 1000 und am Wasserturm an der Eastside Gallery sind überdimensionale schwarz-weiß Portraits, Zeitzeugen des urbanen Wandels, aus der Kamera des französischen Künstlers JR zu sehen.

Am 17. April eröffnet eine begleitende Ausstellung in der Galerie Henrik Springmann: Gipsstrasse 14
Di – Fr, 10.00 – 19.00h
Sa, 10.00- 18.00h

Samstag, 20.04. Dustown Festival – White Trash

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Das Dustown Festival vereint so viele Strömungen und Richtungen der Rockmusik wie kein zweites Indoor-Festival, an 3 Tagen wird das White Trash auf beiden Ebenen ganz im Zeichen der Psychedelic, Garage, Surf, Fuzz, Stoner, 60s, 70s, Heavy, Blues, Glam und Rock Musik stehen.

Das Festival, welches dieses Wochenende zum dritten Mal stattfindet, richtet sich vor allem an Fans des Roadburn Festival in Holland, welches zeitgleich stattfindet, aber schon Monate im vorraus ausverkauft ist, und dem Desertfest in Berlin, welches eine Woche später stattfindet. Die drei Tage im White Trash sind DIE Möglichkeit, einige Bands vom Roadburn Festival in Berlin zu sehen, und sich auf das nahende Desertfest einzustimmen und das auch noch für einen geringen Obolus.

Am Samstag sind das im Restaurant die Garage Band LE KID & LES MARINELLIS aus Montréal und ein Mann mit dem Blues im Blut, LOUIE FONTAINE (LV), übrigens ein sehr geschäftstüchtiger Mann mit einer interessanten Biographie, nachzulesen auf seiner Webseite. Als DJ wurde DJ Pontius Pilate (Soul, 60s) verpflichtet.

In der Diamond Lounge gibt sich das Garage Rock Quartett THE MAGNIFICENT BROTHERHOOD aus Berlin die Ehre und die schwarzmaskierten Psychopunker von THEEE PSYCHO JONES INVASION. Bis zum Morgengrauen erhellt DJ PSYCHO JONES und sein Club White Out! die Diamond Lounge.

Beginn: 22:00 Uhr | Eintritt: 6 Euro

 

Montag, 22.04. Grid Expo – Stiftung Mercator

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Tom Tykwers grandioser Film »Drei« beginnt mit der Einstellung auf 3 Stromlinien, die unter blauem Himmel ihre Geschichten erzählen. Auf langen Autofahrten habe ich Stromlinien auch immer beobachtet, wie sie zusammen und auseinander gingen. Zum Einschlafen schön. Mit der Energiewende und der rasanten technologischen Entwicklung wird sich unsere Umgebung noch mehr verändern, als sie das in den letzten 20 Jahren sowieso getan hat.

»As the fossil era is coming to an end, new ways to convert our sun’s energy to power our daily lives (more or less) directly has a similarly influential potential to transform our way of life. The next industrial revolution will be powered by renewables. The upcoming pan European wide web of energy – some call it already the SuperSmart Grid – will combine up-to-date communication technologies with an upgraded grid infrastructure.«

Beim ersten Gridspectives Forum wird die Ästhetik der Energiewende diskutiert und über innovative Designansätze gesprochen. Thema also: die Schönheit von Strom und bis Ende des Jahres könnt ihr im ProjektZentrum die Arbeiten von 20 Designern dazu sehen.

ARTVERGNÜGEN #34 – Special zum Gallery Weekend 2013

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51 Galerien. 51 Eröffnungen. Zum Gallery Weekend vom 26.-28. April werden wir uns die Taschen mit Nervennahrung und Blasenpflastern vollpacken, um diesen Marathon für Kunstfanatiker durchzuhalten. Damit ihr kein Highlight verpasst, bringen wir Licht in den Dschungel und verraten euch, an welchen Stellen sich das Durchschlagen besonders lohnt. Mit unserer handlichen ARTMAP könnt ihr euch hoffentlich besser durch die Stadt navigieren. Saskia und Verena wünschen viel Vergnügen.


Mit Artvergnügen zum Gallery Weekend 2013 auf einer größeren Karte anzeigen, um Informationen zu den einzelnen Orten zu bekommen.

Zudem wird artsation mit Reverse Graffitis zum Gallery Weekend Straßen und Häuser bemalen, die mit Slogans wie “Come with me, but don’t touch my KATZ!” für Unterhaltung auf den Wegen zwischen den Galerien sorgen. Also auch die Augen dazwischen aufhalten.

Gallery Weekend Berlin
Freitag 18-21 Uhr, Sa-So 11 – 19 Uhr

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