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Channel: Kunst – Mit Vergnügen Berlin
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ARTVERGNÜGEN SPECIAL – im Sonnenstudio mit Frau Grau

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Carmen Maria Traud auch bekannt als Frau Grau spricht nicht gern über ihre Arbeit, steht nicht gerne im Mittelpunkt und wünscht sich nach Kalifornien. Mit Vergnügen macht ihr einen Strich durch die Rechnung: diesen Sonntag ist Frau Grau nämlich Live-Illustratorin unserer Geburtstagsfeier. Ich traf sie um zu hören wie die Vorbereitungen laufen und natürlich um sie euch vorzustellen.

Wir setzen uns in die Küche des Kreuzberger Sonnenstudios. Das Sonnenstudio, ein lichtdurchflutetes Atelier in einem Kreuzberger Fabrikgebäude, teilt sich Frau Grau mit anderen Illustratoren, Grafikern und Programmieren. Gemütlich ist’s.

Du bist die Sylt Inselmalerin 2013. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Es begann mit einer Ausstellung auf Sylt im Atelier Klint. Dort erzählte ich einer Besucherin der Ausstellung, wie gerne ich mal woanders, außerhalb Berlins, malen würde. Sie meinte, das trifft sich gut. Ich soll doch mal bei ihrem Kunstverein vorbeikommen. Das hab ich gemacht und zwei Wochen später war ich Inselmalerin. Jetzt fahre ich da so einmal im Monat hin, mache Fotos und Skizzen, sammle Eindrücke, Farben und Formen, treffe Menschen und deren Geschichten die meine Illustrationen inspirieren.

Auf jeden Fall hätte ich mir die typische Inselmalerin anders vorgestellt.
Deine Postkartenserie mit Schriftzügen wie „WE NEVER WENT FULLSCREEN“ von Softwareherz erscheinen zu ironisch für das traditionelle Nordlicht.

Die Texte dafür schreibt Claude Draude (Softwareherz), die eigentlich Kulturwissenschaftlerin und Soziologin ist und sich mit Mensch-Computer-Interaktion beschäftigt. Als ich erwählt wurde hieß es aber auch, das sei ein mutiger Schritt. Sylt hat eher ein gesetztes Publikum, doch ich habe nicht vor Möwen und Strandkörbe zu malen.

Lana del Rey im Strandkorb. Eine Möwe auf der Schulter. Vielleicht liegen die beiden Welten von Frau Grau gar nicht so weit auseinander. Auf ihrem Tumblr findet sich ein Logo für das Starlett. Ich glaube zunächst es handle sich um einen Spaßentwurf.

Das hast du nicht wirklich für Lana del Rey entworfen, oder?
Doch, klar. Ich arbeite viel für Musiker und wurde angefragt dieses Logo zu entwerfen. Allerdings habe ich mich gedrückt, als es zum Treffen in Berlin kommen sollte. Ich steh’ nicht gern im Mittelpunkt. …Ich arbeite auf jeden Fall recht regelmäßig für Labels. Seit 2008 für Neon Gold Records. Unsere erste gemeinsame Veröffentlichung war für Passion Pit (Sleepyhead), danach folgten weitere 7  Inch. Über Neon Gold kam der Kontakt zu Penguin Prison und darüber zum Deal mit Lana del Rey und Ms Mr.



Wie ist das für dich als Künstlerin für andere Künstler zu arbeiten?

Ich mach das sehr gerne, weil es eine meistens sehr freie und kreative Arbeit ist. Und es ist nie Musik dabei, die ich nicht vertreten kann. Obwohl, manchmal doch, dann mag ich aber den Menschen dahinter, denn ich arbeite in der Zeit recht eng mit der Person zusammen, treffe die Person immer wieder.

Und für wen würdest du gerne mal ein Cover gestalten?
Hm, für The Knife würde ich gerne was machen. Lustigerweise produzieren die hier teilweise im Haus in der Etage unter uns. Aber wenn man sich begegnet wissen sie nicht wer ich bin.

Was mir bei deinen Arbeiten gefällt ist die stilistische Brandbreite: Aquarell bis Fineliner, realistisch abbildend und abstrakt verspielt, menschliche und florale Motive. Gibt es eine Arbeit die dich deines Erachtens am besten widerspiegelt?
Eigentlich nicht. Die Form entsteht immer auch aus den aktuellen Umständen. Außerdem sind vieles Auftragsarbeiten, die ich so vielleicht nicht gemacht hätte, auch wenn ich letztlich dahinter stehe. Im Grunde ist aber sind alles Facetten meines Stils, die ich je nach Auftrag abrufen kann; so kommen manchmal auch neue zustande. Ganz wichtig ist, dass man sich in die Sachen einfühlt und mit voller Überzeugung umsetzt, so dass am Ende alle glücklich sind.


Hast du eine favorisierte Arbeit?
Die, die bei meiner Mutter an der Wand hängen. Das sind wirklich alte Sachen, die ich mit 16 gemalt habe.

Warst du schon früher ein kreatives Kind?
Ich habe eigentlich schon immer gemalt; man sagt(e) mir auch oft, ich schreibe kein Tagebuch, ich würde es malen. Um mich zu einem glücklichen Kind zu machen, haben mir meine Eltern Stifte und Papier hingestellt. Kochbücher wurden ausgemalt. Meine Spezialität war auf Endlosdruckerpapier zu malen.

Und noch eine schneller Runde: Was bedeutet Kunst für dich?
Es klingt abgedroschen, aber die Kunst zieht sich durch mein ganzes Leben, ist ein großer Teil davon. Und ich bin sehr glücklich davon leben zu können – mehr oder weniger.

Was sind deine liebsten Orte für Kunst in Berlin?
Das ist jetzt kein direkter Ort, aber ich mag das Gallery Weekend , wenn alles offen ist und man sich so viel Input gibt, dass  man danach von oben bis unten voll mit Eindrücken ist. Auch skurrile Orte wie Artists Anonymous üben eine gewissen Anziehungskraft auf mich aus.

Wer ist dein Lieblingskünstler?
Frohawk Two-Feathers aus LA. Der macht ganz andere Sachen als ich, wahrscheinlich finde ich ihn deswegen so gut. Wahnsinnig gut sogar.

Was bereitet dir Vergnügen?
Das Leben.

Und wie wirst du es am Sonntag einfangen?
Die Leute kommen und lassen sich porträtieren, nehmen’s mit. Wir haben 100 Blatt Papier besorgt, mehr schaff’ ich nicht in zwei Stunden. Und morgen ist Testlauf hier im Studio. Ich komm ja schließlich nicht unvorbereitet!


Ab April veröffentlicht sie erste Arbeiten ihrer Inselmalerei in der Presse , vom 01.- 15. September gibt’s dann die große Ausstellung in der Westerland Stadtgalerie. Frau Graus Karten werden verkauft bei R.S.V.P. in Berlin-Mitte (Mulackstraße 14), cosi in Rostock oder direkt bei ihr. Am Sonntag wird sie aber erstmal von 17 – 19.00 im Fluxbau eure ausgelassene Stimmung auf Papier für die Ewigkeit dokumentieren. 


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